Ein Kodex, der darauf abzielt, die Manipulation von Streams bei audio- und audiovisuellen Streaming-Diensten aufzudecken und zu verhindern, wurde jüngst von einem Zusammenschluss aus Musik- und Technologieunternehmen sowie Künstler- und Musikwirtschaftsverbänden unterzeichnet. Darunter befinden sich u.a. WIN (Worldwide Independent Network) und IMPALA, der weltweite bzw. europäische Dachverband der unabhängigen Musikbranche, sowie Spotify, Amazon, Deezer und die Major-Firmen Universal, Sony und Warner.
Der 21 Punkte umfassende „Anti-Stream Manipulation Code of Best Practice“ sendet die klare Botschaft, dass dies nicht toleriert wird stellt fest welche Nutzung legitim und welche unzulässig ist (letzteres z. B. Streams, die nach automatisiertem Verfahren erstellt wurden oder die sich aus einer „Pay-to-Play-Vereinbarung“ ergeben). Die Unterzeichnenden vereinbaren darin Maßnahmen und Musterlösungen zur Bekämpfung von sogenannten Streamingfarmen und anderen Formen der Streaming-Manipulation, um sicherzustellen, dass in der Online-Welt gleiche Wettbewerbsbedingungen gelten.
So heißt es in dem Text: „Streaming-Manipulation hat das Potenzial durch die Beeinflussung algorithmischer Wiedergabe-Ergebnisse nicht nur Streaming-Dienstleistern, Rechteinhaber_innen bzw. Künstler_innen oder Werbetreibenden wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, sondern auch den Eindruck der Medien und Fans und das Verständnis für die Popularität bestimmter Aufnahmen zu verzerren.“ Neben den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen schaden diese Praktiken den Künstler_innen außerdem indem man ihnen irreführende Daten zur Verfügung stellt und sie mit diesen künstlich aufgeblähten Zahlen konkurrieren lässt. Oder gar indem Musiker_innen diese teuren, unethischen und unsachgemäßen Praktiken selbst in Betracht zögen.
Jörg Heidemann, Geschäftsführer des Verbandes unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT): „Manipulation von Streams oder der Charts sind nicht erst seit der Recherche des Y-Kollektivs ein besorgniserregendes Thema. Wir müssen alle zusammenarbeiten, um die Online-Welt fair und nachhaltig zu gestalten. Der nun veröffentlichte Kodex ist dafür ein guter erster Schritt, aber es ist nicht allein die Manipulation der Streams, die unabhängigen Künstler_innen Nachteile bereitet. Bei den großen Plattformen gibt es noch viel Spielraum, etwa bezüglich der verfügbaren Metadaten und Klangqualität. Aber allen voran bewerten wir das Ausschüttungsmodell als problematisch: Ein nutzerbasiertes Modell wäre fairer für Künstler_innen und Hörer_innen und würde gleichzeitig Manipulation erschweren.“
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