Angesichts immer ausgereifterer Notensatzprogramme und Internetvertriebsmöglichkeiten für gedruckte Kompositionen steht die jahrhundertealte Tradition, dass Komponisten zur Veröffentlichtung und Verbreitung ihrer Tonschöpfungen Verlage brauchen, zur Disposition.
Angesichts immer ausgereifterer Notensatzprogramme und Internetvertriebsmöglichkeiten für gedruckte Kompositionen steht die jahrhundertealte Tradition, dass Komponisten zur Veröffentlichtung und Verbreitung ihrer Tonschöpfungen Verlage brauchen, zur Disposition.Was können Musikverlage heute noch anbieten, das Komponisten dazu bewegt, ihre „Freiheit“ aufzugeben und ihre Werke einer oft trägen Maschinerie von Lektoren, Herstellern und Vertrieben in die Hände zu legen? Die Tantiemen für aufgeführte Werke bekommt der Komponist ja ohnehin über die GEMA ausgeschüttet – vorausgesetzt er ist Mitglied. Braucht man also überhaupt noch Verlage?Über diese und andere Zukunftsfragen diskutierte nmz-Herausgeber Theo Geißler in der Märzausgabe seiner Radiosendung „taktlos“ mit Dagmar Sikorski (Sikorski Musikverlage), Wolf-Dieter Seiffert (Henle Verlag) sowie den Komponisten Hans-Joachim Hespos und Moritz Eggert. Einig waren sich alle Diskutanten darüber, dass sich die Rolle der Verlage in der Zukunft verändern muss, um ihre Existenz nicht überflüssig zu machen. War in der Vergangenheit die Herstellung der Noten, das heißt Notenstich und Druck der wichtigste Aspekt, so muss zukünftig vor allem Promotion, das Schaffen von Kontakten im In- und Ausland, das Akquierieren von Aufführungsmöglichkeiten und der Auftritt im Internet oberstes Gebot sein. Der Komponist bietet heutzutage den Verlagen ohnehin meistens computergesetzte Vorlagen, wenn nicht sogar den fertigen Notensatz an.
Dort muss der Musikverlag ansetzen und durch einen schlagkräftigen Vertrieb – von der Vergabe von ISMN-Nummern, über das Ansprechen von Musikalienhändlern, direkte Werbung bei Theatern, Ensembles, Anzeigenkampagnen bis hin zu Präsentationen im Netz – die Komponisten und Kompositionen systematisch aufbauen und bekannt machen. Dass dies nicht wie beispielsweise in der Popbranche über Nacht geht, versteht sich von selbst.
Oft scheint den Verlagen jedoch die Luft auszugehen. Besonders junge Komponisten machen die Erfahrung, dass das schnelle Geschäft gefragt ist, wer nicht sofort den gewünschten Erfolg bringt, der fliegt. Warum kann ein neues gedrucktes Werk vor der Uraufführung zum Beispiel nicht günstiger angeboten werden, um Musiker zu animieren, Stücke auszuprobieren und aufzuführen? Neue Wege wie „Publishing on Demand“ und Downloads aus dem Internet bieten viele neue Wege. Man muss sie nur noch beschreiten.