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Lesefestival der Leipziger Buchmesse feiert 20. Jubiläum

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Leipzig - Im Gericht, in der Kneipe, im Zoo und im Friseurladen - überall wird vorgelesen, wenn es in ein paar Wochen bei der Leipziger Buchmesse wieder «Leipzig liest» heißt. Was sich heute Europas größtes Literaturfestival nennt, begann als Solidaritätsaktion jener Verlage, die auf der Leipziger Buchmesse 1991 ausstellten.

Denn auch die Leipziger Buchmesse musste sich nach der Wende neu orientieren und Wege suchen, das Publikum anzuziehen. Ein Ziel war, Leser und Autoren zusammenzubringen. Bis 1972 hatte die Leipziger Buchmesse zweimal im Jahr stattgefunden, seit 1972 nur noch einmal unter dem Dach der Frühjahrsmesse. Sie war ein begehrtes «Fenster zum Westen», konnte man doch hier die Literatur aus der Bundesrepublik sehen, lesen und - wenn man Glück hatte - auch ergattern. Verschenken oder verkaufen durften die West-Aussteller ihre Bücher nicht, aber sie konnten wegsehen. Die ostdeutschen Besucher nutzten dieses besondere Angebot regelmäßig und ließen die in der DDR teilweise verbotenen Exemplare in ihren Taschen verschwinden. Und so bekam das Wort «Taschen-Buch» in Leipzig seinen eigenen Sinn.

Nach dem Mauerfall war das Messe-Fenster zum Westen nicht mehr nötig. Trotzdem entschied sich die Leipziger Messegesellschaft Anfang 1990, eine eigenständige, internationale Buchmesse auszurichten und der schier übermächtigen Konkurrenz der Frankfurter Buchmesse zu trotzen.

Der Neustart erfolgte am gewohnten Ort: Im Messehof, Messehaus am Markt und in der Untergrundmessehalle unter dem Marktplatz. Eng, niedrig, aber gemütlich - so empfanden die meisten Aussteller die Atmosphäre. Vor allem die größeren West-Verlage blieben anfangs noch skeptisch. Aber gerade die Lage der Buchmesse mitten in der Stadt war vielleicht der erste Schlüssel zum Erfolg von «Leipzig liest», das beim Neustart der Buchmesse 1991 so etwas wie ein Katalysator war.

Rund 31.000 Besucher kamen zu dieser ersten Leipziger Buchmesse nach der Wende, die keine Fach-, sondern eine Publikumsmesse war und auch sein sollte. «Wir sind klein, aber anders», formulierte es die damalige Messechefin Cornelia Wohlfarth. Die Ausrichtung auf das Publikum gab gerade kleinen oder mittleren, oft neu gegründeten Verlagen die Möglichkeit, jenen Kontakt zu ihren Lesern zu bekommen, den sie wegen mangelnder Marketingkraft sonst kaum erzielen konnten.

Begeistertes Publikum in Armeestärke
Die Besucherzahlen stiegen in den Folgejahren stetig an, so dass Theo Schäfer vom Club Bertelsmann zum zehnjährigen Jubiläum des Lesefestivals feststellte: «Nirgends nehmen so viele Verlage und Autoren teil, und nirgends gibt es ein so begeistertes Publikum, das in Armeestärke aufmarschiert.» Das war 2001 und da hatte die Leipziger Messe schon längst eine weitere Hürde genommen. Denn 1998 war sie von der Innenstadt aufs neue Messegelände am Stadtrand gezogen. Nun gab es die Lesungen tagsüber auf der Messe und abends in der Innenstadt: im Ägyptischen Museum, im Schauspielhaus, im Stadtbad und an immer wieder neuen Orten.

Günter Grass, Stefan Heym, Dschingis Aitmatow, Christa Wolf – die Prominenten des Literaturbetriebs fanden ihre Zuhörer ebenso wie Neulinge. Rund 156.000 Besucher kamen zur Leipziger Buchmesse 2010. «Leipzig liest» bot 2.000 Veranstaltungen mit 1.500 Autoren. 2011 will man das 20. Jubiläum nicht groß feiern. Geboten werden soll dafür wieder die bewährte Mischung aus literarischen Highlights. Ein Verlag aber hat in Leipzig etwas zu feiern: Der Deutsche Taschenbuch Verlag wird 50 Jahre alt. Einen Festakt wird es später geben, bei «Leipzig liest» aber will man erst mal mit seinen Lesern feiern. Erwartet werden dazu unter anderem Autoren wie Wilhelm Genazino, Arno Geiger und Ingo Schulze.
 

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