Bayreuth - Den Bayreuther Wagner-Festspielen droht ein Streik. Die Gewerkschaft ver.di kündigte am Mittwoch an, die Eröffnungspremiere am 25. Juli notfalls platzen zu lassen. «Das wäre zwar die Ultima Ratio, aber was bleibt uns anderes übrig», sagte ver.di-Sprecherin Barbara Schneider am Mittwoch und fügte hinzu: «Wir bereiten den Arbeitskampf vor.» ver.di habe das offizielle Scheitern der Verhandlungen erklärt.
Der Vorsitzende des Festspiel-Verwaltungsrates, Toni Schmid, bat die Gewerkschaft um mehr Zeit. Dem Verwaltungsrat sei ebenso wie den Festspielleiterinnen «im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten sehr an einer tariflichen Regelung gelegen», versicherte Schmid in einem offenen Brief. Allerdings sei das Ultimatum bis zum 24. Juli, dem Vorabend der Festspielpremiere, «völlig unrealistisch». Schmid appellierte an ver.di, die Verhandlungen fortzusetzen und «schon einmal Eckpunkte über eine Tarifvereinbarung zu erarbeiten, auf deren Basis wir im September zu einem Abschluss kommen».
Der Sprecher der Festspiele, Peter Emmerich, mahnte: «Wir dürfen die Festspiele nicht gefährden. Das kann in niemandes Interesse sein.» Viele Kartenbesitzer hätten jahrelang gewartet und dürften nun nicht enttäuscht werden. Schmid versicherte, es handle es sich «keineswegs um eine 'Verzögerungstaktik'». Es liege an den organisatorischen Umständen. «In Bayreuth ist alles komplizierter, und das wohl schon seit den Tagen Richard Wagners», schrieb Schmid und fügte hinzu: «Wir spielen nicht auf Zeit, wir benötigen sie.»
Die Gewerkschaft verlangt tarifvertragliche Regelungen für die rund 60 fest angestellten und zahlreichen freien Mitarbeiter der Festspiele. Dabei gehe es vor allem um Einkommensfragen und Modalitäten der Vertragsgestaltung. Schneider warf der Arbeitgeberseite vor, die Beschäftigten hinhalten zu wollen. Bislang sei bei zwei Treffen noch kein schriftliches Angebot vorgelegt worden. Lediglich mündlich seien ein paar Vorschläge angedeutet worden. «Und so geht es halt nicht», kritisierte Schneider.
Emmerich verwies auf die komplizierte Trägerstruktur der Festspiele mit vier Beteiligten, die sich untereinander einig werden müssten. «Das ist nicht einfach, das bedeutet einen hohen Zeitaufwand.» Die Gewerkschaft habe mit ihrer Festlegung auf einen Tarifabschluss vor Beginn der diesjährigen Festspiele unnötig Druck aufgebaut. «Es gibt doch ausreichend Zeit», sagte der Festspielsprecher.
Schneider erwiderte: «Die Kolleginnen und Kollegen sind stinksauer - die wollen endlich einen Tarifvertrag. Die Stimmung steht auf Arbeitskampf, da die Betroffenen nicht wissen, wie sie sich sonst gegen diese provozierenden Zeitverzögerungen wehren sollen.» Die Gewerkschaft werde sich nicht auf die Zeit nach den Festspielen, die bis zum 28. August laufen, vertrösten lassen. Für den Vorabend der Premiere sei deshalb ein «Nottermin» angesetzt worden. Falls es dort nicht zu einer Einigung komme, werde das international hoch beachtete Opernevent eben nicht stattfinden. «Genau so machen wir es», drohte Schneider.
Bislang sind die Festspiele ohne Tarifvertrag ausgekommen. Schneider sagte, unter dem früheren Festspielleiter Wolfgang Wagner seien Gehaltsverhandlungen im Zwiegespräch abgelaufen. «Das war halt sehr patriarchalisch organisiert», erläuterte die Gewerkschafterin. Doch nach dem Einstieg von Bund, Land und Stadt in die Festspiele GmbH zusammen mit dem Freundeskreis der Festspiele müsse nun ein Tarifvertrag für die bühnentechnischen Angestellten her, «damit es gerecht abläuft».