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Musikbranche verbucht 0,1 Prozent Plus

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Berlin - Der deutsche Musikmarkt hat im Jahr 2011 erstmals seit 15 Jahren keine Umsatzverluste verzeichnet. Stattdessen gab es beim Gesamtumsatz aus allen Musikverkäufen und Einnahmen ein ganz leichtes Plus von 0,1 Prozent, vor allem dank des weiter stark wachsenden Digitalmarktes, wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Donnerstag in Berlin bilanzierte.

 

Der Umsatz mit physischen Produkten ging um 3,8 Prozent zurück, während der Umsatz aus digitalen Geschäftsfeldern um 21,2 Prozent zulegte. Zugleich startete die Branche erfolgreich in das Jahr 2012: Im ersten Quartal 2012 stieg der Umsatz aus Musikverkäufen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 4,2 Prozent. Das Marktforschungsinstitut GfK rechnet laut BVMI ab 2013 mit einem "leichten Aufwärtstrend".

Der Vorstandsvorsitzende Dieter Gorny sagte, die aktuellen Zahlen seien zwar "positive Signale", aber noch "keine Trendwende". Der Markt sei nur noch "halb so groß, wie er mal war". "Die illegale Konkurrenz ist nach wie vor stark", betonte Gorny. 2010 hatte die Branche ein Minus von 4,6 Prozent verbucht.

Neben den Downloads (Umsatzplus 28,8 Prozent) wuchs 2011 auch Vinyl erneut stark - beim Absatz um 10,3 Prozent und beim Umsatz um 15,6 Prozent. Laut BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke ist Vinyl mit einem Umsatz von 14 Millionen Euro aber eine "Liebhabernische". Die CD sei mit einem Marktanteil von 73,8 Prozent und einem Umsatz von 1,098 Milliarden Euro trotz der zum Teil starken Rückgänge der vergangenen Jahre das Rückgrat der Branche. "Die CD ist nicht tot."

Intensivkäufer sorgen für mehr als ein Drittel der Umsätze

Der Kauf von Musik ist aber generell ein Nischen-Hobby: Die Mehrzahl der Deutschen gibt kein Geld dafür aus. Die nur vier Prozent ausmachende Gruppe der Intensivkäufer, die mehr als neun Käufe pro Jahr tätigen, sorgt für 36 Prozent aller Umsätze im Musikmarkt. Der Anteil der Nichtkäufer stieg auf rund 61 Prozent - obwohl 84 Prozent angaben, dass ihnen Musik wichtig oder sogar sehr wichtig sei.

Gorny wies mit Nachdruck die anhaltende Kritik zurück, die Branche sei nach wie vor nicht für das digitale Zeitalter gerüstet. Die Zahl der in Deutschland verfügbaren Online-Musikdienste habe sich 2011 fast verdoppelt auf 70 Angebote. Der Anteil des Digitalmarktes am Gesamtumsatz kletterte auf 16,6 Prozent. Einzeltracks verzeichneten ein Umsatzplus von 30,3 Prozent, Alben ein Plus von 27,8 Prozent.

Die Einnahmen mit Werbung und Abonnements bei Audio- und Musikvideostreamings spielten 2011 mit einem Anteil von zehn Prozent am Digitalmarkt noch eine untergeordnete Rolle. Laut einer aktuellen Studie gaben sechs Prozent der Deutschen an, über ein Musik-Abo zu verfügen. 22 Prozent können sich vorstellen, eins abzuschließen.

Streaming ist "Brücke zum legalen Konsum"

Drücke wertete Streaming "vor allem auch als Brücke zum legalen Konsum". Es werde eine Gruppe angesprochen, die sehr internetaffin sei. In Schweden, dem Heimatland Spotifys, macht der Umsatz mit Streamingdiensten inzwischen 82 Prozent der Umsätze aus.

Mit Blick auf die unterschiedlichen Formen des Musikkonsums betonte er: "Wir haben gegenwärtig einen gesunden Mix der Anteile." Der Markt biete vom Vinyl bis zur Cloud eine "unglaubliche Vielfalt". Gorny sagte: "Wichtig ist, dass die Leute Musik hören wollen, egal wie sie diese hören wollen."

Der Vorstandsvorsitzende forderte zudem erneut eine Stärkung des Urheberrechtes - etwa durch Einführung eines Warnhinweises bei Rechtsverletzungen im Netz. Der Politik warf er "Wegducken" vor. Zwar gebe es ein Bekenntnis zum Urheberrecht, es fehle aber ein entsprechendes konsequentes Handeln.