Bereits im Koalitionsvertrag Sachsen-Anhalts von 2016 (SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen) ist zu lesen: „Sachsen-Anhalt ist ein Musikland.“ Weiter heißt es: „Musikfeste und musikalische Wettbewerbe mit nationaler und internationaler Ausstrahlung sind in besonderer Weise geeignet, die Attraktivität und Leistungsfähigkeit unserer Musiklandschaft zu präsentieren.“
Vernetzen, vermitteln, vermarkten
Die Liste der Musikfeste zeigt dies eindrucksvoll, angefangen von den großen klassischen Festivals Händel-Festspiele Halle, Heinrich Schütz Musikfest, Magdeburger Telemann-Festtage beziehungsweise -Wettbewerb und Köthener Bachfesttage, über die zahlreichen kleineren, oft mit viel ehrenamtlichem Engagement organisierten Festivals Carl-Loewe-Festtage Löbejün und die Internationalen Fasch-Festtage Zerbst bis hin zu den an traditionsreiche Orte gebundenen Festivals wie die Merseburger Orgeltage, die Michaelsteiner Klosterkonzerte, die Wernigeröder Schlossfestspiele und das Wittenberger Renaissance Musikfestival. Aber auch Festivals abseits der klassischen Musik gibt es in Sachsen-Anhalt so wie das Impuls Festival für neue Musik, das MELT! Festival oder die Quedlinburger Dixieland- & Swingtage.
Einige dieser Festivals hatten sich bereits 2012 zur AG Musikfeste zusammengeschlossen, um auf kulturpolitischer Ebene ihre Forderungen besser bündeln und um gemeinsame Marketingkampagnen starten zu können. Ohne ausreichende finanzielle Mittel blieb es jedoch bei halbjährlichen Treffen und vereinzelten Marketingkampagnen. Unter den Festivalmachern und Musikschaffenden des Landes war schnell klar: Es braucht mehr als einen freiwilligen Zusammenschluss von einer Auswahl an Musikfesten. Trotz all dem freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement und der kulturpolitischen Absichtserklärungen, zum Beispiel 2021 beziehungsweise 2022 eine Landesmarketingkampagne zum Musikland Sachsen-Anhalt starten zu wollen, war es noch ein weiter Weg bis zur Gründung des Netzwerkbüros Musikland Sachsen-Anhalt. So gab es im Juli 2022 eine eintägige Ideenwerkstatt zur Zukunft Musikland Sachsen-Anhalt im Kloster Michaelstein. Aber erst im Frühjahr 2023 war es endlich soweit. Zwei Mitarbeiterinnen konnten ihre Arbeit in den Räumen des Landesmusikrats Sachsen-Anhalt in Halle aufnehmen. Mittlerweile besteht das Team aus vier Personen. Und diese haben schon Einiges erreicht.
Insbesondere die digitale Präsentation der Musikakteur*innen gelang bereits erfolgreich. Auf dem YouTube-Kanal des Musiklands beziehungsweise auf deren Website zusammen mit dem jeweiligen Blogartikel sind mittlerweile sieben „Musikland im Gespräch“-Interviews zu finden, etwa mit der Oboistin und Instrumentalpädagogin Beatrix Lampadius aus Aschersleben, der Geschäftsführerin des Landeschorverbands Christel Kanneberg, Peter Grunwald von der Landesmusikakademie im Kloster Michaelstein, dem Kantor an der Stadtkirche in Wittenberg Christoph Hagemann sowie dem Intendanten der Köthener Bachgesellschaft Folkert Uhde. Sie geben Einblick in ihre konkreten Arbeitsumfelder, erzählen von ihren Ideen für die Zukunft Sachsen-Anhalts als Musikland, sprechen über aktuelle Herausforderungen und über ihre ganz persönlichen Zugänge zur Musik.
Außerdem wurden am 25. Juni 2024 die ersten vier Filme der dokumentarischen Serie #volltemperament: 24 Klänge aus Sachsen-Anhalt gelauncht. Das Prinzip orientiert sich an Johann Sebastian Bachs „Das wohltemperierte Klavier“. Entsprechend der 24 Stücke soll am Ende des zweijährigen Projekts Sachsen-Anhalt in 24 Klängen zu hören und zu sehen sein. Die Kurzfilme stellen Musikinstitutionen, Musikschaffende, Musikbauwerke, Persönlichkeiten der Musikgeschichte sowie diverse Projekte aller Musiksparten vor.
Die erfolgreiche Instagram-Kampagne „Wir hören dich, Sachsen-Anhalt“ des Musiklands und deren auch für die Website maßgebliches Gestaltungsprinzip wurde bereits zweifach preisgekrönt. Die Agentur Transmedial aus Zeitz, mit der das Netzwerkbüro von Anfang an zusammenarbeitet, erhielt für die neu geschaffene Marke Musikland Sachsen-Anhalt zwei der wichtigsten deutschen Designpreise, den German Brand Award sowie den German Design Award.
Anfang Juni ging außerdem die neue Website live, die umfassend wichtige Inhalte des Musiklebens in Sachsen-Anhalt an einem Ort bündelt. Die Inhalte des Musikkoffers Sachsen-Anhalt wurden übernommen, ebenso wurde ein Prototyp eines gemeinsamen Veranstaltungskalenders entwickelt. Bereits 29 Musikfeste präsentieren sich auf einer eigenen Unterseite. Im Blog informiert das Netzwerkbüro außerdem über Wissenswertes aus dem Musikland und stellt die verschiedenen Netzwerkformate vor. Daneben gibt es einen monatlichen Newsletter mit Neuigkeiten aus dem Netzwerk und Infos zu den kommenden Netzwerkveranstaltungen.
Ebenfalls monatlich sind alle Musikakteur*innen zu einem Online-Forum eingeladen, in dem sich über Veranstaltungen und verschiedene Themen ausgetauscht wird und bereits Fortbildungen, zum Beispiel im Bereich Social Media, angeboten worden sind. Treffen in Präsenz finden in Form von zwei Formaten statt, eine jährliche Netzwerktagung und ein jährlicher Tag der Musikfeste. Bei der Netzwerktagung tauschen sich die Musikakteur*innen zu wechselnden Oberthemen in Form von Workshops, Vorträgen oder in interaktiven Sessions aus. Die erste Netzwerktagung Ende November 2023 in Halle widmete sich dem Thema Musikvermittlung. Die Netzwerktagung 2024 findet auf Einladung des Gesellschaftshauses Magdeburg im Rahmen der diesjährigen sinustontage am letzten Oktoberwochenende, 25. bis 26 Oktober 2024, in Magdeburg zum Thema lokale Verortungen von Musikakteur*innen und -veranstaltungen statt. Des Weiteren wird es ein Panel zu Musikvermittlungsformaten und eines zu Tourismus geben.
Der erste Tag der Musikfeste fand am 19. Juni 2024 im Kurt-Weill-Zentrum Dessau statt. Dieser Tag ist Teil des Formats Musikland Lab und die Idee dazu entstand im Austausch mit den Akteur*innen der vormaligen AG Musikfeste, die sich Anfang 2024 auflöste und deren Inhalte ins Musikland übergingen. 24 Vertreter*innen von 17 Festivals folgten der Einladung zum Kennenlernen und gemeinsamen Austausch. Weitere Vertreter*innen aus der Politik und von Tourismusverbänden waren für Grußworte, Diskussion und für Vorträge eingeladen worden. Nach der sehr ausführlichen Vorstellungsrunde folgte eine Arbeitsphase in Kleingruppen zu den beiden Themen Außenwirksamkeit sowie interne Organisation und Wissenstransfer. Hier wurden Wünsche nach mehr Weiterbildungen im Bereich Social Media und IT-Software sowie nach Beratung im Bereich private oder öffentliche Förderung laut. Insbesondere wurde die Einführung von prozess- und nicht nur ergebnisbezogenen Förderungen, zum Beispiel für Werkstattkonzerte, gefordert. Darüber hinaus wurde sich um die Erhaltung ehrenamtlicher Strukturen gesorgt. Von vielen Seiten wurde zudem das Anliegen geäußert, bürokratische Prozesse, vor allem im Bereich Fördermittel, übersichtlicher und einfacher zu gestalten. Beim Erreichen neuer Zielgruppen, bei künstlerischen Kooperationen, aber auch im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Marketing wurden mehr Kooperationsmöglichkeiten gewünscht. Ein Austausch mit diversen Tourismusverbänden fand am Nachmittag statt. Vertreter*innen des Stadtmarketings Dessau-Roßlau, der Investitions- und Marketinggesellschaft, der Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg und des Tourismusverbands Sachsen-Anhalt präsentierten ihre Marketingstrategien und luden die Teilnehmenden ein, die bereits bestehenden Strukturen, wie zum Beispiel die Datenbank SAiNT (Sachsen-Anhalt intelligent Networking Technology), Grundlage des Musikland-Veranstaltungskalenders, stärker zu nutzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tag der Musikfeste und die gesamte Arbeit des Netzwerkbüros Musikland Sachsen-Anhalt verdeutlicht, dass es mehr als an der Zeit war, eine kulturpolitisch geförderte Institution einzurichten, die sich um den Bedarf an Netzwerken und Austauschen, an Fort- und Weiterbildungen und an Marketingkampagnen kümmert und sich den Sorgen und Nöten der Musikakteur*innen widmet.
Weitere Informationen: www.musikland-sachsenanhalt.de
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