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Vor 19 Jahren wurde es von jazzbegeisterten Studenten ins Leben gerufen, mittlerweile gehört es zu den renommiertesten Kulturereignissen der Region: Alle zwei Jahre liefert Münsters Internationales Jazzfestival ein breites Spektrum ambitionierter Musik zum Jahresauftakt. Vor allem der kreative, zeitgenössische Jazz aus Europa steht dabei im Mittelpunkt. Vom 3. bis 5. Januar ist es in Münsters Städtischen Bühnen wieder so weit.
Fritz Schmücker, künstlerischer Leiter des Festivals, setzt auf ein individuelles Schwerpunktprogramm, das musikalische Neubegegnungen ermöglichen und Nischen repräsentieren will. Die materielle Basis für so viel Kreativität kommt durch die Unterstützung von Stadt und Sponsoren, aber auch durch eine engagierte Medienpartnerschaft mit dem Westdeutschen Rundfunk zustande, die für die neueste Ausgabe dieses Festival sogar noch ausgeweitet wurde. Nur so werde, laut Schmücker eine programmpolitik möglich, die eben nicht zum kommerziellen "Name-Dropping" gezwungen ist.
Zu den herausragenden Themen gehört während des ersten Wochenendes im neuen Jahr der Klavier-Jazz in seinen ganz unterschiedlichen Facetten. Omar Sosa, kubanischer Pianostar, kommt zu einem Soloauftritt nach Münster. Das finnische Trio Töykeät will dem Publikum zeigen, dass aus Skandinavien noch andere gewichtige Statements kommen, als einzig und allein Esbjörn Svensson, der im letzten Jahr einen beispiellosen Durchbruch feiern konnte. Weiterhin ist das Thema Klavierjazz mit Ausnahmetalenten wie dem Amerikaner Sylvie Courvoisier sowie dem in der Schweiz lebenden Brasiliainer Malcolm Braff außergewöhnlich besetzt.
Für die Verbindung des Jazz mit Musiktraditionen einzelner Kulturkreise stehen so hochkarätige Musiker wie der libanesische Oud-Virtuose Rabih-Abou-Khalil, der soeben mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde oder der spanische Gitarrist Gerardo Nunez mit der Flamenco-Tänzerin Carmen Cortez. Italien ist mit dem Klarinettisten Gabriele Mirabassi und dem sardischen Trompeter Paolo Fresu vertreten, der sich in einem groß besetzten Projekt der spannenden Aufbereitung sardischer Volksmusik widmen wird.
Freigeistigen Power-Jazz vom Feinsten verspricht das Quintett "Big Zoom" um den schweizerischen Ausnahmeschlagzeuger Lucas Niggli. Mit Nils Wogram ist hier übrigens auch Deutschlands profilierteste Nachwuchs-Stimme auf der Posaune vertreten. Rechtzeitig in Münster zu sein, dürfte sich allein schon wegen des Auftakt-Konzertes am Freitag lohnen, das vom Franko-Vietnamesen Ngyuen Le bestritten wird. Einer der ambitioniertesten elektrischen Gitarristen im Spannungsfeld von Jazz und Rock stellt sich in Münster der Herausforderung einer "etwas anderen" Hommage an Jimi Hendrix. Hierbei geht es weniger um das Kopieren von Hendrix spielerischer Virtuosität, sondern mehr um die subtile Annäherung an die hohe kompositorische Substanz der Songs und Stücke von Jimi Hendrix. Wer Nguyen Le kennt weiß natürlich, dass es dabei an akrobatischer Fingerfertigkeit auf den Gitarrenseiten nicht mangeln wird!
Informationen: www.jazzfestival-muenster.de und beim Kulturamt der Stadt Münster: 0251/ 66 49 55