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Langjährige Festival-Besucher loben beim Haldern Open Air die extrem entpsannte und freundliche Gesamt-Atmossphäre. In beeindruckender Weise zeigt dieses Freiluft-Ereignis nahe der niederrheinischen Stadt Rees, was als Lohn herauskommen kann, wenn man eine engagierte Jugendarbeit auf dem Lande nur konsequent genug weiterverfolgt: Dann was vor 20 Jahren als kleine Freiluft-Grillfete mit lokalen Bands auf dem platten Lande begann, hat sich über die Jahre zu einem der charmantesten Pop-Festivals des Sommers gemausert. Schon längst stehen hier internationale Bands und Musiker auf der Bühne stehen – am 8. und 9. sind es unter anderem Patti Smith, The Cardigans und etliche junge Bands, die zum Teil noch als heiße Newcomer gehandelt werden!
Bei kuscheligem Gratis-Camping zwischen den Kufladen geht hier musikalisch einiges. Hauptsache, es taugt für eine enthusiastische Chemie zwischen Musikern und Publikum und ist im weitesten Sinne durch Gitarre, Bass, Schlagzeug und Stimme erzeugt! Am kommenden Festival-Wochenende gibt hier Patti Smith ihr einziges Deutschland-Konzert. Sie, die mit ihrem rohen Gesang schon in den 70ern den Weg für alle späteren Frauen-Punkbands ebnete, ist nach erfolgreich überstandenen privaten und künstlerischen Tiefs wieder mit einem neuen Album präsent. Alt trifft auf jung bei diesem Festival: Denn viele Musikerinnen und Musiker, die in Haldern auftreten, waren noch gar nicht auf der Welt, als Patti Smith, heftige Provokateurin und empfindsame Lyrikerin zugleich, 1974 mit ihrem Debutalbum „Horses“ der Musikwelt den Atem nahm. Genug junge Bands sind nun vertreten, um einen solchen aufwühlenden und aufrüherischen Geist mit viel frischer Energie in die heutige Zeit zu katapultieren – etwa „The Raveonettes“ aus Dänemark, die mit ihrem Punkrock so einiges aus dem anglo-amerikanischen Raum locker hinter sich lassen. Überhaupt ist der europäische Norden mal wieder Garant für höchste (pop)musikalische Güte. „The Cardigans“ aus Schweden liefern einen versöhnlicheren Gegenpol zu den harscheren Klängen, wenn sie freundlichen Easy-Listening-Pop mit feinfühligem Songwriting vereinen. Groovig und funkig wird es auch: Das Frank Popp Ensemble räumt zurzeit mächtig ab mit einer heißen Fusion aus modernen Dance-Grooves und souligem 60er-Jahre-Feeling.Hier sämtliche Konzerte, die bis in die späte Nacht über die einzige Bühne gehen, es gibt also keine Entscheidungsschwierigkeiten: Sgt Petter, Spinvis, Belasco, The Kaizers Orchestra, Kashmir, Frank Popp Ensemble, Aqualung, Xploding Plastix (Freitag).
Kofax, Isolation Years, Dead Man Ray, Under Byen, Ed Harcourt, Evan Dando, Bright Eyes, The Cardigans, Patti Smith and her Band. (Samstag).
Tickets und Infos unter http://www.haldern-pop.de
Stefan Pieper