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Sonniger Marktplatz MIDEM

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Musikwirtschaft sorgt sich um geistiges Eigentum
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Musik aus dem Internet und die Situation der Musikvermarktung in den osteuropäischen Staaten waren die inhaltlichen Schwerpunkte der diesjährigen MIDEM. 12.000 Fachbesucher aus über 90 Ländern tauschten in den letzten Januar-Tagen Musikmarktinformationen aus und bahnten Musikrechtegeschäfte an. Auch 1999 behauptete die MIDEM zumindest in bezug auf die Aussteller- und Besucherzahlen ihre führende Rolle für einen Teil der weltweiten Musikindustrie.

Strahlender Sonnenschein auf die Croisette von Cannes erwärmte das subjektive Klima. Auch deshalb soll es ruhiger gewesen sein im Untergeschoß des Palais du Festival, in dem zum 33. „Marché International du Disque, de l’Edition Musicale et de la Video Musiques“ rund 400 Stände von Ausstellern aus 90 Ländern aufgebaut waren. Doch im Gegensatz zur großflächigen Selbstdarstellung der Musik- und Entertainmentwirtschaft (ohne die Tonträgerindustrie) auf der Frankfurter Musikmesse und der Plattenfirmen (ohne den Rest der Musikwirtschaft) auf der Kölner Popkomm. spielen die oft nur budengroßen „boots“ in Cannes ohnehin nur eine kleine Rolle. Sie dienen allenfalls als Treffpunkt, denn die meisten Termine auf der MIDEM werden schon vorher verabredet. Man kennt sich, wenigstens vom alljährlichen MIDEM-Besuch, und trifft sich bei den Ständen, noch lieber aber in den Lobbies und Bistros oder, wenn es ganz wichtig wird, in den Tagungsräumen oder, wenn es ganz vertraulich wird, in den Suiten der Luxus-Hotels mit Blick aufs Mittelmeer. Vom eigentlichen Geschehen bekommt der Zaungast, der womöglich den offiziellen Eintrittspreis von rund 1000 Mark bezahlt, Konzerte und Seminare besucht hat, wenig bis nichts mit. Denn auf der MIDEM ist Musik noch mehr als andernorts Ware. Ihr Marktwert wird im Einzelfall von den bereits erzielten Vermarktungsergebnissen oder erhofften Chancen bestimmt. Da Musik unfaßbar ist, dokumentiert sich das Eigentum an ihr in den Urheber-, Verlags-, Verwertungs-, Lizenz-Rechten, die stellvertretend für die Musik als Ware gehandelt werden. Wer das Recht hat, kann es komplett für einzelne Länder oder Nutzungsarten weitergeben. Die kontinuierlich steigende Zahl von Musikwerken, das sogenannte Weltrepertoire, führt zu unzähligen Rechtsbeziehungen, Regelungs- und Kontrollbedürfnissen, mit der sich manche Teile der Musikindustrie, allen voran die Verwertungsgesellschaften wie die GEMA, ausschließlich beschäftigen. Die Handvoll großer Konzerne, die weltweit tätig sind, brauchen keinen Marktplatz wie die MIDEM, man sucht sie dort vergeblich. Sie regeln sich länderübergreifend konzernintern. Die mittleren und kleineren Schallplattenfirmen, Verlage, Zulieferbetriebe und Medien sind es daher, die das Bild der MIDEM prägen und das Forum nutzen. Keine Frage aber, daß die GEMA ebenso wie ihre Schwestergesellschaften anderer Länder auf der MIDEM vertreten sind und ihre Stimme erheben. Der GEMA-Vorstandsvorsitzende Reinhold Kreile wird nicht müde, gerade bei der MIDEM auf den „wertvollen Beitrag der schöpferischen Menschen, der Komponisten, Textautoren und Musikverleger“ hinzuweisen. Unzureichende Strukturen in vielen Teilen der Welt, die vor Diebstahl geistigen Eigentums nicht schützen, treffen Urheber ebenso wie die rechtmäßigen Nutzer. In Cannes wurde die Situation in Osteuropa unter die Lupe genommen. Wirtschaftlich noch nicht so bedeutend, jedoch für die Zukunft brisanter ist der Bereich „Musik aus dem Internet“. Durch das World Wide Web und privat nutzbare CD-Brenner grassieren unerlaubte Vervielfältigungs- und Herunterlademöglichkeiten in steigender Qualität. Der Präsident des Deutschen Musikverlegerverbandes, Peter Hanser-Strecker, mahnte daher erneut an, das Bewußtsein für diese Problematik zu schärfen und Recht und Technik international anzupassen.

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