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Wettbewerb „Neue Stimmen“: „Der Wind bläst nach wie vor aus Osten“

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Gütersloh (dpa/lnw) - 19 junge Opernsänger haben das Semifinale des internationalen Nachwuchswettbewerbs «Neue Stimmen» in Gütersloh erreicht. Unter ihnen ist ein Sänger aus Deutschland, aber keiner aus traditionellen Opernnationen wie Italien oder Frankreich.

«Der Wind bläst nach wie vor aus Osten», sagte der Leiter der Jury, der Intendant der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, am Mittwoch in Gütersloh.

Der Wettbewerb der Bertelsmann Stiftung endet an diesem Samstag. Erstmals gibt es getrennte Preise für Sängerinnen und Sänger. Die Sieger bekommen je 15 000 Euro. Weltweit hatten sich 1428 junge Künstler beworben.

Die hochkarätig besetzte Jury sieht die Schuld für den schwächeren Nachwuchs aus Europa auch bei den Hochschulen. Der Kammersänger Siegfried Jerusalem forderte bessere Hochschulen. Besonders ältere Sänger könnten nach ihrer Karriere wertvolle Erfahrung vermitteln, dürften aber ab 65 nicht mehr unterrichten.

Der Intendant der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, kritisierte, die Professoren an den deutschen Musikhochschulen würden zu sehr ihre Schüler protegieren und mit Kollegen konkurrieren, statt ihren Schülern breite Erfahrungen zu vermitteln. Aber auch die Studenten müssten sich mehr anstrengen. «In Deutschland gibt es 80 Opernhäuser, die Wahrscheinlichkeit einen Job zu bekommen, ist da sehr hoch - auch ohne harte Wettbewerbe.»

Der künstlerische Leiter des Wettbewerbs, der Salzburger Dirigent und Opernregisseur Gustav Kuhn, zog ebenfalls eine kritische Bilanz. «Hier kommen Bewerber, die auf ihren Hochschulen in Deutschland oder Österreich Stars waren, und denen wir sagen müssen: Lernen Sie erstmal singen. Die werden von ihren Hochschulen sowas von gepampert.»

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