Reduziert man die Leipziger Buchmesse allein auf Statistik und Zahlen, übertrifft sie sich Jahr für Jahr selbst. Vom 13. bis 16. März präsentierten sich in diesem Frühjahr 2.194 Aussteller aus 42 Ländern auf dem Messegelände im Leipziger Norden. Und das die Buchmesse begleitende Lesefestival „Leipzig liest“ – das als größte seiner Art in Europa gilt – bot an 400 Orten 3.000 Veranstaltungen. Oliver Zille, Chef der Leipziger Buchmesse, sagt, dass die 175.000 Besucher das Fassungsvermögen der Ausstellungsfläche an seine Grenzen bringen und er über weniger Besucher eigentlich froh wäre.
Seit 2010 gibt es eine eigene Ausstellungsfläche für Musikverlage, Musikveranstalter und Musikvermittler in Halle 4. Die Euphorie und das Interesse an der Sparte Musik auf der Leipziger Buchmesse hat in diesem Jahr etwas nachgelassen. Die Zahl der Musikverlage ist zurückgegangen, von 30 Ausstellern gehörten 18 der verlegerischen Zunft an. Das mag an der Kapazität der einzelnen Verlage liegen, fand doch in diesem Frühjahr nicht nur zeitnah, sondern zeitgleich die Frankfurter Musikmesse statt. In 2015 soll diese Überschneidung nicht wieder stattfinden, dann wird in Frankfurt einen Monat später eröffnet. Die Organisatoren haben bemerkt, dass es nur großen Musikverlagen möglich ist, auf beiden Messen präsent zu sein.
Die Geschäfte, vor allem die internationalen, werden bekanntermaßen auf der Musikmesse in Frankfurt abgeschlossen. Dort stellt etwa die vierfache Anzahl an Musikverlagen aus, und die Messe bleibt an den ersten Tagen dem Fachpublikum vorbehalten. In Leipzig hingegen ist an allen vier Tagen das breite Publikum willkommen. Ganze Schulklassen verlegen ihren Unterricht auf das Messegelände. Kinder und Jugendliche sind auf dem gesamten Messegelände, und nicht nur in Halle 1 anzutreffen, wo gleichzeitig die Manga-Comic-Convention stattfand. Um so bedauerlicher ist es, dass in diesem Jahr der Verein Let‘s Make Music mit seiner „Open Stage für Einsteiger“ nicht wieder nach Leipzig gefunden hat. Die Open Stage fand im vergangenen Jahr reges Interesse bei Jugendlichen, die sich am Keyboard, an der Gitarre, am Schlagzeug oder E-Bass unter fachkundiger Anleitung ausprobieren konnten. Auch die vom Verein veranstalteten Workshops für das aktive Musizieren für Musikpädagogen entfielen in diesem Jahr.
So wurde das Thema Musikvermittlung durch lediglich drei Institutionen mit Leben erfüllt: den Helbling Verlag mit seinem Workshop für Beatbox und Vocal Percussion, den Kontakte Musikverlag mit seinem Programm „Singen mit Kindern im Alter von 4-10 Jahren“ und CLARA, dem Jugend-Musik-Netzwerk des MDR. Mit viel Engagement und unterstützt von Musikern des MDR Sinfonieorchesters nahm der Musikvermittler Ekkehard Vogler die interessierten Kinder auf eine musikalische Entdeckungsreise mit. Es wurden Instrumente gebaut, Songs komponiert und anschließend in der KlangBox produziert. Immerhin hatten die Akteure ein extra für sie bereit gestelltes Musikzimmer zur Verfügung, das im kommenden Jahr getrost etwas größer ausfallen könnte.
Im Zentrum des Musikbereiches in Halle 4 ist zudem das MusikcafeĢ ein beliebter Anlaufpunkt für Messebesucher. Die ausstellenden Verlage und Institutionen haben hier ein Podium, um Neuheiten ihrer Verlagsprogramme zu präsentieren und darüber ins Gespräch zu kommen. Das Musikcafé sollte künftig aber auch ein Podium für kultur-, bildungs- und musikpolitische Themen sein. Die Leipziger Buchmesse hat sich das Thema Bildung auf die Fahnen geschrieben, Kinder und Jugendliche sind hier willkommen und gern gesehen. Da bietet es sich gerade in der Musikstadt Leipzig an, ein breiteres Angebot zur musikalischen Bildung zu bieten. Auch Schulbuchverlage wie Cornelsen, Klett oder Volk und Wissen sollten sich mit ihren Musik-Programmen mehr in den Musikbereich der Leipziger Buchmesse einbringen. Dort könnte man künftig ein effektives Musikbildungs-Netzwerk aufbauen, wenn es nur gewollt wird.