«Flüchtige Wahrheiten» am Deutschen Nationaltheater Weimar +++ Teilnehmerrekord bei Landesmusikfest Hessen - Mehr als «Dicke-Backen-Musik» +++ Oper Frankfurt geht mit elf Premieren in die neue Spielzeit +++ Kunstfestspiele Herrenhausen warten mit Zirkustheater auf
«Flüchtige Wahrheiten» am Deutschen Nationaltheater Weimar
Weimar (dpa/th) - Das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle in Weimar wollen sich in der neuen Spielzeit mit den Besuchern auf die Suche nach der Wahrheit begeben. Auf dem Spielplan stehen unter dem Motto «Flüchtige Wahrheiten» insgesamt 15 Neuproduktionen im Musiktheater, Schauspiel und Tanz, wie das Haus am Mittwoch zur Vorstellung der neuen Saison mitteilte. Hinzu kommen Wiederaufnahmen sowie neun Sinfonie- und mehrere Sonderkonzerte.
Die Zuschauer kommen ins Theater, weil sie etwas erleben wollten, womit sie sich identifizierten - was sie für wichtig oder wahr hielten, sagte Generalintendant Hasko Weber zum Spielzeitmotto. Den Auftakt macht am 2. September im Zuge des Kunstfestes die Uraufführung des Musiktheaters «Missing in Cantu - Eure Paläste sind leer» von Johannes Maria Staud und Thomas Köck. Mit der Produktion setze Operndirektorin und Regisseurin Andrea Moses ein Zeichen für einen zeitgenössischen, lebendigen Opernspielplan, hieß es.
Das Schauspiel gehe am 30. September mit Ibsens Gesellschaftsdrama «Ein Volksfeind» in einer eigenen Bearbeitung des Regisseurs Hermann Schmidt-Rahmer in die neue Spielzeit. Auch mehrere Romanadaptionen werden den Angaben nach auf die Bühne gebracht. Darunter sind Klassiker der Weltliteratur wie Goethes «Leiden des jungen Werthers» (Regie: Swaantje Lena Kleff) und Thomas Manns «Zauberberg» (Regie: Christian Weise).
Mit einem Chefdirigenten für die Konzerte und einem Musikdirektor für das Musiktheater stellen das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar zudem ihre musikalische Leitungsspitze neu auf. So werde mit Beginn der Spielzeit 2024/25 der kroatische Dirigent Ivan Repu?ic als Chefdirigent der Staatskapelle Weimar künstlerische Akzente setzen. Er ist derzeit Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und erster ständiger Gastdirigent der Deutschen Oper in Berlin. Als Musikdirektor setze bereits in diesem Jahr Dominik Beykirch sein Wirken am Haus fort.
Im vergangenen Jahr stellte das Theater, trotz der im ersten Halbjahr pandemiebedingt noch eingeschränkten Platzkapazitäten, wieder einen steigenden Zuspruch beim Publikum fest. In 820 Veranstaltungen - inklusive des Kunstfestes - wurden in Weimar und auf Gastspielen den Angaben nach rund 148 700 Besucher gezählt.
Teilnehmerrekord bei Landesmusikfest Hessen - Mehr als «Dicke-Backen-Musik»
Ein vielfältiges Programm erwartet die Besucher des Landesmusikfestes in Fulda. Wer will, darf sogar selbst ein Orchester dirigieren.
Fulda/Freigericht (dpa/lhe) - Mit einem Teilnehmerrekord wird an diesem Wochenende das Landesmusikfest in Fulda gefeiert. Erstmals sind über 2000 Musikerinnen und Musiker bei der Veranstaltung dabei, wie der Geschäftsführer des Hessischen Musikverbandes, Nicolas Ruegenberg, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Nach fünfjähriger Pause, die auch durch die Corona-Pandemie verursacht war, machen Blasorchester, Spielleute, Brass Bands, Big Bands und Jazz-Ensemble von diesem Freitag an bis Sonntag Musik in der Domstadt.
«Wir freuen uns daher sehr auf das Fest», sagte Ruegenberg. «Das Landesmusikfest in Fulda wird eine Palette zeigen, die wir so bisher noch nicht hatten.» Den Schwerpunkt beim Landesmusikfest bildet traditionell die Blasmusik. Geboten werde dabei mehr als lediglich «Dicke-Backen-Musik für Festzelte», wie das manchmal in der öffentlichen Wahrnehmung irrigerweise geglaubt werde, betonte er.
«Wir verteufeln das nicht, das ist ein wichtiger Bestandteil der Szene», erklärte der Geschäftsführer. Doch diese Art von Musik machten nur etwa ein Fünftel der Vereine in dem Verband. Ein Großteil der Mitglieder biete Konzerte etwa mit Filmmusik oder Eigenkompositionen und eigenen Arrangements. «Das sind sehr anspruchsvolle und innovative Konzerte», sagte er.
Ziel des Landesmusikfestes sei es zu zeigen, wie vielfältig die Szene sei, fügte Ruegenberg hinzu. Eine witzige Idee haben sich die Veranstalter für Besucherinnen und Besucher einfallen lassen, die gerne aktiv ins Geschehen eingreifen wollen. «Wer Lust hat, spontan einmal selbst zum Taktstock zu greifen, darf das nach einem kurzen Coaching auch tun und dirigieren.»
Oper Frankfurt geht mit elf Premieren in die neue Spielzeit
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Mit elf Premieren und einem mit Spannung erwarteten neuen Generalmusikdirektor geht die Oper Frankfurt in die nächste Spielzeit. Der Spielplan sei eine Mixtur von neu geplanten und coronabedingt verschobenen Produktionen, sagte Intendant Bernd Loebe am Dienstag. Geplant sind zudem 13 Wiederaufnahmen sowie weitere Angebote - insgesamt stehen mehr als 450 Veranstaltungen auf dem Programm. Als erste Neuproduktion feiert am 23. September Donizettis «Don Pasquale» im Bockenheimer Depot Premiere.
Ab der neuen Saison hat Thomas Guggeis das Amt des Generalmusikdirektors (GMD) inne und folgt damit auf Sebastian Weigle. Es sei ein großes Glück ein «Opernhaus des Jahres» zu übernehmen, das in besserer künstlerischer Verfassung nicht sein könnte, schreibt der 29-Jährige, der aktuell an der New Yorker Met im Einsatz ist, im Programmheft zur neuen Spielzeit. Die Oper Frankfurt war im vergangenen Herbst bei einer Experten-Umfrage der Zeitschrift «Opernwelt» erneut zum «Opernhaus des Jahres» gewählt worden.
Guggeis absolvierte neben seiner Ausbildung zum Dirigenten auch ein Physik-Studium und begann seine musikalische Karriere als Assistent von Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper, wo er zuletzt als Kapellmeister tätig war.
Im Oktober feiert Mozarts «Le nozze de Figaro» Premiere, bei der sich Guggeis mit Alden Gatt am Pult abwechseln wird. Im November steht dann «Le Grand Macabre» von György Ligeti - ebenfalls unter der Leitung von Guggeis - auf dem Programm: eine Frankfurter Erstaufführung, die eigentlich zwei Jahre früher eingeplant war. Weitere Premieren sind beispielsweise Verdis «Aida» unter der Leitung von Erik Nielsen oder Jacques Offenbachs «Die Banditen» (Musikalische Leitung: Karsten Januschke). Ab April leitet Guggeis dann Wagners «Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg». «Natürlich will ein neuer GMD auch seine Visitenkarte mit Wagner abgeben», sagte Loebe.
Der Intendant zog bei der Präsentation des Spielplans auch eine erste Bilanz zur aktuellen Spielzeit: So habe die Auslastung mit Stand Ende April wieder bei über 80 Prozent gelegen. «Das sind sehr gute Zahlen.» Und: «Die Einnahmen bewegen sich genau da, wo wir sie erwartet haben. Und wir werden am Ende der Spielzeit aller Voraussicht nach sogar über dem liegen, was wir uns vorgenommen haben.»
Kunstfestspiele Herrenhausen warten mit Zirkustheater auf
Hannover (dpa/lni) - Die Landeshauptstadt Hannover wird wieder für drei Wochen bei den Kunstfestspielen Herrenhausen zum Treffpunkt für kulturinteressierte Gäste. Das Festival startet am Donnerstagabend mit der Deutschlandpremiere von Thom Luz' «Maison Maeterlinck/Theater Immobiel» im Schauspielhaus Hannover, teilten die Organisatoren mit. An diesem Eröffnungswochenende wird es demnach Konzerte, Tanz und Installationen in den Spielstätten der Herrenhäuser Gärten, im Großen Garten und im öffentlichen Raum geben. Unter anderem biete ein Zirkuszelt im Ehrenhof Herrenhausen Platz für zwei Produktionen aus dem zeitgenössischen Zirkustheater.
Unter der Leitung von Intendant Ingo Metzmacher werden insgesamt 26 Produktionen aus Musik, Tanz, Film, Theater, zeitgenössischem Zirkus und Installationskunst gezeigt. Darunter sind 10 deutsche Erstaufführungen. Neben den Herrenhäuser Gärten gibt es weitere Aufführungsorte in der Stadt.
Zu den Höhepunkten gehöre die Deutschlandpremiere der Musiktheaterarbeit «Verwandlung eines Wohnzimmers» des japanischen Theatermachers Toshiki Okada mit dem Klangforum Wien. Auch die Aufführung von Gustav Mahlers Achter Symphonie am 21. Mai im Kuppelsaal des HCC steht auf dem Programm.