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Universal-Chef Briegmann: Wir werden die EMI zur alten Stärke zurückführen

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Berlin - Die Übernahme des berühmten Plattenlabels EMI (Beatles, Herbert Grönemeyer, Katy Perry) durch den weltgrößten Musikkonzern Universal (Unheilig, Rihanna, David Garrett) ist perfekt. Am Freitag wurde der Kauf rechtskräftig, das so genannte closing date lief ab. Nun gab der Universal Music-President für Deutschland, Schweiz und Österreich, Frank Briegmann, dem stellvertretenden Chefredakteur der Nachrichtenagentur dapd, Rolf Westermann, das erste Interview zu den Plänen des Musikgiganten.

dapd: Das Musikgeschäft schrumpft seit vielen Jahren. Welche Gründe sprechen für die Übernahme des Konkurrenten EMI?

 

Briegmann: Aus kultureller Sicht ist es wichtig, dass ein Unternehmen wie EMI mit diesen tollen Künstlern nicht vom Markt verschwindet. Wirtschaftlich gesehen hat EMI einen einzigartigen Katalog, der mit den Beatles, Frank Sinatra und vielen anderen extrem werthaltig ist. Und wir werden sicher auch Synergien heben können. Die Übernahme ist eine historische Chance.

dapd: Wie baut Universal Music nach der Übernahme die Marktposition aus? Sie haben etwa 27 Prozent Marktanteil, EMI hat etwa 10. Universal dürfte künftig also deutlich über 30 Prozent landen.

Briegmann: Wir übernehmen zwei Drittel des EMI-Konzerns, so dass wir unseren Marktanteil deutlich erhöhen werden. Wichtig ist für uns, dass das komplette Geschäft in den USA, in Japan und Deutschland zu uns kommt. Das sind die größten Märkte.

dapd: Die EMI war mit Künstlern wie Rolling Stones, der Heavy-Metal-Band Iron Maiden, Kate Bush, Lenny Kravitz, Peter Gabriel, Blur, Coldplay, den Spice Girls und Robbie Williams sehr erfolgreich. Trotzdem wurde das Label zum Übernahmekandidaten. Was wollen Sie anders machen?

Briegmann: Wir werden - anders als die Vorbesitzer - in die Labels wieder deutlich investieren. Das Musikgeschäft hat seine eigenen Gesetze, und dort sind wir zu Hause. Man darf nicht vergessen, dass es um Künstler geht, deren Kreativität sich nicht an Quartalsberichten orientiert. Wir sind Musik-Enthusiasten und verstehen etwas vom Geschäft. Mit diesem Know-how werden wir die EMI wieder zu einer auch wirtschaftlich erfolgreichen Unit machen. Wir betrachten die EMI als Verstärkung unserer eigenen Ressourcen - und zwar auf allen Ebenen.

dapd: Ist das ein kurzfristiges Engagement für Universal?

Briegmann: Nein, für uns ist der Zusammenschluss keine Spekulation, sondern eine Investition. Universal Music hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass man trotz eines schwierigen Umfelds erfolgreich sein kann. Wir waren für unsere Künstler und unsere Teams der sichere Hafen, während draußen der Sturm tobte. Wir haben hohe zweistellige Millionenbeträge in neue Künstler investiert. Wir haben Strukturen und Prozesse optimiert, neue Geschäftsfelder erschlossen und die digitalen Vertriebswege gefördert. Wir wissen, was es heißt, ein junges Talent zu entdecken und aufzubauen oder einen etablierten Star auf seiner Karriere zu begleiten. Wir werden die EMI zur alten Stärke zurückführen.

dapd: Bleibt EMI ein eigenständiger Player?

Briegmann: Die Kreativ-Einheiten sollen ihre Identität behalten. Gleichzeitig werden wir auch kreativ wieder in das Unternehmen investieren. Grundsätzlich suchen wir nach dem besten Weg - für die Künstler und das Unternehmen in seiner neuen Form. Die Hauptaufgabe ist, beide Unternehmen miteinander zu vernetzen. Wir müssen möglichst schnell zueinander finden, um die Verbesserungen auch rasch für die Künstler und die Vertriebspartner spürbar zu machen.

dapd: Sie haben aber auch von Synergien gesprochen. Das bedeutet gemeinhin auch Stellenabbau...

Briegmann: ...Ich werde nicht als erstes über Stellenabbau nachdenken. Es ist auch viel zu früh, darüber zu entscheiden.

dapd: Der deutsche Sitz von EMI ist derzeit in Köln. Gibt es Überlegungen, den Sitz nach Berlin zu verlegen? Haben Sie in Ihrer Zentrale am Spreeufer noch Platz?

Briegmann: Die Standortfrage hängt mit allen anderen Themen zusammen. Ich werde nach Köln fahren und mir das in Ruhe anschauen. Ich bin da offen, es kann Köln bleiben oder künftig Berlin sein.

dapd: Wie bewerten Sie die Einigung mit der EU-Wettbewerbsbehörde. Sie müssen ja als Kompromiss einige Teile des EMI-Schatzes abgeben. Schmerzt Sie das?

Briegmann: Wir hätten lieber das ganze Unternehmen übernommen, so sind wir ja auch angetreten. In enger Zusammenarbeit mit der Kommission haben wir dann darauf geachtet, dass der Deal trotz der Zugeständnisse in Form der Abtrennung von Unternehmensteilen noch immer ökonomisch sinnvoll ist. Es bleiben zwei Drittel des Unternehmens bei uns.

dapd: Hätte die Klassik nicht gut zu Ihrer Deutschen Grammophon gepasst, die Sie erst vor kurzem in Berlin integriert haben?

Briegmann: (lacht) Ja, alle Assets hätten gut gepasst. Das sieht man auch schon daran, dass wir von einer breiten Palette von Interessenten kontaktiert wurden, von Majors, Independent-Labels, Finanzinvestoren mit Music-Business Erfahrung. Die Verhandlungen beginnen sofort.

dapd: Auf welche Musik bei EMI freuen Sie sich persönlich am meisten?

Briegmann: Die Liste ist lang, aber es ist schon einmalig, erstmals die Beatles im Repertoire zu haben.