Trotz Finanzsorgen: Theater Chemnitz blickt aufs Kulturhauptstadtjahr +++ Eutiner Festspiele mit neuer Tribüne in Spielzeit 2024 +++ Neun Premieren im Großen Haus: Anhaltinisches Theater Dessau geht in 230. Spielzeit
Trotz Finanzsorgen: Theater Chemnitz blickt aufs Kulturhauptstadtjahr
Chemnitz - Das Theater Chemnitz sieht sich trotz finanziell angespannter Lage für das Kulturhauptstadtjahr 2025 gewappnet. «Das Programm ist gesichert», sagte Generalintendant Christoph Dittrich der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt keine Reserven, aber wir werden 2025 gut durchkommen.» Die Belegschaft sei von Anfang an Feuer und Flamme für die Kulturhauptstadt gewesen und freue sich, sowohl für das Stammpublikum als auch für internationale Gäste zu spielen. Sorgen bereitet jedoch die Misere rund um die Sanierung des Schauspielhauses, das wohl noch länger als Spielstätte ausfallen wird.
Das Programm für die kommende Spielzeit wollen Dittrich und sein Team diesen Donnerstag vorstellen. Dazu gehören auch Projekte zur Kulturhauptstadt. Schon klar ist aber, dass aus Kostengründen von einer großen Inszenierung unter freiem Himmel auf dem Theaterplatz Abstand genommen wird. Stattdessen soll es dort mehrere Konzerte geben.
Unter anderem wegen hoher Tarifsteigerungen hatte sich für das Theater mit rund 420 Beschäftigten ein großes Finanzloch ergeben. Von einer drohenden Insolvenz war im vergangenen Jahr gar die Rede. «Im Augenblick haben wir einen stabilen Zustand», versicherte Dittrich nun. Denn Stadt und Land hätten noch einmal zusätzlich Geld bereitgestellt. 2024 und 2025 seien so «mit einigen Anstrengungen» zu bewältigen. Wie es danach weitergehe, hänge vom nächsten Doppelhaushalt des Landes sowie der Evaluation des Kulturraumgesetzes ab, erklärte der Theaterchef.
Nach dem Kulturhauptstadtjahr will Chemnitz 2026 Mekka der Theaterszene werden. Dann ist die Stadt Austragungsort des Festivals «Theater der Welt», das alle drei Jahre in einer anderen deutschen Stadt veranstaltet wird. Allerdings wird auch dann das Schauspielhaus weiterhin nicht als Bühne zur Verfügung stehen. Die Stadt hatte Ende Februar mitgeteilt, dass sich die Modernisierung erheblich verteuere und der Zeitplan samt Wiedereröffnung 2026 nicht mehr zu halten sei. Schauspiel und Figurentheater sind derzeit in einer Interimsspielstätte untergebracht. Zu dem Fünf-Sparten-Theater gehören außerdem Oper, Ballett und Philharmonie.
«Diese Stadt braucht ein vollwertiges Theater», betonte Dittrich. Das Interim sei keine Vollbühne und es brauche viel Kreativität und Ressourcen, um dort Theater zu betreiben. Klar sei, dass das Interim nun länger genutzt werden müsse als ursprünglich geplant. Daher müssten dort noch einmal Verbesserungen vorgenommen werden. «Wir werden trotzdem ein grandioses Festival «Theater der Welt» in der Stadt erleben.» Neben dem Opernhaus und den Bühnen im Spinnbau könnten auch Museen und die Stadthalle als Spielorte genutzt werden, ebenso der öffentliche Raum. Dazu gebe es Erfahrungen etwa mit dem Festival «Tanz Moderne Tanz».
Eutiner Festspiele mit neuer Tribüne in Spielzeit 2024
Eutin - Nach mehr als einem Jahr Zwangspause wegen Erneuerung der Tribüne starten die Eutiner Festspiele jetzt in die neue Saison. Auf dem Spielplan stehen Carl Maria von Webers Oper «Der Freischütz», das Musical «Jesus Christ Superstar» sowie zehn Konzerte mit bekannten Künstlern und Orchesterproduktionen. Die Regie zum «Freischütz» werde Anthony Pilavacchi übernehmen, sagte der Geschäftsführer der Festspiele, Falk Christoph Herzog, am Mittwoch. Die Eutiner Festspiele werden am 5. Juli mit dem Musical «Jesus Christ Superstar» eröffnet. «Der Freischütz» hat am 19. Juli um 20 Uhr Premiere.
Der Tribünen-Neubau war notwendig geworden, weil die alten Zuschauersitze nicht mehr den Sicherheitsanforderungen entsprachen. Für die neue Tribüne mit 1945 Zuschauerplätzen und einen neuen Orchestergraben hat die Stadt Eutin als Bauherrin 15 Millionen Euro investiert.
Geplant sind nach Angabe der Festspiele insgesamt 15 Vorstellungen von «Jesus Christ Superstar» und neun Aufführungen der Oper «Der Freischütz». Bei den Konzerten sollen unter anderem Gustav Peter Wöhler mit seiner Band, die Söhne Hamburgs, Yvonne Catterfeld und der Klavierkabarettist Bodo Wartke auftreten.
Anhaltisches Theater Dessau geht in 230. Spielzeit
Dessau-Roßlau - Mit neun Premieren im Großen Haus geht das Anhaltische Theater in seine 230. Spielzeit. Das sei mehr als in den Vorjahren, so Generalintendant Johannes Weigand am Mittwoch bei der Vorstellung der Spielzeit 2024/25. «Uns fällt immer so viel ein.» Insgesamt stünden in allen Sparten und Spielstätten des Hauses mehr als 20 Premieren auf dem Spielplan, darunter Giacomo Puccinis Opernwerk «La Bohème» oder der Musicalkassiker «My fair Lady».
Für die Umsetzung des Spielplans sei der erst kürzlich abgeschlossene Theatervertrag für die kommenden Jahre von entscheidender Bedeutung, so Verwaltungsdirektor Lutz Wengler. Um den hatten Stadt und Land zuvor lange gerungen. «Wir sind glücklich, dass die künstlerische Arbeit auf hohem Niveau in allen Sparten des Hauses nun weitere fünf Jahre gesichert ist», sagte Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Robert Reck.
Neu ist in der kommenden Spielzeit die «klingende Musikgeschichte». Musiker der Anhaltischen Philharmonie werden in Schulen gehen und abgestimmt auf den Lehrplan passende Stücke präsentieren, kündigte Musikdirektor Markus L. Frank an.
Auch das Puppentheater wird verstärkt an Kindereinrichtungen zu Gast sein, um so der aktuellen Situation Rechnung zu tragen, dass für viele Einrichtungen eine Fahrt ins Theater nicht mehr möglich sei, so Puppenspielleiterin Kerstin Dathe.