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Anne-Sofie von Otter
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Nord-Schlager

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Das schwedische Musikexportbüro
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Vor genau 30 Jahren gewann ABBA den Grand Prix d’Eurovision. Heute ist deren Heimat Schweden drittgrößter Musikexporteur der Welt. Hinter dem Erfolg stehen neben der Kultband auch ein Musik begeisterte Wirtschaftsminister und das Musikexportbüro.

Solide Autos, preiswerte Möbel und blütenweißes Papier sind die bekanntesten Exportschlager Schwedens. Seit langem ist das Land im Norden Europas aber auch einer der größten Musikexporteure der Welt. Lediglich in den USA und Großbritannien ist diese Branche im Außenhandel stärker. Die Kultband ABBA und der Solo-Sänger Björn Skifs stehen am Anfang dieses kulturellen wie wirtschaftlichen Erfolges. Völlig überraschend eroberte der bis dahin im Ausland unbekannte Sänger vor genau dreißig Jahren, am 6. April 1974, den ersten Platz der Billboard Charts. Am selben Tag trat das schwedische Quartett mit dem Song „Waterloo“ beim Grand Prix d´Eurovision de la Chanson an. Und siegte.

Von Skifs hört man heutzutage außerhalb seiner Heimat nicht mehr viel, aber ABBA und Schweden sind aus dem internationalen Musikgeschäft nicht mehr wegzudenken. Die vierköpfige Band hat bis heute weit über 300 Millionen Platten verkauft – nur die Beatles bringen es auf mehr. Schweden nimmt durch den Musikexport, zu dem unter anderem auch der Verkauf von CD-Pressen und Ausstattungen für Tonstudios gehören, mittlerweile über sieben Milliarden Kronen ein (zirka 780 Millionen Euro) – mehr als je zuvor. Weder der Erfolg von Björn Skifs noch der von ABBA waren Teil einer gut durchdachten Marketingstrategie.

Dennoch war es kein purer Zufall, dass damals zwei international so erfolgreiche Interpreten aus Schweden kamen. „Schweden ging es nach dem Krieg vergleichsweise gut. Die jungen Leute konnten sich teure Musikausrüstungen leisten. Gleichzeitig waren wir stark von den USA und England beeinflusst. Deren Musiker tourten durch unser Land und inspirierten die musizierende Jugend“, sagt Holger Larsen, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Stockholm.

Dazu kam, dass die Schweden schon damals sehr gut Englisch sprachen. Anders als die Jugendlichen in anderen Ländern konnten sie die Liedtexte der gastierenden Musiker verstehen und hatten auch keine Probleme auf Englisch zu singen. Im Gegensatz zu französischen, italienischen und deutschen ist es den schwedischen Musikern aber bis heute nicht gelungen, im Ausland auch mit Liedtexten in ihrer Muttersprache wenigstens ein wenig erfolgreich zu sein. Trotz der angelsächsischen Einflüsse und der Dominanz der englischen Sprache konnte sich so etwas wie spezifisch schwedische Popmusik entwickeln. „Es gibt sehr oft eine melancholische, Moll basierte Melodik und Harmonik“, sagt Musikwissenschaftler Larsen und nennt die Lieder von ABBA und Roxette als bekannteste Beispiele.

Da sei der Einfluss der schwedischen Volksmusik unüberhörbar. „Sehr viele der Musiker waren der Volksmusik verbunden. ABBA-Komponist Benny Andersson zum Beispiel ist Harmonikaspieler und Volksmusikenthusiast“, so Larsen. Dass viele der heute berühmten schwedischen Musiker mit der Volksmusik ihres Landes vertraut sind, ist gewissermaßen dem Wohlfahrtsstaat zu verdanken. Das klingt nach einer gewagten These. Doch ihre ersten Klavier- oder Gesangstunden erhielten die Musiker oftmals in einer der kommunalen Musikschulen. Diese wiederum werden teilweise mit Steuergeldern finanziert. Im Bereich der E-Musik hingegen, in Schweden „Kunstmusik“ genannt, ist das nordeuropäische Land schon lange kein bedeutender Faktor mehr gewesen. Zuletzt habe in den 1950ern ein Kunstmusik-Komponist im Ausland Erfolge feiern können, so der Musikologe Larsen.

Doch es ist nicht alles Pop, was aus Schweden kommt. Zumindest bei den Interpreten ist das Land auch in anderen Genres erfolgreich. So wurde die schwedische Mezzosopranistin Anne-Sofie von Otter, bekannt für ihre Interpretationen von Schubertliedern, dieses Jahr als beste Solistin im Segment Klassik in Los Angeles mit einem Grammy ausgezeichnet. Auch im internationalen Jazzgeschäft ist das Land eine feste Größe. Im Ausland am bekanntesten ist sicherlich das Esbjörn Svensson Trio. Auf der diesjährigen schwedischen Grammygala bekamen die drei Jazz-Musiker den „Musik Export Preis“ verliehen.

Der 1998 vom heutigen schwedischen Wirtschaftsminister Leif Pagrotsky ins Leben gerufene Preis wird alljährlich an diejenigen vergeben, die sich um den Erfolg schwedischer Musik im Ausland besonders verdient gemacht haben. Preisträger in den Vorjahren waren unter anderem The Cardigans, Benny Andersson von ABBA, Roxette und The Hives. Pagrotsky hat die Förderung der schwedischen Musikindustrie zur Chefsache gemacht. Auf Messen wie Midem und Popkomm sowie anderen Branchentreffs taucht er falls möglich persönlich auf und wird nicht müde zu betonen, wie wichtig der Erfolg schwedischer Musik im Ausland sei. „Ich glaube, dass Pagrotsky visionär genug war einzusehen, dass es beim Musikexport nicht nur um Geld für die Musikbranche geht, sondern ums ganze Schwedenbild“, sagt Christer Lundblad. Als Geschäftsführer von Export Music Sweden macht er sich für die schwedische Musikbranche im Ausland stark. Das Musikexportbüro wird von den großen Branchenverbänden und – projektbezogen – auch dem schwedischen Staat finanziert.

Im Vergleich zu seinem Gegenpart in Frankreich ist Export Music Sweden mit einem Jahresbudget von rund drei Millionen Kronen (zirka 330.000 Euro) nicht allzu üppig ausgestattet, doch auf den großen Messen in Cannes und Berlin ist man stets präsent. Zudem veranstaltet das Musikexportbüro gemeinsam mit dem schwedischen Kulturinstitut und den Botschaften Marketingkampagnen und Konzerte im Ausland. Das soll nicht nur der Branche, sondern dem ganzen Land nutzen. „Schwedische Musik trägt dazu bei, dass man ein Bild von Schweden als kreatives, unternehmerisches Land bekommt“, so Lundblad. Das bewirke, dass man Schweden besuchen und Geschäfte mit Schweden machen wolle. Auch in anderen Branchen. „Es beeinflusst die Verkäufe von Ericsson Handys oder Volvos“, meint Lundblad.
Diese These muss noch bewiesen werden. Fest steht jedoch, dass die schwedische Musikindustrie längst nicht nur Sänger und Tontechniker beschäftigt. Zur schwedischen Musikindustrie gehören auch einige der weltweit größten Hersteller von Pressen zur CD- und DVD-Produktion sowie Texter. Längst arbeiten die Liederschreiber nicht mehr nur für heimische Gruppen. So entstammen einige der Lieder der Amerikanerin Britney Spears aus der Feder eines Schweden. Und sind damit Teil des schwedischen Musikexports.

http://www.exms.com – Export Music Sweden
http://www.abbasite.com (Offizielle ABBA-Seite)

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