Hamburg/Berlin (ddp-bln). Der neue Chef des Berliner Aufbau-Verlages, Matthias Koch, will das Buchangebot erweitern. «Wir sind sehr gut sortiert bei anspruchsvollen Kriminalromanen oder historischen Themen», sagte der Verleger dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Zu den Stärken des Hauses zähle auch die DDR- und Emigrantenliteratur.
Junge deutsche Autoren, die gesellschaftliche Prozesse der Gegenwart literarisch verarbeiteten, gebe es hingegen noch zu wenige, erläuterte der 64-jährige Unternehmer, der Mitte Oktober den insolventen Verlag vom bisherigen Verleger Bernd Lunkewitz übernommen hatte.
Der Aufbau-Verlag muss Koch zufolge zum kulturpolitischen Forum werden, das gesellschaftliche Diskussionen anstößt. Es solle viel mehr öffentliche Veranstaltungen geben. «Dabei werden wir unsere Autoren präsentieren und Themen aufgreifen, die der Verlag für gesellschaftlich relevant hält», sagte er. Als Beispiele nannte der Verleger das große Thema Migration und das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in Deutschland. Koch kündigte an, der Verlag solle "als der literarische Begleiter der Berliner Republik wahrgenommen werden.»
Zu den von ihm übernommenen Hinterlassenschaften gehören nach Angaben von Koch ausstehende Honorare für Autoren. Viele seien in der Vergangenheit abgesprungen, weil sie nicht oder nur sehr schleppend bezahlt worden seien. Er habe Schulden in Höhe von über einer Million vorgefunden, die jetzt über den Insolvenzverwalter als Erstes beglichen worden seien, sagte der Unternehmer.
Der 1943 in Dresden geborene Koch war im Mai aus dem Ruhrgebiet nach Berlin gezogen und früher Lehrer für Deutsch, Französisch und Literatur. Lunkewitz hatte den Aufbau-Verlag 1991 von der staatlichen Treuhandanstalt erworben, ohne dass diese im Besitz der Eigentumsrechte war. Es folgte ein Rechtsstreit um Besitzverhältnisse, Lizenzen und Rechte.