Die ConBrio Verlagsgesellschaft und der Deutsche Kulturrat sind in diesem Jahr erstmals auf der Buchmesse in Leipzig vertreten. Sie stellen dort die von den beiden Häusern herausgegebenen Bücher und Zeitungen, insbesondere die Zeitschriften Politik & Kultur sowie die neue musikzeitung vor. Am Stand A212 in Halle 4 sollen täglich kurze „Leipziger Zwiegespräche“ mit Vertretern aus Politik, Kultur und Verbänden sowie mit Künstlerinnen und Künstlern stattfinden. Zugesagt haben neben anderen bereits Sebastian Krumbiegel, Nina George, Regine Möbius und Alexander Skipis. Ins Gespräch kommen wollte die Redaktion der nmz aber auch mit der Messeleitung selbst, denn ein Spezifikum der Buchmesse Leipzig ist es seit vielen Jahren, Musikverlage zu präsentieren und damit Musikschullehrer, Schulmusiker und alle Musikinteressierten anzusprechen. nmz-Chefredakteur Andreas Kolb unterhielt sich mit dem Messechef Oliver Zille.
neue musikzeitung: Der Musiklehrertag ist 2017 im zweiten Jahr – Warum haben Sie dieses Format auf einer Buchmesse konzipiert und wie hat es sich etabliert?
Oliver Zille: Die Grundidee des Musiklehrertags war es, einen Synergieeffekt zwischen dem Bildungsschwerpunkt und dem Musikbereich der Leipziger Buchmesse herzustellen. Seit Jahren ist vor allem die frühkindliche Bildung stark in unserem Programm aufgestellt. Der Musiklehrertag ist seit 2016 nun die perfekte Ergänzung im Portfolio der Bildungsangebote der Leipziger Buchmesse.
nmz: Welche Musiklehrer sprechen Sie an? Schulmusiker und/oder Musikschullehrer? Regional oder bundesweit?
Zille: In erster Linie richtet sich der Musiklehrertag tatsächlich klassisch an Musikschullehrer sowie an die Musiklehrer der Gymnasien, Real-, Grund- und Förderschulen. Ebenso sprechen wir aber auch Pädagogen, die Neigungsunterricht und Ganztagsangebote an den Schulen betreuen an.
nmz: Woher kommt die Affinität der Leipziger Buchmesse zur Musik?
Zille: Die kommt ganz klar durch die zahlreichen Musikverlage, die auf der Leipziger Buchmesse seit Jahren ihren festen Platz und in Leipzig insgesamt eine lange Tradition haben. Edition Peters, Breitkopf&Härtel, Friedrich Hofmeister Musikverlag – um nur mal ein paar große Namen zu nennen. Sie alle sind eng mit unserer Messe und der Geschichte der Stadt Leipzig als Musikstadt verbunden.
nmz: 2009 kreierten Sie das neue Ausstellungsthema Musikliteratur mit fünf Ausstellern. Wie viele sind es heute? Gibt es Zahlen zu Ausstellern, Besuchern, Umsätzen und Themen im Musikbereich?
Zille: Unsere Ausstellerzahlen im Bereich Musik steigen seit Jahren kontinuierlich. Gleiches gilt für die Anzahl und Bandbreite an Veranstaltungen. Mit Lang Lang haben wir 2017 beispielsweise das besondere Glück, einen internationalen Starpianisten auf der Leipziger Buchmesse begrüßen zu dürfen. Er präsentiert sein erfolgreiches Musikprogramm „Mastering the Piano mit Lang Lang“ und gibt am Messe-Freitag einen exklusiven Workshop für Kinder. Außerdem vermittelt der zweite Musiklehrertag unter dem Motto „Da ist Musik drin!“ seinen Teilnehmern in zahlreichen Vorträgen, Workshops und interaktiven Mitmachangeboten theoretische und vor allem praktische Tipps für den Unterricht. Besonders musikalisch wird es am Familien-Sonntag, an dem es eine neue Auflage des Buchmessechors geben wird. Das Besondere an diesem Ensemble ist, dass es sich überwiegend aus dutzenden Hobbysängern zusammensetzt, die am Auftrittstag erstmals aufeinandertreffen und proben. Unserem Schwerpunktland Litauen entsprechend, schallen in diesem Jahr baltische Lieder durch die Glashalle. Zusätzlich laden das mittlerweile traditionelle Musikcafé sowie das beliebte Musikzimmer wieder zu über 50 Veranstaltungen ein.
nmz: Welches Feedback, welche Wünsche von Seiten der Musik-Aussteller hat Sie erreicht?
Zille: Zu unserer großen Freude ist das Feedback durchweg positiv. Der Musikbereich wird von Ausstellern und Besuchern gleichermaßen als wichtige und sinnvolle Ergänzung des generellen Angebots der Leipziger Buchmesse gesehen. Besonders gut ist das Echo im Hinblick auf die didaktische Ausrichtung des Musikprogramms.
nmz: Was ist 2017 bezüglich des Themas „Musik“ neu?
Zille: Wir kooperieren 2017 beispielsweise erstmals mit dem Bundesverband Musikunterricht, der sich mit einigen Veranstaltungen am Programm des Musiklehrertags beteiligt. Durch Partnerschaften wie diese möchten wir unsere überregionale Ausstrahlung weiter erhöhen und unsere Zielgruppen noch besser erreichen.
nmz: Nehmen Sie Entwicklungen auf der Musikmesse Frankfurt wahr? Dort werden es weniger Aussteller, bei Ihnen mehr …
Zille: Natürlich beobachten wir andere relevante Veranstaltungen rund um das Thema Musik. Uns mit ihnen vergleichen oder konkurrieren wollen wir aber nicht. Der Bereich Musik ist ein fester Bestandteil der Leipziger Buchmesse und stetig gewachsen. Wir nutzen die Synergien zu den anderen Bereichen der Leipziger Buchmesse und konzentrieren uns nach wie vor stark auf den Schwerpunkt Musikdidaktik.
Classical Next
Der 2012 ins Leben gerufene Branchentreff „Classical Next“ richtet sich mit einer Mischung aus Fachkonferenz, Ausstellung, Showcases und Filmpräsentationen an die internationale Klassikbranche. Im Sinne eines Netzwerks, das die in verschiedene historische Stile und Genres aufgesplitterte Szene zusammenführen will, versteht sich die Classical Next als ein Forum für neue Vermittlungs- und Geschäftsideen und als Plattform für junge Talente. Nach den Stationen München und Wien findet die Messe seit 2015 in Rotterdam statt. Organisiert von der Berliner Piranha Arts AG kooperiert die Classical Next mit CLASS – Association of Classical Independents in Germany e.V., dem Rotterdamer Kongress- und Veranstaltungszentrum De Doelen und der Womex (siehe eigener Text auf Seite 21).
Nach Angaben der Veranstalter wurde die Classical Next 2016 von rund 1.200 Teilnehmern aus 46 Ländern besucht. 700 Firmen, 60 Orchester und 150 Verlage waren vertreten, 275 Aussteller präsentierten sich an 76 Ständen. Der seit 2015 jährlich vergebene „Innovation Award“ ging 2016 an das Hamburger Ensemble Resonanz; für 2017 sind unter anderem das Podium Festival Esslingen und das Label „Neue Meister“ nominiert.
Die nächste Classical Next findet vom 17. bis 20. Mai 2017 in Rotterdam statt.
www.classsicalnext.com
Midem
Seit 1967 findet die internationale Musikmesse Midem im Palais des Fes-tivals in Cannes statt. Sie versteht sich – so die aktuelle Selbstbeschreibung – als „der ultimative internationale Treffpunkt für die Akteure des neuen Musik-Ökosystems“. Strukturiert in Konferenzen, Wettbewerbe, Networking-Events und das abendliche Konzertprogramm will sie Entscheider der Musikindustrie (Manager, Agenten, Labels, Marken und Technologie-Fachleute) zusammenbringen und ihnen ein entsprechendes B2B-Umfeld bieten. Die Konferenzen behandeln ein jährlich wechselndes Generalthema, 2017 wird das Streaming mit seinen Auswirkungen auf die Musikindustrie im Mittelpunkt stehen.
Die Besucherzahlen, die 2008 noch bei über 9.000 lagen, werden aktuell auf der Midem-Homepage mit 4.400 angegeben. Demnach waren zuletzt 85 Länder und über 1.800 Firmen vertreten. Preise werden in den Kategorien „Midem Artists Accelerator“, „Midemlab“ und „International Midem Awards“ vergeben.
Die nächste Midem findet vom 6. bis 9. Juni in Cannes statt.
Die Musikmesse Frankfurt am Main
Die Musikmesse Frankfurt ist die internationale Leitmesse der Musikindustrie. Die weltweit größte Veranstaltung ihrer Art bildet alle Sparten der Musikinstrumentenbranche ab: Ob klassische Instrumente, akustische oder elektrische Gitarren und Bässe, Blech- und Holzblasinstrumente, Schlagzeuge, Tasteninstrumente, elektronisches Equipment oder Hard- und Software. Zusätzlich zeigen wichtige Verlage aus allen Genres von Klassik bis Jazz, Rock und Pop ihre Produkte. Die Musikmesse bietet die Möglichkeit, neue Produkte zu testen, bekannten Künstlern bei Workshops und Produktvorführungen zuzuhören oder die vielen Konzerte, Autogrammstunden, Events, Awards und vieles mehr auf dem Messegelände zu besuchen. Seminare und Workshops ergänzen das Eventangebot für Fach- und Privatbesucher, Händler und Distributoren und ermöglichen regionales, nationales oder internationales Networking. Die Messe wird seit 1980 in der Regel im ersten Quartal des Jahres durchgeführt und dauert vier Tage. Im Jahr 2016 fand erstmals zeitgleich das Musikmesse-Festival an verschiedenen Orten in Frankfurt statt und bot eine musikalische Bandbreite von Jazz, Rock, Pop und Elektro. Ebenfalls neu seit 2016 ist, dass die themenverwandte Messe Prolight + Sound nicht mehr zeitgleich mit der Musikmesse auf dem Messegelände in Frankfurt stattfindet. Im Rahmen der Messe werden zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie der Frankfurter Musikpreis, der Deutsche Pianistenpreis oder der Musikeditionspreis Best Edition verliehen. Sie richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an eine breite musikalisch interessierte Öffentlichkeit. Im Jahr 2016 gab es laut Messe 1.068 Aussteller und 62.100 Besucher.
Die Musikmesse 2017 findet vom 5. bis 8. April (10–18 Uhr) statt.
Music Austria Ried
Die Music Austria in Ried ist Österreichs bedeutendste Musikmesse und findet im Zwei-Jahres-Rhythmus jeweils im Oktober statt. Seit 1989 präsentieren mehr als 229 Firmen (Zahlen von 2016) in sieben Hallen ihre Neuheiten und ihr Sortiment. Die Messe richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an Privatbesucher. Für musikalische Anfänger und Familien stehen Ausprobieren und Einkaufen ebenso auf dem Messeprogramm wie das Wecken musikalischer Begeisterung. Zudem wartet ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm auf vier Live-Bühnen auf die Besucher. Das Ausstellungsangebot umfasst alle Bereiche der Musik, von Instrumenten aus allen Sparten über Noten bis hin zu vielfältigem Zubehör. Die Blasmusikhalle 18 versammelt 46 Blasmusikaussteller – darunter 30 Instrumentenbauer –, die eine große Auswahl bieten. Zum Ausprobieren der Instrumente stehen mehrere Schallkabinen zur Verfügung. Unter dem Motto „Handwerk live“ können Interessierte Instrumentenbauern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Die Music Austria verzeichnet durchschnittlich um die 20.000 Besucher pro Jahr.
16. Music Austria Ried: 11. bis 14. Oktober 2018
www.musicaustria-ried.at
WOMEX
Die World Music Expo (WOMEX) ist die weltgrößte Musikmesse für Welt-, Roots-, ethnische, traditionelle und lokale Musik und Folk. Die internationale Veranstaltung findet seit 1994 jährlich (bis auf 1996) in verschiedenen großen europäischen Städten statt. Jährlich kommen etwa 550 Aussteller aus über 50 Ländern, 2.200 Fachbesucher und 300 Journalisten. Neben der Messe gibt es Konferenzen, Filmvorführungen, und ein Musikfestival mit über 60 Darbietungen auf 7 Bühnen gefolgt von Clubabenden mit DJs. Im Rahmen der Veranstaltung werden jedes Jahr drei verschiedene Preise verliehen: Der WOMEX Artist Award, der WOMEX Professional Excellence Award und der WOMEX Label Award. Um die Kommunikation und Netzwerkarbeit der Weltmusikgemeinschaft (auch unabhängig von der Messe) das ganze Jahr über zu ermöglichen, wurde zusätzlich eine Onlineplattform entwickelt – die virtualWOMEX.
Die nächste WOMEX findet vom 25. bis 29. Oktober 2017 in Kattowitz (Polen) statt.
jazzahead! Messe Bremen
Seit 2006 veranstaltet die Messe Bremen die Fachmesse jazzahead! Die Messe findet immer in der zweiten Aprilhälfte statt, eine Besonderheit ist das angegliederte Festival immer zwei bis drei Wochen vor der Fachmesse. Die Zielgruppe ist die internationale Jazzszene und alle, die fachlich mit ihrer Musik und der Vermarktung verbunden sind: Musiker, Veranstalter, Booker, Labels, Magazine, Journalisten, Vertriebe, Festivals.
Die jazzahead! in Bremen ist der weltweit größte Branchentreff der internationalen Jazzszene mit eigenem Showcase-Festival, welches auch offen für das breite Publikum ist. 2016 kamen rund 2.800 Fachteilnehmer und 969 Ausstellende zur Messe. Die Gesamtbesucherzahl inklusive Festival war im vergangenen Jahr 25.000. Die jazzahead! ist nicht nur die international führende Fachmesse, sondern steht auch für ein stadtweites Festival, dessen Programm neben vielen weiteren Konzerten in einer Clubnacht sich insbesondere um ein jährlich wechselndes Partnerland zentriert und das neben dessen Jazzszene auch viele weitere Darbietungen und Programme aus anderen Kulturbereichen präsentiert.
Die jazzahead! findet vom 27. bis 30. April 2017 statt. www.jazzahead.de