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«Geige von Buchenwald» erklingt wieder - erstes Konzert in Erfurt. Foto: Hufner
NS-Raubgutkommission erhöht Entschädigung für Geige auf 285 000 Euro. Foto: Hufner
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NS-Raubgut: Stiftung zahlt Erben Entschädigung für Guarneri-Geige

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Nürnberg - Lösung in einem langen NS-Raubgut-Streit: Die Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung hat eigenen Angaben zufolge 285 000 Euro Entschädigung für eine hochwertige Geige an die Erben des jüdischen Vorbesitzers des Instruments gezahlt. Die volle Summe sei am Donnerstag (30.12.21) überwiesen worden, teilte die Stiftung mit.

Nach Einschätzung der Beratenden Kommission für die Rückgabe von NS-Raubgut handelt sich bei der 1706 vom italienischen Geigenbauer Giuseppe Guarneri gefertigten Violine um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.

Der Musikalienhändler Felix Hildesheimer hatte sie 1938 erworben. Als Jude musste er kurz darauf Haus und Musikalienhandlung verkaufen, 1939 beging der Suizid. Die 2010 gestorbene Stifterin Sophie Hagemann kaufte die Geige 1974 und spielte sie selbst. Weil sie sie in gutem Glauben erworben und die Stiftung bei der Aufklärung der Provenienz des Instruments mitgewirkt habe, verzichtete die Kommission 2016 darauf, eine Restitution zu empfehlen. Die Erben sollten finanziell entschädigt werden. Beide Seiten stimmten zu.

Die Stiftung, die in Amberg sitzt, aber vor allem in Nürnberg bei der Förderung junger Geiger aktiv ist, zahlte zunächst aber nicht. Es sei nicht mehr wahrscheinlich, dass Hildesheimer die Geige auf eine Weise verloren habe, die für die Erben einen Anspruch auf Wiedergutmachung nach sich ziehe, hieß es Anfang 2021 von der Stiftung.

Anfang Dezember erhöhte die NS-Raubgut-Kommission die Höhe der empfohlenen Entschädigungszahlung von 100 000 auf 285 000 Euro. Der NS-verfolgungsbedingte Verlust des Instruments sei zwischen den Parteien unstreitig, hieß es nun. Die Stiftung teilte am Freitag dazu mit, es sei eine einvernehmliche Lösung erreicht worden, um die Irritationen von Anfang 2021 zu überwinden. Die Beratende Kommission betonte, der 2021 neu bestellte Vorstand der Stiftung habe sich für eine faire und gerechte Lösung eingesetzt.

Laut Stiftung ist ihr Vermögen nun um mehr als die Hälfte reduziert. Man prüfe, wie der Stiftungszweck dennoch sinnvoll fortgeführt werden könne. Mit den Erben sollten Ideen entwickelt werden, wie die Geige zu einem «Instrument der Verständigung» werden könne.

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