Berlin,Hamburg - Polizisten fanden im Juli bei einer Durchsuchung in Berlin eine wertvolle Geige. Der Dieb hatte keine Ahnung, welchen Schatz er gestohlen hatte, er verkaufte das mindestens 275 000 Euro teure Instrument für nur 200 Euro weiter. Nun atmen Fachleute auf.
Eine bei Durchsuchungen in Berlin sichergestellte wertvolle Geige ist intakt und soll bald wieder von einem Musiker genutzt werden können. «Ein Geigenbauer hat das Instrument untersucht und uns bestätigt, dass es spielfertig ist», sagte eine Sprecherin der Deutschen Stiftung Musikleben auf Anfrage.
Die Stiftung verwaltet wertvolle Streichinstrumente, die größtenteils im Bundesbesitz sind und stellt diese hochbegabten Musikern zur Verfügung. So war es auch im Fall des Instruments von Geigenbauer Nicolo Gagliano, das in Berlin im März 2019 einem Studierenden der Musikhochschule Hanns Eisler gestohlen wurde.
Mehr als drei Jahre später wurde die Geige aus dem 18. Jahrhundert Mitte Juli bei Durchsuchungen in der Kreuzberger Wohnung einer Seniorin sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Sohn der Frau soll das Instrument für lediglich 200 Euro vom Dieb gekauft haben. Eigentlicher Anlass für die Razzia waren Ermittlungen in einem anderen Fall wegen Körperverletzungen, Freiheitsberaubung und Bedrohung.
Die Staatsanwaltschaft gab den Wert Geige mit mindestens 275 000 Euro an. Nach Angaben der Stiftung hat das Instrument zwischenzeitlich eine Wertsteigerung erfahren. Offensichtlich wusste der Dieb jedoch nicht, über welchen Schatz er verfügte. Die Ermittlungen zu dem Fall dauern laut Behörde an.
Das Instrument ist unterdessen wieder in den Händen der in Hamburg ansässigen Stiftung. Im Februar 2023 soll dann im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt werden, welches Musiktalent die Geige nun als Leihgabe erhält. «Wir verleihen unsere Instrumente ausschließlich an Hochbegabte», erklärte die Sprecherin. Neubewerber erhielten ein wertvolles Musikinstrument zunächst für ein Jahr, im Anschluss seien auch längere Zeiträume möglich. «Unser Ziel ist, die Kulturlandschaft der Geige nachhaltig zu fördern», erklärte die Sprecherin.
Gestartet sei das Projekt mit einem Bestand von 16 Instrumenten, inzwischen zähle der Fonds mehr als 200 wertvolle, zum Teil über 300 Jahre alte Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe. «Es gibt zum Glück Menschen, die ihre Instrumente nicht im Schrank verstauben lassen wollen», so die Sprecherin.
Ist das 30. Lebensjahr erreicht, müssen geförderte Musiker ihr Instrument jedoch an die Stiftung zurückgeben. Dies gilt auch für den Studierenden, dem die wertvolle Geigen in Berlin gestohlen wurde. Er sei inzwischen 30 Jahre. Der Musiker sei aber sehr froh, dass das Instrument wieder da sei, erzählte die Sprecherin.