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Unsterblich? Die «Fab Four» in ihren besten Zeiten. Foto: EMI
Morgenröte einer neuen Ära - 60 Jahre Beatles. Foto: EMI
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Morgenröte einer neuen Ära - 60 Jahre Beatles [update, 18.8.]

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Hamburg - Am Abend des 17. August 1960 betreten fünf junge Engländer die Bühne des zweitklassigen Amüsierschuppens «Indra» auf der Großen Freiheit im Hamburger Rotlichtviertel St. Pauli. Es lässt sich nicht mehr rekonstruieren, mit welchem Song John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best den Abend eröffnen, aber es war mit Sicherheit ein bekannter Rock'n'Roll-Kracher; vielleicht von Little Richard, von Gene Vincent oder Chuck Berry. Mit Balladen hätte das Publikum nicht viel anfangen können - Huren und Zuhälter, Gangster und Rocker.

In der Nacht zuvor hatten die fünf Musiker zusammen mit ein paar Reisegefährten die Hansestadt erreicht, nach einer 36-stündigen Reise mit einem alten grünen Aston-Bus. Von Liverpool ging es über London zur Fähre nach Harwich, und in Hoek van Holland betreten «The Beatles» erstmals ausländischen Boden. So nennt sich die Band seit kurzem, und unter diesem Namen sollten drei der fünf jungen Männer zu Idolen ihrer Generation werden. Der vierte, Ringo Starr, kommt wenig später mit einer Konkurrenzband nach Hamburg, dort lernen sie sich kennen. Ihr Einfluss auf die populäre Kultur der sechziger Jahres, nicht allein auf die Musik, ist kaum zu überschätzen und wirkt bis heute nach.

Doch bis dahin ist noch ein Weg zu gehen. Dem Anfang der beispiellosen Beatles-Karriere wohnt kein Zauber inne. Die Arbeit ist hart, der Lohn karg. Viereinhalb Stunden stehen sie täglich auf der Bühne, an den Wochenenden noch länger. Der älteste von ihnen, Stuart Sutcliffe, ist gerade mal 20 Jahre alt, der jüngste, George Harrison, erst 17. Sie sprechen die deutsche Sprache nicht und werden in zwei fensterlosen Abstellräumen neben der Herrentoilette in einem Kino untergebracht. Nur mit Aufputschmitteln halten sie die aufreibenden Tage und Nächte durch.

Und doch verwandelt schon dieser erste Hamburg-Aufenthalt die Band: Sie werden deutlich bessere Musiker. «In Hamburg wurden wir erwachsen», sagt John Lennon später. Sie müssen improvisieren und die Songs mit Solo-Einlagen verlängern, weil ihr Repertoire für kaum mehr als eine Stunde reicht. Sie nehmen neue Stücke dazu und entwickeln eine bessere Bühnenpräsenz. Und sie beginnen, an eigenem Material zu arbeiten, voran die begnadeten Songschreiber Lennon und McCartney. «Doch sie trauen sich nicht, eigene Stücke auf der Bühne zu präsentieren», sagt Stefanie Hempel, eine der führenden Beatles-Expertinnen in Deutschland. Es mangelt noch an Selbstbewusstsein, neben den großen Namen des Rock'n'Roll bestehen zu können.

Das erste Beatles-Gastspiel in Hamburg dauert ein Vierteljahr und endet mit einem Desaster. Die Band will den Vertrag mit ihrem Clubbetreiber brechen, um im «Top Ten» zu spielen, einem größeren und besseren Club. Doch ihr Arbeitgeber verpetzt die Beatles bei den Behörden; der minderjährige Harrison wird ausgewiesen, später auch McCartney und Best, weil sie im Kino gezündelt haben. Sutcliffe hat sich in die Fotografin Astrid Kirchherr verliebt und will gar nicht mehr zurück. Am Ende bleibt allein John Lennon. Er spielt noch ein paar Nächte mit anderen Musikern und schlägt sich Anfang Dezember dann nach Liverpool durch. Er zweifelt, ob er auf dem richtigen Weg ist und meldet sich nach seiner Rückkehr ein paar Tage nicht mehr bei seinen Kollegen. Die Band hätte an dieser Stelle aufgeben können.

Doch schon vor Weihnachten stehen die Beatles wieder in Liverpool auf der Bühne und im April 1961 sind sie zurück in Hamburg, für 92 Abende im «Top Ten». «Das war ihre beste Zeit in Hamburg», sagt Stefanie Hempel, die zum 60. Jubiläum ein Live-Event im «Indra» auf die Bühne bringt, das weltweit im Internet verfolgt werden kann. Hamburg ist zu dieser Zeit der beste Ort für Live-Rockmusik in Europa. Aus den ambitionierten Amateuren sind Profis geworden, die immer besser werden und ein größeres Publikum ansprechen. 1962 sind sie drei Mal für mehrere Wochen im neuen «Star-Club» gebucht und spielen dort vor bis zu 1000 Zuhörern.

Bei ihrem letzten Konzert an Silvester 1962 ist die erste Single raus («Love me do»), die Beatles wohnen im Hotel statt im Abstellraum, und an den Drums sitzt Ringo Starr. Alles ist bereit für die Weltkarriere, die 1963 mit großer Wucht einsetzt. Insgesamt spielen die Beatles während ihrer fünf Hamburg-Aufenthalte bei 281 Konzerten 1200 Stunden live auf der Bühne. Einmal noch kehren sie im Juni 1966 als Weltstars in die Hansestadt zurück und geben zwei Konzerte in der Ernst-Merck-Halle, kurz bevor sie das öffentliche Musizieren komplett aufgeben und zur Studioband werden.

Viele der Orte, an denen die Beatles-Story begann, sind in Hamburg noch zu sehen, und Stefanie Hempel führt seit vielen Jahren Touristen dorthin. Auch 50 Jahre nach ihrem Ende hat die Band eine riesige weltweite Fangemeinde. Doch das große Erbe wird in Hamburg eher stiefmütterlich behandelt. Während in Liverpool allein der Beatles-Tourismus für rund 2300 Arbeitsplätze sorgt und die Besucher jede Menge Touren, Museen, Clubs und Gedenkorte buchen können, hat Hamburg nur wenig. Ein Beatles-Museum hielt nur wenige Jahre durch, der Beatles-Platz am Ende der Großen Freiheit ist nachts nicht mehr illuminiert. An der Jubiläums-Show im «Indra», bei der auch prominente Überraschungsgäste auftreten sollen, beteiligen sich zumindest die Marketing- und die Tourismus-Organisation der Stadt.

Von den fünf jungen Männern, die vor 60 Jahren auf der Bühne standen, sind zwei noch am Leben, Paul McCartney und Schlagzeuger Pete Best. Der eine ist eine Legende, der andere verbrachte den Großteil seines Arbeitslebens als Angestellter des Arbeitsamtes Liverpool. Er musste die Beatles kurz vor ihrem Durchbruch zugunsten von Ringo Starr verlassen. Aber auch er profitierte später noch von ihrem Erfolg. Als 1995 zehn Stücke aus dem Frühwerk veröffentlicht wurden, bei denen Pete Best an den Drums saß, wurde er an den Erlösen beteiligt und auf einen Schlag zum Millionär.

 

[update, 18.8.]

Jubiläumsshow zu Ehren der Beatles
Wiebke Dördrechter, dpa

Hamburg - Rock'n'Roll, Beatmusik und viele Erinnerungen - unter dem Motto «Stream & Shout» ist am Montagabend an den ersten Auftritt der Beatles in Hamburg vor 60 Jahren erinnert worden. Gemeinsam mit ihrer fünfköpfigen Band ließ Organisatorin Stefanie Hempel im «Indra Club» auf St. Pauli den Beginn der beispiellosen Karriere der Liverpooler Revue passieren. Ursprünglich als Festival mit rund 40 Bands geplant, mussten die Veranstalter aufgrund von Corona auf ein Publikum vor Ort verzichten. Stattdessen wurde die Jubiläumsshow live im Internet übertragen.

Lieder des ersten Gigs der Pilzköpfe, die zunächst ausschließlich als Cover-Band auf der Bühne standen, geben den Auftakt der zweistündigen Show - mit dabei Lieder von Chuck Berry und Elvis Presley. Vor samtroten Vorhängen, unter stuckverzierter Decke und in Begleitung diverser Musiker wie Jimmy Barnette, Jessy Martens, dem Kaiser Quartett oder Bernd Begemann, wurden auch die größten Hits wie «Penny Lane» oder «Come together right now» der britischen Band gespielt.

Die Veranstaltung bot zudem tiefe Einblicke in die Anfangszeit der damals noch unbekannten Künstler in der Hansestadt. Vor Beginn ihres Welterfolgs mussten die Beatles laut Hempel auf jedweden Luxus verzichten. «Sie schliefen im Bambi-Kino in einem fensterlosen Zimmer direkt neben der Herrentoilette», berichtete die Expertin, die bereits seit 16 Jahren eine musikalische Beatles-Tour rund um die Reeperbahn anbietet.

Zwischen den Live-Darbietungen wurden Video-Grußworte von Prominenten gezeigt, unter anderem gratulierte Komiker Otto Waalkes. St. Pauli Ur-Gestein und Besitzerin der «Rosi's Bar», Rosi Sheridan McGinnity, berichtete als Zeitzeugin von ihrer gemeinsamen Zeit mit den Musikern, mit denen sie sich in den 60er Jahren für einige Wochen ein Zimmer geteilt hatte. Sie erinnerte sich an wilde, durchtanzte Nächte zu den Songs der damals noch minderjährigen Musiker in Hamburgs bekannten Amüsierviertel.

Fans aus aller Welt, darunter aus Algerien, Australien und Mexiko, verfolgten die Veranstaltung im Live-Stream und stellten im Chat Fragen an die Gäste. Von Rosi wollten sie etwa wissen, ob die Musiker höflich waren. «Sie waren alle sehr höflich», berichtete die 79-jährige Wirtin.

Vor Beginn der Veranstaltung im «Indra Club» ehrte die Jazz-Pianistin Julia Hülsmann die britische Band mit einer Hommage im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Ursprünglich war der Auftritt als erstes Konzert mit einem Testpublikum nach Beginn der Corona-Pandemie im Großen Saal geplant worden. Aufgrund eines technischen Defekts musste es jedoch ausfallen.

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