Philharmonisches Staatsorchester Hamburg gibt Debüt in Carnegie Hall +++ Wiener Staatsoper 2023/24: Von Verismo bis Stalinismus +++ Zwickauer Schumann-Fest widmet sich dem Thema «Revolution» +++ Orchester des Schleswig-Holstein Festivals für 2023 komplett besetzt +++ Berliner Bühnen verkaufen rund 2,5 Millionen Karten +++ Sächsische Staatskapelle: Porträtkonzert der Capell-Compositrice Olga Neuwirth in Hellerau
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg gibt Debüt in Carnegie Hall
Für viele ist sie die legendärste aller Konzerthallen, die Carnegie Hall in New York: Am 22. April wird das Philharmonische Staatsorchester Hamburg dort zum ersten Mal auftreten.
Hamburg (dpa/lno) - Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Leitung von Kent Nagano gibt am 22. April sein Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. «Es ist das wohl wichtigste Ereignis in der Geschichte des Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, das außerhalb seiner Heimatstadt stattfindet: das Debüt in der legendärsten aller Konzerthallen, der Carnegie Hall in New York», teilte das Staatsorchester mit. Chefdirigent Kent Nagano leite ein Konzert, das den Cellisten Jan Vogler, 90 Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters sowie 100 junge Chorsängerinnen und -sänger zwischen elf und 27 Jahren aus Hamburg, Deutschland und New York zusammenbringt.
Auch das Programm greife den verbindenden Gedanken auf, indem es den Hamburger Johannes Brahms (Schicksalslied für Chor und Orchester) und den weltweit wohl bedeutendsten deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven (8. Symphonie) mit einem zeitgenössischen, in New York lebenden US-Komponisten kombiniert: Sean Shepherds Werk «An einem klaren Tag - On a Clear Day», das hier uraufgeführt wird, basiert auf einem Gedichtzyklus der in Hamburg lebenden Lyrikerin Ulla Hahn. Shepherds Komposition für Violoncello, Chöre und Orchester ist ein Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters und der Dresdner Musikfestspiele.
«Wir sind stolz, dass das Staatsorchester als musikalischer Botschafter der Kulturstadt Hamburg in diesem berühmten Konzertsaal auftreten wird», sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Das kluge Programm spanne den Bogen von der großen Tradition der Kulturstadt Hamburg in die Moderne und setze zudem auf das Verbindende zwischen Deutschland und den USA. Kent Nagano sagte: «Die beiden Hafenstädte Hamburg und New York blicken auf eine lange Zeit vielfältiger Verbindungen zurück. Mit diesem Konzert wollen wir ein deutliches Zeichen für das Wiederaufleben der Verbindungen setzen.»
Wiener Staatsoper 2023/24: Von Verismo bis Stalinismus
Wien (dpa) - Die Bühne als ein letzter Ort der Wahrheit in Zeiten der künstlich manipulierten Realität: Dieser Idee will die Wiener Staatsoper in der kommenden Saison nachspüren. Dazu passend kündigte Operndirektor Bogdan Roscic einen Verismo-Schwerpunkt für die Spielzeit 2023/24 an.
Exemplarisch für diese naturalistische Stilrichtung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts steht Puccinis «Il Trittico» im Oktober als erste Neuproduktion auf dem Programm. Im Dezember folgt eine weitere Puccini-Premiere mit Starbesetzung: Asmik Grigorian gibt ihr Rollendebüt als «Turandot» an der Seite von Jonas Kaufmann.
«Oper ist nie realistisch, im besten Falle ist sie wahr», sagte Roscic. Der Realität des stalinistischen Gewaltherrschaft in verfremdeter Form widmet sich «Animal Farm» nach George Orwells gleichnamiger Tier-Novelle. Das neue Werk des russischen Komponisten Alexander Raskatov entstand unter anderem in Kooperation mit der Nationale Opera in Amsterdam, wo es im März uraufgeführt wurde.
Trotz nahe liegender Assoziationen zur russischen Gegenwart verwehrte sich Roscic gegen den Anspruch, dass Kunst «moralisch einwandfreie Positionen zu den Themen des Tages» einnehmen sollte. «Haltung ist keine ästhetische Kategorie, und der moralisierende Künstler kann eine sehr zwiespältige Figur sein», sagte der Opernchef.
Zu den weiteren Premieren zählen Mozarts «Così fan tutte» in der Regie von Barrie Kosky, Györgi Ligetis «Le Grand Macabre», sowie Wagners «Lohengrin» unter Dirigent Christian Thielemann. Und im Juli 2024 ist Cecilia Bartoli mit der Opéra de Monte Carlo zu Gast in der Staatsoper.
In der laufenden Saison konnte das Wiener Traditionshaus mit einer Auslastung von 98,5 Prozent an Vor-Corona-Werte anschließen, obwohl russische und asiatische Gäste derzeit als wichtige Besuchergruppen fehlen. Stattdessen gebe es einen Zustrom aus anderen europäischen Ländern, hieß es vom Staatsopern-Management.
Zwickauer Schumann-Fest widmet sich dem Thema «Revolution»
Zwickau (dpa/sn) - Das Zwickauer Schumann-Fest widmet sich in diesem Jahr dem Thema «Revolution» in vielfältiger Gestalt. Das Programm des Festivals vom 8. bis 18. Juni zielt nicht nur auf das Revolutionsjahr 1848 vor 175 Jahren ab, sondern auch auf revolutionäre Veränderungen in der Industrie und im Musikinstrumentenbau, wie die Stadt Zwickau als Veranstalter am Freitag bekanntgab. Sie kündigte einen Mix aus Konzerten, Vorträgen und einem Lichterfest an. Neben Werken von Schumann kommt auch Musik seiner Zeitgenossen zur Aufführung.
«Robert Schumann reagierte schon im Herbst 1847 durch Kompositionen für Männerchor auf die ersten Nachrichten des Bürgerkriegs in der Schweiz», teilte die Stadt mit. Das Lied «Schwarz Rot Gold» habe er Anfang April 1848 geschrieben, nur wenige Tage nachdem der Dichter Ferdinand Freiligrath den Text zu Papier gebracht hatte. Beim Abschlusskonzert des Festivals soll es nun in Schumanns Originalversion zu hören sein. «Die Revolutionsjahre 1848/49 bilden eine markante Zäsur in Schumanns Schaffen, gleichzeitig aber war 1849 das fruchtbarste Jahr seiner gesamten Komponistenkarriere.»
Schumann habe mit Begeisterung auch Neuentwicklungen im Musikinstrumentenbau aufgegriffen, darunter den Pedalflügel, hieß es. Das neue Instrument konnte wie bei einer Orgel mit Händen und Füßen gespielt werden. Von seinem Klang bekommt das Publikum in einem Konzert am 14. Juni eine Kostprobe. Am 8. Juni bringt der Chor des Clara-Wieck-Gymnasiums Zwickau Schumann (1810-1856) ein Geburtstagsständchen.
Parallel zum Fest finden vom 7. bis 11. Juni Meisterkurse statt. Als Höhepunkt gilt das Lichterfest rund um den Zwickauer Schwanenteich am 16. Juni. Auch «Fahrradkonzerte» sind im Angebot. Hier können die Musikfans zu diversen Auftrittsorten im Landkreis Zwickau radeln.
Das Robert-Schumann-Haus zeigt passend zum Thema die Sonderschau «Schumann und die Politik» mit Handschriften, Bildern und Notendrucken. Sie sollen dokumentieren, wie aufmerksam Schumann politische Ereignisse seiner Zeit verfolgte und darauf in seiner Musik reagierte. Schumann wurde am 8. Juni 1810 in Zwickau geboren und verbrachte dort sieben Jahre seiner Kindheit.
Orchester des Schleswig-Holstein Festivals für 2023 komplett besetzt
Lübeck (dpa/lno) - Insgesamt 120 junge Musikerinnen und Musiker aus 32 Nationen bilden das diesjährige Schleswig-Holstein Festival Orchestra. Am 2. Juli werden sie unter anderem aus Japan, Kanada, Brasilien, Südafrika, Spanien und Australien in Rendsburg anreisen, um dort in sechs Probenphasen verschiedene Programme einzustudieren, wie das Festival am Freitag mitteilte. In insgesamt 17 Konzerten werde das Orchester in Lübeck, Itzehoe, Rendsburg, Lüneburg, Elmshorn, Neumünster, Plön und Hamburg zu erleben sein. Das Festival findet in diesem Jahr vom 1. Juli bis zum 27. August statt.
Das Schleswig-Holstein Festival Orchestra wurde 1987 von Leonard Bernstein gegründet und setzt sich jedes Jahr neu zusammen. Seither qualifizieren sich Jahr für Jahr über 100 junge Musikerinnen und Musiker bei Probespielen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika. Sie erhalten ein Stipendium, das ihren Aufenthalt im Nordkolleg Rendsburg während der Festivalsaison von Anfang Juli bis Ende August sowie intensive Probenphasen mit renommierten Dirigenten umschließt.
Berliner Bühnen verkaufen rund 2,5 Millionen Karten
Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Bühnen und Orchester haben im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Tickets verkauft, aber noch immer weniger als vor Beginn der Pandemie. Die institutionell geförderten Theater, Orchester und Tanzgruppen hätten 2022 rund 2,5 Millionen zahlende Besucherinnen und Besucher gehabt, teilte die Senatskulturverwaltung am Donnerstag mit. Das seien fast zweieinhalb mal so viele gewesen wie im Jahr zuvor.
Im Jahr 2019 waren noch rund 3,3 Millionen Tickets verkauft worden. Die Senatskulturverwaltung vermutet, dass sich in den Zahlen vom vergangenen Jahr noch die Auswirkungen von Hygienemaßnahmen und ein vorsichtiges Verhalten des Publikums zeigen.
«Dass die Theater- und Opernsäle nun bald wieder so gefüllt sein werden wie vor der Pandemie, beweist nicht nur den anhaltenden Kulturhunger der Berlinerinnen und Berliner, sondern auch die bewundernswerte Resilienz der Menschen, die an den Bühnen dieser Stadt arbeiten», teilte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) mit.
Die Einrichtungen, die laut Übersicht am meisten Tickets verkauften, waren der Friedrichstadt-Palast (rund 430 000), die Stiftung Berliner Philharmoniker (rund 230 000) und die Staatsoper Unter den Linden (rund 190 000). In der Liste folgten dann die Deutsche Oper (rund 170 000 Tickets), die Komische Oper (rund 160 000) und das Berliner Ensemble (rund 150 000). Das Deutsche Theater beispielsweise kam auf mehr als 120 000 Karten, die Volksbühne auf rund 80 000 Tickets.
Sächsische Staatskapelle: Porträtkonzert der Capell-Compositrice Olga Neuwirth in Hellerau
Am 19. April 2023 präsentieren Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Gäste ab 19.00 Uhr in einem Porträtkonzert im Festspielhaus Hellerau kammermusikalische Werke der Capell-Compositrice Olga Neuwirth. Fünf Kompositionen der gebürtigen Grazerin für unterschiedliche Besetzungen wechseln sich mit Sätzen aus Streichquartetten von Claude Debussy und Johannes Brahms ab, kulminierend im letzten Teil von Neuwirths Zyklus »coronAtion« aus dem ersten Jahr der Covid-Pandemie. Das Konzert eröffnet zugleich die 31. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik.