Berlin - Die Musikmesse Popkomm fällt in diesem Jahr aus. Die Organisatoren sähen sich gezwungen, die Popkomm ein Jahr auszusetzen, sagte Popkomm-Direktorin Katja Gross drei Monate vor dem geplanten Beginn am Freitag in Berlin. Auf die Veranstaltung wäre ein «eklatanter» Einbruch von 40 bis 50 Prozent bei den Fachbesuchern zugekommen. Zur «Rettung und Stärkung» der Veranstaltung wird ein neues Gesamtkonzept für die Popkomm 2010 erarbeitet.
Dies soll den Kongress stärken und der zunehmenden Digitalisierung der Branche Rechnung tragen. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI), Dieter Gorny, forderte angesichts der allgemeinen Krise der Musikindustrie von der Politik verstärkte Bemühungen gegen Internetpiraterie.
Die Messe Berlin und Musikverbände betonten, dass die Popkomm im nächsten Jahr wieder stattfinden soll. Der Standort Berlin stehe nicht zur Disposition.
Die Popkomm hatte Gross zufolge im vergangenen Jahr bereits einen Einbruch bei Ausstellern und Fachbesuchern um rund 20 Prozent verkraften müssen. Den erneuten Rückgang begründete sie unter anderem mit der schwierigen Lage der Plattenlabels und dem starken Euro-Kurs, der internationalen Teilnehmern erhebliche Probleme bereitet hätte. Auf Basis der bis Montag eingegangenen Frühbuchungen hätte die Popkomm im September nur in kleiner abgespeckter Version stattfinden können. Dies sei Kunden und Partnern nicht zuzumuten gewesen. Die wichtigsten Partner und Aussteller würden die Pause unterstützen.
Gorny sprach von «erschreckenden» Teilnehmerzahlen. Es stelle sich die Frage, ob die Popkomm in der digitalen Zeit noch zeitgemäß sei. Der Verbandchef wollte die Absage auch als Signal verstanden wissen. Er hoffe, dass die Politik nun bei den ungelösten Fragen der digitalen Verbreitung «Dampf mache». Der BVMI und der Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT) warfen der Politik Untätigkeit beim «wichtigsten Branchenthema» Internetpiraterie vor. «Wird hier nicht bald gehandelt, werden alle Anstrengungen der Branche ins Leere laufen», so die Verbände.
Nähere Angaben zu dem neuen Konzept lehnte Gorny als verfrüht ab. Gross zufolge wird jedoch überdacht, ob Kongress und Festival anders positioniert werden müssen und ob im digitalen Zeitalter ein Marktplatz mit Ständen noch funktioniert. Gorny verwies darauf, dass sich die öffentliche Hand «massiv» beim Filmfestival Berlinale engagiere. Es gehe bei der Zukunft der Popkomm aber nicht um Subventionen, sondern um eine «Haltungsdebatte» zu der Veranstaltung, an der auch die Politik beteiligt sei.
Die Popkomm sollte vom 16. bis 18. September erstmals im ehemaligen Dresdener Bahnhof am Gleisdreieck veranstaltet werden. Die Messe hatte im vergangenen Jahr mit dem neuen Termin im Oktober auf dem Berliner Messegelände rund 14 000 Fachbesucher gezählt, 2007 hatte diese Zahl noch bei 15 420 gelegen, 2006 bei rund 15 000. Die Zahl der Aussteller sank von 886 auf 843. Zum Festival kamen 2008 rund 81 000 Besucher, ein Jahr davor waren es 1000 mehr.
Info zur Musikmesse Popkomm
Die Popkomm ist eine internationale Fachmesse für die Musik- und Unterhaltungsbranche. Sie wurde 1989 gegründet und fand von 1990 bis 2003 in Köln statt. Nach ihrem Umzug wurde sie seit 2004 einmal im Jahr in den Berliner Messehallen unter dem Funkturm veranstaltet.
Neben der Fachmesse, zu der im vergangenen Jahr rund 14 000 Besucher kamen, wurde jeweils auch ein Popkomm-Kongress organisiert, auf dem aktuelle Entwicklungen der Branche diskutiert wurden. Das ebenfalls zum Popkomm-Wochenende veranstaltete Festival besuchten zudem mehrere tausend Musiker.
Zur Popkomm versammelten sich in Berlin Plattenfirmen, Händler, Unternehmen, Künstler und Verlage auf einer Ausstellungsfläche von rund 16 000 Quadratmetern.