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Preise beim Theatertreffen vergeben

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Berlin - Beim Theatertreffen in Berlin sind am Wochenende zwei weitere Preise verleihen worden. Den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis für eine «herausragende künstlerische Leistung» nahm die Künstlerin Aino Laberenz stellvertretend für ihren im August gestorbenen Mann Christoph Schlingensief entgegen.

Der mit 5.000 Euro dotierte Alfred-Kerr-Darstellerpreis für eine besondere Leistung eines Nachwuchsschauspielers ging am Sonntag an die Schauspielerin Lina Beckmann. Die «Bühnen-Olympiade» endet am Montag.

Mit Schlingensief werde eine Persönlichkeit gewürdigt, «die weit über das Theater hinaus über Jahrzehnte hinweg Motor und Impulsgeber der nationalen und internationalen Performance-Kultur war», erklärte die Jury. Geehrt wurde er für seine Inszenierung «Via Intoleranza II», die die Arbeit an seinem in Burkina Faso geplanten Operndorf thematisiert. Das Geld soll in das Projekt fließen. Laberenz sagte, das gebe ihr Mut und zeige ihr, dass an das Operndorf geglaubt werde.

Singendes Publikum
Der Preis wird alljährlich für eine «herausragende künstlerische Leistung» aus dem Kreise der zehn zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen vergeben. Schlingensief war im August an Lungenkrebs gestorben. Das Theatertreffen war am 6. Mai gestartet und endet am 23. Mai mit einer Aufführung von «Via Intolleranza II».

Am Samstagabend ging die umjubelte Inszenierung mit einer Gesangseinlage des Publikums zu Ende. Ein afrikanischer Akteur des Ensembles forderte die Zuschauer auf, seine stimmgewaltigen Melodien zu wiederholen. Die Besucher im Haus der Berliner Festspiele stimmten ein und ließen sich unter dem Beifall des Ensembles dirigieren. Die Mitwirkenden sind zum Teil Laien und kommen aus dem afrikanischen Land.

Beckmann spielte zwei Rollen
Beckmann erhielt den Alfred-Kerr-Preis für ihre Rollen in den Inszenierungen «Das Werk/Im Bus/Ein Sturz» von Elfriede Jelinek und «Der Kirschgarten» von Anton Tschechow am Schauspiel Köln. Jurorin Eva Mattes begründete ihre Entscheidung damit, dass die 1981 geborene Schauspielerin sie nicht mehr losgelassen habe. «She's a natural woman und sie beherrscht die Bühne», sagte sie.

Beckmann erhielt ihre Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Seit 2007 gehört sie zum Ensemble des Schauspiels Köln.

Der zum 17. Mal verliehene Preis wurde 1991 von der Familie des Theaterkritikers Kerr und der Pressestiftung «Tagesspiegel» gestiftet. Er zeichnet die herausragende Leistung eines Nachwuchsschauspielers aus, der in einer der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen mitwirkt. In den vergangenen Jahren ging die Ehrung unter anderen an August Diehl, Fritzi Haberlandt, Devid Striesow und Johanna Wokalek.

Vor zwei Wochen war bereits der Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung an Almut Zilcher, Samuel Finzi, Dimiter Gotscheff und Wolfram Koch verliehen worden.

Viel Applaus für Neulinge
Zum diesjährigen Festival waren erstmals auch Bühnen aus der Off-Szene eingeladen. Die Performance-Gruppe She She Pop erhielt für das «Testament» über den Generationenkonflikt ebenso viel Beifall wie Nurkan Erpulats «Verrücktes Blut» über die Probleme von Migranten.

Auch Herbert Fritsch, der erstmals beim Theatertreffen dabei war und gleich zwei Einladungen erhalten hatte, bekam von der Kritik zumeist gute Noten. Sowohl sein «Biberpelz» von Gerhart Hauptmann als auch «Nora» kamen gut an.

Neue Leitung beim kommenden Theatertreffen
Das kommende Theatertreffen wird eine neue Leitung präsentieren: Die bisherige Leiterin Iris Laufenberg hört ebenso auf wie der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius. Ihm wird ab 1. Januar Thomas Oberender folgen, der bislang Schauspiel-Chef der Salzburger Festspiele war.


 

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