Frankfurt/Main - Viele junge Sänger bezahlen ihre Ungeduld bei der Karriereplanung mit der Qualität ihrer Stimme. «Es gibt leider mehr und mehr junge Sänger, die sich nicht mehr genug Zeit geben wollen», sagte der Intendant der Frankfurter Oper, Bernd Loebe (66), der Deutschen Presse-Agentur. «Die haben schon nach zwei Jahren das Gefühl, sie verpassen die große Karriere, wenn sie zu lange an einem Ort bleiben.»
Das berge große Gefahren. «Ich sehe dann, wie aus einer sehr schönen Stimme eine Stimme mit einem zu großen Vibrato wird und daraus entsteht dann ein Tremolo und dann kann man nur noch Partien singen, wo man schreit.»
«Wir leben in einer schnelllebigen Zeit», sagte Loebe, «schneller Geld verdienen, schneller Karriere machen, alles schneller.» Junge Sänger sähen nur die Angebote - «und die wollen sie alle annehmen». Er müsse da immer dagegen halten und sagen: «Lass Dir die Ruhe. Die Karriere kommt von alleine zu Dir, wenn Du Deinen Job gut machst.»
Das funktioniere mal besser, mal nicht so gut. «Und manchmal bin ich es auch leid, immer den Warner und Bremser zu geben», sagte Loebe, dessen Haus als ideale Bühne für junge Sänger gilt: Der Zuschauerraum ist nicht so groß, dass man schreien müsste, und im «Opernstudio» wurden viele Sänger ausgebildet, die heute zur Weltspitze gehören.