Wir sind im zweiten Jahr nach dem Ausbruch der Coronapandemie und im ersten Jahr nach dem Superfestival zum hundertjährigen Bestehen. Die Donaueschinger Musiktage 2022 sind gut besucht, genauso die angegliederte Notenausstellung der Verlage in den Donauhallen (Foto: SWR). Die neue musikzeitung bat drei Verlagsvertreter um ein Stimmungsbild 2022. „Wie gut war 2022? Mit welchen Hoffnungen sieht man in die Zukunft?“
Albert Fassbender, Universal Edition Wien:
Das Festivalprogramm wird gut angenommen, es wird eine größere Breite beim Publikum angesprochen als früher. Man nehme nur das gestrige Konzert mit dem polnischen Ensemble Kwadrofonik. Die Stadt Donaueschingen legt nach wie vor großen Wert darauf, dass die Verlage kommen, dass die Notenausstellung weiterhin stattfinden kann. Wir haben die alten Recken hier bei der UE am Stand: Boulez, Berio, aber auch jüngere wie Georg Friedrich Haas, der dieses Jahr hier mit der Uraufführung „weiter und weiter und weiter…“ in Donaueschingen vertreten war. Das Verhältnis jung/alt unserer hier ausgestellten Komponisten ist etwa fifty/fifty. Die Kompositionsschüler, die vom Festival in Kooperation mit Hochschulen eingeladen werden, schnuppern gerne hier am Stand. Und alle bleiben dann fasziniert bei Ligetis „Atmospherès“ hängen. Ich habe 2022 dieses alte Donaueschingen Festival-Flair wieder gefunden. Dazu gehört neben der neuen Musik und ihren Machern auch das schöne Wetter. Fazit: Die UE Edition ist hier richtig am Platz, die Donaueschinger Musiktage sind wichtig für uns.
Stefan Conradi, Edition Peters Leipzig:
Die Stimmung ist auf jeden Fall positiv. Seit Mai dieses Jahres laufen die Veranstaltungen wieder relativ gut. Die Auftragslage für Uraufführungen ist für die nächsten Jahre wirklich gut, es gibt viele Pläne, wir sind sehr zuversichtlich. Sehr schön war dieses Jahr, dass man sich ohne Maske bewegen konnte, und dass das allgemeine Publikum wieder da war. Wir sind aber nicht zum Verkaufen unserer Noten da, sondern zur Repräsentation des Verlagshauses.
Den jungen Komponisten und Komponistinnen, die an den Stand mit dicken Partituren und CDs kommen, raten wir, uns das Material am besten online als PDF mit Aufnahmen und Vita zuzusenden. Dann beraten wir uns darüber.
Donaueschingen bleibt für uns extrem wichtig, weil alle da sind und man sich einige Reisen spart, wenn man hierherkommt. Die Frankfurter Musikmesse vermissen wir nicht, sie hat mit unserem Geschäft „Zeitgenössische Musik“ nichts zu tun.
Frank Reinisch, Breitkopf & Härtel:
Aus Sicht von Breitkopf & Härtel war das Jubiläumsjahr 2021 ganz besonders markant, weil wir drei Uraufführungen hatten. Nach der vermehrten Zahl an Konzerten, pendelt sich dieses Jahr der Normalbetrieb wieder ein. Wir wollen hier Noten und Bücher anbieten, die die Neue Musik betreffen.
Von der Ausstellung her gesehen, sind wir dieses Jahr vollständiger aufgestellt. Maskentragen entfällt, und damit auch eine gewisse Zurückhaltung, sowohl von Ausstellern als auch von Seiten des Publikums.
Die Ausstellung in den Donauhallen hat sich sehr etabliert. In den Konzertpausen wird das Angebot rege wahrgenommen. Für Breitkopf & Härtel ist sie ein wichtiger Baustein, der das Festival bereichert.
Im Vergleich dazu gab es mit der Frankfurter Musikmesse, was Neue Musik betrifft, eigentlich nur wenige Schnittmengen. Die Neue Musik hat ihr Spezialpublikum und mit Donaueschingen, Witten, und alle zwei Jahre den Darmstädter Ferienkursen andere Treffpunkte.
Für Breitkopf & Härtel ist dagegen die Leipziger Buchmesse auch aus einem regionalen Aspekt immer stärker wahrgenommen worden. Dort war es stets sehr unproblematisch, eigene Produkte mit Klang, Interviews oder mit Podiumsdiskussionen vorzustellen. Da hatten wir oft den Eindruck, dass das in Frankfurt schwieriger ist.
Die Gespräche führte Andreas Kolb