Berlin/Seifhennersdorf - Zu seinem 160. Firmenjubiläum hat der Klavierhersteller C. Bechstein einen vergoldeten Flügel präsentiert. Wie der Geschäftsführer Karl Schulze am Mittwoch am Sitz der AG in Berlin sagte, entstand das Instrument in knapp dreijähriger Arbeit im sächsischen Seifhennersdorf und soll in Peking versteigert werden. Interessenten gebe es bereits, hieß es. Das Eröffnungsgebot liegt nach Firmenangaben bei 1,8 Millionen Euro.
Der Flügel sei im Geist des Firmengründers entstanden, betonte Schulze. Der 27 Jahre alte Klavierbaumeister Carl Bechstein aus Gotha hatte das Unternehmen 1853 in Berlin gegründet. Der barocke Reiz des Jubiläumsflügels sei sicher nicht jedermanns Sache, sagte Schulze. Aber es zeige die Möglichkeiten des Handwerks. "Die Idee war, dass wir darin unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten verknüpfen." Während das "Kleid" barock historisierend daher komme, befinde sich im Inneren das Aktuellste an Technik, was die Firma nach 160 Jahren zu bieten habe. "Über Geschmack lässt sich streiten, über die Ausführung nicht", betonte Schulze. Als Vorbild diente ein Instrument aus dem 19. Jahrhundert. Carl Bechstein kreierte es den Angaben zufolge für die damalige englische Königin Victoria.
Spezialisten aus drei Ländern beteiligt
An der Fertigung des Instruments in der Seifhennersdorfer Manufaktur waren neben deutschen Fachleuten auch Spezialisten aus Polen und Tschechien beteiligt, sagte der Firmenchef. Für die Tragkonstruktion sei 100 Jahre altes italienisches Nußbaumholz verwendet worden. Die Tasten hätten dank einer behördlichen Sondergenehmigung - anders als heute üblich - wieder in Elfenbein ausgeführt werden dürfen. Um die Vergoldung den Vorstellungen entsprechend aufzubringen, seien Versuche notwendig gewesen, da die verschiedenen im Klavier verwendeten Materialen unterschiedlich auf das Gold und seine anschließende Lackierung reagierten, führte Schulze aus. Auf den Holzpartien befänden sich nicht weniger als zwölf Farbschichten.
Das Instrument soll zunächst im April bei der Internationalen Musikmesse in Frankfurt am Main gezeigt werden. Dann werde es nach Asien gebracht, wo die Firma in verschiedenen Metropolen eine Ausstellung plant, sagte Schulze. Letzte Etappe ist Peking. Dort werde es im alten Kaiserpalast der Verbotenen Stadt präsentiert. Es folge die Auktion. Namen bereits existierender Interessenten wurden mit Verweis auf die Auktion allerdings noch nicht genannt.
Klavierbauer in Sachsen und Tschechien
Die C. Bechstein Pianofortefabrik AG hat derzeit 340 Mitarbeiter, davon 140 in Seifhennersdorf. Parallel betreibt die Firma ein Werk im tschechischen Hradec Kralove. Dort werden vor allem Pianos und Flügel der Marke W. Hoffmann gefertigt.
Insgesamt produziert Bechstein nach eigenen Angaben jährlich etwa 4.500 Instrumente. "Wir sind nach der Stückzahl Marktführer in Europa", sagte Schulze. Der Klavierbaumeister hatte die Firma 1986 gekauft. Die Seifhennersdorfer Manufaktur gehört seit 1992 zum Unternehmen. Firmensitz ist das Designzentrum Stilwerk in Berlin-Charlottenburg.