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Regensburg - Fans der historischen Aufführungspraxis klassischer Musik pilgern jedes Jahr an Pfingsten nach Regensburg. Dort findet ein Festival statt, das in alten Kirchen und Sälen Werke vom Mittelalter bis zur Romantik bietet. Dieses Jahr feiern die Tage Alter Musik Jubiläum.
Eines der weltweit führenden Festivals für die historische Aufführungspraxis klassischer Musik feiert Jubiläum: Die Tage Alter Musik Regensburg erleben an Pfingsten ihre 30. Auflage. An historischen Orten der Domstadt sind vom 6. bis 9. Juni 17 Konzerte zu erleben.
Das von den beiden Regensburgern Ludwig Hartmann und Stephan Schmid gegründete Festival genießt in der Fachwelt einen hervorragenden Ruf. Der Bayerische Rundfunk (BR) und andere Sender übertragen jedes Jahr mehrere Konzerte live oder zeitversetzt. An die 200 sind es mittlerweile geworden.
Das Fachmagazin «Goldberg» nennt die Tage Alter Musik eines der fünf weltweit renommiertesten und traditionsreichsten Festivals für die historische Aufführungspraxis der Klassik vom Mittelalter bis zur Romantik. Die anderen sind in Utrecht, Barcelona, Boston und Ambronay bei Lyon.
Hartmann und Ludwig sehen alte Musik nicht auf eine bestimmte Epoche beschränkt. Der Begriff bedeute nichts anderes als die innovative ästhetische Beerbung der Musiktradition mit historisch informierten Aufführungen. «Sie tritt in Gegensatz zum gewohnten Klassikmusikbetrieb, der zunehmend in seinen Konventionen erstarrt», so Hartmann. Als Veranstalter des Regensburger Festivals hätten sie all ihren Ehrgeiz daran gesetzt, an dieser Bewegung teilzunehmen.
Bei der Auswahl der aus aller Welt anreisenden Ensembles steht für die Organisatoren die künstlerische Qualität ganz oben. «Dann folgen programmatische Inhalte und selbstverständlich spielt auch die finanzielle Machbarkeit keine unwesentliche Rolle», wie Hartmann der Nachrichtenagentur dpa sagte. In den drei Jahrzehnten hätten über 100 Ensembles ihre Europa- oder Deutschlandpremiere in Regensburg gefeiert.
In diesem Jahr kommen die Gruppen aus Europa, Kanada und den USA. Die Programmvielfalt reicht von geistlicher Vokalmusik der Renaissance über Henry Purcells Oper «Dido & Aeneas» bis hin zu Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe. In einem der Konzerte sind sechs «neue Brandenburgische Konzerte» nach Bach zu hören, die der 2011 gestorbene Musikwissenschaftler Bruce Haynes aus Kantaten, einer Messe und einem Cembalowerk Bachs zusammenstellte. Eine Matinee widmet sich Musik für Gamben des 17. und 18. Jahrhunderts.
Eine Besonderheit des Festivals mit 17 Konzerten an vier Tagen sind die Veranstaltungsorte - jahrhundertealte Kirchen oder etwa der historische Reichssaal im Alten Rathaus. Zu den Tagen Alter Musik gehört traditionell eine Verkaufsausstellung mit Nachbauten historischer Instrumente, Noten und CDs. Zum Jubiläum gibt es dieses Mal an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik zusätzlich einen Kurstag. Dabei erarbeitet der Cembalist Eric Milnes mit Studenten mehrere Werke.
Paul Winterer