Hauptrubrik
Banner Full-Size

Sächsischer Landesverband für Bildende Kunst fordert Honorare für bildende Künstler

Publikationsdatum
Body

Dresden - Sachsens bildende Künstler fordern eine angemessene Bezahlung für ihre Tätigkeiten. «Die Bildende Kunst ist ein schweres Feld, um Geld zu verdienen», sagte Lydia Hempel vom Landesverband für Bildende Kunst in Dresden der Nachrichtenagentur ddp. In den meisten Fällen erhielten Künstler bei Ausstellungen kein Honorar für ihre Arbeit.

Lediglich die bekannten Kunstschaffenden wie Neo Rauch oder Matthias Weischer seien ein Ausnahmefall und könnten von ihrer Kunst gut leben. «Die Verdienste vieler Künstler gehen im Monat oftmals nicht über 400 Euro hinaus», sagte Hempel.

In der geringen Bezahlung sieht der Verband auch eine mangelnde Wertschätzung für die Bildende Kunst. «Genauso wie in anderen Bereichen haben auch wir ein Recht auf angemessene Vergütung», sagte Hempel. So erhielten Musiker bei Ausstellungseröffnungen wie selbstverständlich Geld für ihren Auftritt, während die ausstellenden Künstler leer ausgingen. Auch wenn viele Kunstschaffenden bei ihrer Arbeit von Idealismus getrieben seien und nicht das große Geld machen wollten, müsse ein Bewusstsein für deren gesellschaftliche Leistungen geschaffen werden. «Ansonsten können sich die Künstler ihre Tätigkeiten nicht mehr leisten», warnte Hempel.

Der Leiter der internationalen Kunstschau Ostrale'010, Martin Müller, nennt die Situation in der Bildenden Kunst «grotesk». Gerne würde er seinen mehr als 250 Künstlern ein Honorar für die dreiwöchige Ausstellung im Dresdner Ostragehege zahlen. «Aber wir haben das Geld einfach nicht», sagte Müller. Zwar erhalte die Ostrale im Jahr 30 000 Euro institutionelle Förderung von der Stadt. Mehr als die Hälfte davon werde aber für Miete und Strom benötigt. «Selbst das Leitungsteam erhält kein Geld für seine Arbeit», sagte Müller.

Der Kurator übte generelle Kritik an der Kunstwelt. «Während 98 Prozent der Künstler von ihrer Arbeit nicht leben können, bilden die restlichen zwei Prozent eine winzige elitäre Künstlerschicht, die astronomische Preise für ihre Werke bekommt», sagte Müller. Die Preisbildung auf dem Kunstmarkt sei «vollkommen irreal» und ähnele dem Aktienmarkt.

Sollte es weiterhin kein Honorar für die Arbeitsleistung der Kunstschaffenden geben, befürchtet der Kunstverband eine Abwanderung junger Künstler. «Schon jetzt ist die Zahl der aus Sachsen weggehenden Künstler sehr groß», sagte Hempel. Die meisten ließen sich in Berlin nieder, wo das Verständnis für neuere Kunst deutlich größer sei als im Freistaat. «In der Hauptstadt wird die Kunst auch als Wirtschaftsfaktor begriffen - was bei uns noch fehlt», sagte Hempel.

Kritik übte der Verband auch an der Arbeit der Staatsregierung. «In den Umbau des Albertinums wurden in den letzten Jahren Unsummen an Euro gesteckt», sagte Hempel. Zeitgleich habe es die Politik verpasst, das künstlerische Umfeld und seine fachliche Aufarbeitung neben den Prestigeprojekten zu fördern. So werde der reichhaltige Bestand des Kunstfonds an zeitgenössischen Werken nicht offensiv gezeigt, sondern größtenteils in Depots gelagert.

Der Direktor des Kupferstich-Kabinetts und der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Bernhard Maaz, sagte, Künstler verdienten grundsätzlich nicht daran, dass Museen ihre Werke ausstellen. Die Grenze zwischen Galerien und Museen müsse sorgfältig gewahrt werden. Wenn Werke erworben werden, dann geschehe dies meist nicht mit Staatsmitteln, sondern durch Schenkungen von Künstlern, Galeristen oder Privatpersonen sowie durch Freundeskreise oder auch als Leihgaben.

Nach Angaben des Landesverbandes gibt es im Freistaat rund 1200 Bildende Künstler.

 

Ort