Spektakuläre Lichtinstallation in Hamburg aus Sicherheitsgründen abgesagt +++ Friedenskonzerte für Ukraine zur Eröffnung des Brahms-Festivals in Lübeck +++ Gustav Mahler prägt kommende Saison der Wiener Staatsoper +++ Klima, Krieg, Kultur - Kunstfest Weimar will Hoffnung machen
Spektakuläre Lichtinstallation in Hamburg aus Sicherheitsgründen abgesagt
Hamburg (dpa) - Die Elbphilharmonie hat eine für den Abend geplante und mit Hunderten Drohnen erzeugte Lichtinstallation aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt. Bei der Premiere am Donnerstag sei die Kunstaktion «Breaking Waves» durch Hochgeschwindigkeitsdrohnen massiv gestört worden, teilte das Konzerthaus am Freitag mit. Dadurch sei es zu Abstürzen zahlreicher Drohnen gekommen. In Abstimmung mit den Luftsicherheitsbehörden sei die Sicherheitslage neu bewertet worden und die Lichtinstallation schließlich abgesagt worden. Ursprünglich sollte das kinetische Kunstwerk am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils um 22.30 Uhr zu sehen sein.
Bei der Installation des niederländischen Künstlerduos Drift setzte ein Schwarm aus Hunderten beleuchteten Drohnen das Konzerthaus in Szene - choreographiert zum zweiten Satz des Klavierkonzertes von Thomas Adès.
Der Kultursenator der Hansestadt Hamburg, Carsten Brosda (SPD), zeigte sich bestürzt über die Drohnenangriffe auf das kinetische Kunstwerk: Durch gezielte Störungen der Kunstinstallation des Studios DRIFT würden nicht nur Tausende daran gehindert, die Lichtershow "Breaking Waves" zu erleben, so Brosda auf Twitter. "Dies ist offensichtlich auch ein Angriff auf die Freiheit der Kunst, den eine offene Gesellschaft nicht hinnehmen kann."
Friedenskonzerte für Ukraine zur Eröffnung des Brahms-Festivals in Lübeck
Lübeck (dpa/lno) - Mit zwei Friedenskonzerten in Lübeck und Flensburg eröffnet die Musikhochschule Lübeck am 7. Mai (Lübeck) und am 9. Mai (Flensburg) das 30. Brahms-Festival. In beiden Häusern ist das Orchester der Musikhochschule mit 80 Studierenden mit Werken von Schumann, Mahler sowie einer Uraufführung des Kompositionsstudenten Philipp Wallis Nicolai zu hören. Zu Beginn der Konzerte werde das «Gebet für die Ukraine» des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov zu hören sein, sagte eine Sprecherin der Musikhochschule am Freitag.
Das Brahms-Festival, das in diesem Jahr nach zwei Jahren Corona-Pandemie erstmals wieder in Präsenz stattfindet, ist dem Literaten und Komponisten E.T.A. Hoffmann gewidmet. Nach Angaben der Musikhochschule stehen 33 Konzerte mit mehr als 250 Mitwirkenden auf dem Programm. Bei dem Festival musizieren Dozierende und Studierende der Hochschule gemeinsam auf der Bühne.
Gustav Mahler prägt kommende Saison der Wiener Staatsoper
Wien (dpa) - Der Geist Gustav Mahlers schwebt über der Saison 2022/23 in der Wiener Staatsoper. Vor 125 Jahren trat der Komponist und Dirigent seinen Posten als Direktor der Wiener Hofoper an, wie das Haus damals hieß. Obwohl Mahler selbst keine Oper geschaffen hat, wird bei der ersten Premiere der Spielzeit am 29. September seine Musik erklingen: Sein frühes Märchenspiel «Das klagende Lied» wird gemeinsam mit seinen «Kindertotenliedern» von Regisseur Calixto Bieito szenisch umgesetzt, wie die Staatsoper bekanntgab.
Für das «Klagende Lied» setzte sich Mahler intensiv mit Richard Wagner auseinander, dessen «Meistersinger von Nürnberg» vom Wagner-Spezialisten Keith Warner auf die Bühne der Staatsoper gebracht werden. Auch «Salome» von Richard Strauss wird neu inszeniert, und zwar vom Sprechtheater-Regisseur Cyril Teste. Malin Byström singt die Titelrolle. Mahler wollte das Werk in Wien aufführen, doch er scheiterte an der Zensurbehörde, die befand, dass die Vorgänge in dem Werk «in das Gebiet der Sexualpathologie gehören», aber nicht an die Hofoper. Zu den Premieren 2022/23 gehört auch Barrie Koskys Deutung von Mozarts «Le nozze di Figaro», das am häufigsten gespielte Werk während Mahlers Direktionszeit.
Einige Stars sind nicht in Neuproduktionen, sondern im Repertoire zu hören, darunter Anna Netrebko in «Aida». Die aus Russland stammende Sängerin hatte zu Beginn des Ukraine-Kriegs eine Bühnenpause eingelegt und war kritisitiert worden, weil sie sich erst spät vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanzierte. Russische Künstler und Ensembles sollten nicht zu Positionierungen gezwungen werden, sagte Staatsoperndirektor Bogdan Ro?cic. Stattdessen sollte die EU sie nach Europa holen. «Befrei diese Künstler aus der Abhängigkeit», sagte er.
Klima, Krieg, Kultur - Kunstfest Weimar will Hoffnung machen
Weimar/Frankfurt (dpa/th) - Beim Kunstfest in Weimar wird es unter der Überschrift «Sehnsucht nach morgen» sowohl um die Klimakrise als auch den Krieg in Europa gehen. «Wir wollten Hoffnung machen. Wir haben ohnehin wieder sehr politische Themen im gesamten Kunstfest-Spektrum», sagte der künstlerische Leiter, Rolf Hemke, am Freitag in Weimar. «Wir hoffen auf morgen: auf neuen Frieden in Europa, auf ein unbeschwertes Kunstfest ohne pandemiebeschränkte Einschränkungen.» So wird das Fest in diesem Jahr auch wieder mit voller Auslastung geplant. «Kunst kann auch trösten», sagte der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters, Hasko Weber.
Auftakt des Kunstfestes soll die Uraufführung Solastalgia» von Thomas Köck in Koproduktion mit dem Schauspiel Frankfurt sein. In dem Stück gehe es um die Zerstörung eines Ortes, hier assoziativ gemeint sind der Taunus bei Frankfurt am Main und der Thüringer Wald. Zwei Aufführungen wird es in Weimar geben, bevor das Stück nach Frankfurt zieht. «Es ist ein Stück in Entwicklung, die Proben haben noch nicht begonnen», sagte Hemke.
Am zweiten Tag des Festivals soll das Tanztheaterstück «CION», das schon für 2020 angekündigt war, als deutsche Erstaufführung auf die Bühne kommen. Das Stück des südafrikanischen Choreographen Gregory Maqoma war bereits 2019 im Vorverkauf. «Das ist auch super im Vorverkauf gelaufen», erinnerte sich Hemke. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Auch das Musiktheater «Broken Cord», das für 2021 gebucht war, fiel coronabedingt aus. In diesem Jahr sollen beide Stücke als Höhepunkte fürs Publikum zu sehen sein.
In «Welcome to Paradise lost» geht es um den Wandel des Klimas und Zerstörung. Das vom Weimarer Komponisten Jörn Arnecke vertonte Stück wird bereits geprobt. Unter anderem wird ein Chor von Jugendlichen in der Uraufführung am 2. September zu hören sein. Als Konzerthöhepunkt wurde das Allstar-Konzert der vier Jazz-Musiker von 4 Wheel Drive vorgestellt.
«Das Kunstfest hatte im vergangenen Jahr eine Größe, die wir in diesem Jahr sicherlich nicht haben werden, nicht haben können. Auch aus dem Grund schon heraus, dass wir wieder im großen Haus spielen», sagte Hemke. 850 Plätze müssten wieder gefüllt und bespielt werden. Geplant seien 140 bis 160 Veranstaltungen.
Die Inflation habe eine Reihe von Projekten verteuert. An den Ticketpreisen werde sich aber nichts ändern. Die Karten kosteten genau so viel wie in den Vorjahren. Das Kunstfest - das zu den größten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für zeitgenössische Künste zählt - wird wie im vergangenen Jahr voll analog vom 24. August bis 10. September stattfinden.