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Die Instrumente sind gestimmt, hoffentlich stimmt auch die Bilanz: Musikmesse Frankfurt 2010. Foto: Musikmesse/Jochen Günther
Die Instrumente sind gestimmt, hoffentlich stimmt auch die Bilanz: Musikmesse Frankfurt 2010. Foto: Musikmesse/Jochen Günther
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„Nach der Messe ist vor der Messe“

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Wolfgang Lücke, Direktor der Musikmesse Frankfurt, im Gespräch mit der neuen musikzeitung
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Die Musikmesse steht vor der Tür, auch in wirtschaftlich aufregenden Zeiten nach wie vor das Ereignis für Verlage, Instrumentenhersteller und Musiker. Die neue musikzeitung eröffnet ihre Berichterstattung zur Musikmesse mit einem Interview mit Wolfgang Lücke (unteres Bild), der seit 2001 Direktor der Musikmesse Frankfurt ist. Er gibt Auskunft über die aktuellen Trends und ermöglicht auch einen Blick hinter die Kulissen des Messe-Machens.

neue musikzeitung: Wie wählt man diesen Beruf?
Wolfgang Lücke: Eine Messe zu machen, das kann man natürlich nicht studieren oder eine Ausbildung in diese Richtung machen, jedenfalls nicht damals, als ich anfing. Ich bin nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing einige Jahre als Marketing-Direktor bei Musik Produktiv, einer der größten MI Händler Europas, tätig gewesen. Dort habe ich unter anderem die Hausmesse aufgebaut, die sich immer noch großer und wachsender Bedeutung erfreut. Als die Position des Direktors der Musikmesse zu besetzen war, konnte ich nicht nur das Branchenwissen bezüglich der Hersteller, sondern auch im Hinblick auf die Arbeit als Messemacher einbringen.

nmz: Wie hat sich die Messe im Laufe dieser Jahre verändert?
Lücke: Die Musikmesse ist über die Jahre kontinuierlich gewachsen. Sie ist die weltweit größte Messe der MI-Branche und überzeugt durch ihre komplette Marktabdeckung und den hohen Grad der Internationalität. Die Messe hat sich mit der Branche verändert, einige Dinge sind jedoch gleich geblieben. Die Situation der Musik- und Notenverlage hat sich geändert, digitale Vertriebswege drängen immer mehr ins alltägliche Geschäft. Das spiegelt sich auch auf der Musikmesse wider, besonders in unserem Verlagsareal und im Bereich Musikbiz. Auf der anderen Seite sind Instrumente wie Gitarren, Bässe oder das Schlagzeug immer noch die großen Besuchermagnete auf der Musikmesse. Wir haben zusätzlich zum „normalen“ Messebetrieb einige wichtige Konzertbühnen etabliert, die die Messe besonders auch am Musikmesse-Samstag, an dem das breite Publikum Zutritt hat, für Laien und Hobby-Musiker attraktiv macht.

nmz: Ist die Prolight + Sound heute wichtiger geworden als die eigentliche Musikmesse?
Lücke: Für uns sind beide Veranstaltungen gleich wichtig. Was die Aussteller- und Besucherzahlen angeht, ist die Musikmesse die größere Veranstaltung. Beide Messen bieten jedoch durch denselben Termin viele Synergieeffekte. Die Grenzen zwischen professionellem Equipment und semiprofessionellem Equipment sind ja mittlerweile fließend. Viele Besucher der Musikmesse besuchen auch die Prolight + Sound und umgekehrt. Beide Veranstaltungen profitieren voneinander.

nmz: Was sind die Trends auf der Musikmesse 2010?
Lücke: Nach wie vor ist das Musikmachen in den eigenen vier Wänden im Trend. Das gemeinsame Musikmachen ist eine Erfahrung, die viele Menschen erleben wollen. Das geht nicht nur mit den Freunden zu Hause, sondern auch mit Musikern rund um den Globus. Durch geeignete Software-Programme können sich Musiker über tausende Kilometer hinweg verbinden und zeitgleich miteinander Musik machen. Die elektronischen Musikinstrumente sind immer noch der Bereich mit den kürzesten Innovationszyklen. Hier geht der Trend in Richtung Verkleinerung. Geräte, mit denen eine Band sich aufnehmen und ihre Songs komplett selbst mischen kann, werden immer kleiner und passen zum Teil schon in die Hosentasche.

nmz: Gibt es 2010 echte Neuerungen?
Lücke: Wir haben einige Änderungen der Hallenbelegung vorgenommen. Die Aussteller der Halle 4.2 präsentieren sich in diesem Jahr in Halle 4.1. Die europäischen Klavierhersteller sind mit einem Piano Salon Europe im Forum1 vertreten. Das DJ-Equipment zieht in Halle 5.1. Die Musikmitmach-Ausstellung Music4Kids, die in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert, wird in Halle 6.0 stattfinden, wo während der Messe rund 8.000 Kinder Musikinstrumente selbst ausprobieren können.

nmz: Wo registrieren Sie Wachstum, wo Schrumpfungsprozesse?
Lücke: Die Musikmesse bewegt sich im gleichen wirtschaftlichen Umfeld wie ihr Primärmarkt, der in Deutschland 2009 im Gegensatz zu anderen Absatzmärkten stabil war. Die Hersteller spürten jedoch die Schwäche der internationalen Märkte und hatten spürbare Exportrückgänge zu verzeichnen.  Trotz dieses herausfordernden Klimas und durch die hohe Marktdurchdringung der Musikmesse als weltweit größte Messe im MI-Bereich, bewegen wir uns auf einem hohen Niveau. Wir werden auch 2010 die Leitmesse der MI-Branche sein.

nmz: Wie macht sich die Krise bemerkbar?
Lücke: Veränderungen hinsichtlich der Aussteller spiegeln die Veränderungen in der Branche wider. Konzentrationen im Markt, Fusionen und Veränderungen in der Vertriebsstruktur sorgen immer wieder für Veränderungen bei der Zahl der Aussteller, Größe der Stände, et cetera.


nmz: Welche Rolle spielen die Märkte in Fernost?
Lücke: Durch die Music China, die eine Veranstaltung der Messe Frankfurt ist, sind wir dort bestens vertreten. Aber auch die Musikmesse ist in Hinblick auf die Märkte in Asien bestens aufgestellt. Die Internationalität der Musikmesse ist der Vorteil, den auch die Aussteller und Fachbesucher aus Fernost zu schätzen wissen. Auch sie nutzen die Messe, um mit Herstellern und Vertrieben aus aller Welt in Kontakt zu treten.

nmz: Wie „komponiert“ man so eine Messehalle wie die Halle 3?
Lücke: In der Messebranche gilt das geflügelte Wort: „Nach der Messe ist vor der Messe.“ Zum Teil nehmen wir direkt nach Beendigung der einen Veranstaltung Gespräche mit den Ausstellern auf, um Dinge für die nächste Musikmesse zu besprechen. Wir nehmen Anregungen auf, versuchen die Wünsche der Aussteller zu erfüllen und sind mit unseren Beiräten ständig in Kontakt. Die Halle 3.1 ist insofern eine Besonderheit, da sich hier Instrumenten-Aussteller, an deren Ständen natürlich auch Musik gemacht wird, neben Ausstellern aus dem Verlagssegment präsentieren. Hier wird mit den Ausstellern zum Teil in täglichem Austausch an den Platzierungen gefeilt, bis alle Aussteller platziert sind und das Erscheinungsbild der Halle feststeht.

nmz: Was wünschen Sie sich für die Musikmesse 2011?
Lücke: Ich wünsche mir, dass die Musikmesse 2011 wie bisher die beste Messe in der MI-Branche wird. Wir vom Team der Musikmesse möchten weiter daran arbeiten, dass die Musikmesse für alle, Aussteller, Besucher und natürlich auch für uns, eine tolle Veranstaltung wird, die Erfolg bringt und immer wieder Spaß macht.

Das Gespräch führte Andreas Kolb

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