Komische Oper Berlin startet in Zeit des Umbruchs +++ Veranstaltungen rund um das Instrument des Jahres Schlagzeug in Hamburg geplant +++ Spielzeit 2022/23: «Riskante Träume» am Deutschen Nationaltheater Weimar +++ Probenbeginn zu Musical «Robin Hood» mit Chris de Burgh in Fulda +++ Drei Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Lüneburg +++ Deutsches Symphonie-Orchester Berlin will «keine fertigen Antworten» +++ «Harmony»: Manilow bringt Comedian Harmonists-Musical nach New York
Komische Oper Berlin startet in Zeit des Umbruchs
Berlin (dpa) - Mit der neuen Spielzeit 2022/23 steht die Komische Oper Berlin am Beginn einer mehrjährigen Umbruchphase. Der bisherige Theaterchef Barrie Kosky verabschiedet sich nach zehn Jahren als Intendant. Gleichzeitig wird er dem Haus als Regisseur und Berater erhalten bleiben. Als neues Intendanzduo übernehmen die geschäftsführende Direktorin Susanne Moser und Operndirektor Philip Bröking im August gemeinsam die Leitung des Hauses.
Kosky wird nach Angaben vom Mittwoch zwei neue Produktionen betreuen. Geplant ist «...und mit morgen könnt ihr mich!» ein Songabend mit Liedern von Kurt Weill aus seiner Berliner Zeit. Zudem ist Jerry Hermans Musical «La Cage aux Folles» (Ein Käfig voller Narren) vorgesehen. Zum Saisonauftakt will Bühnenbildner Márton Ágh für «Intolleranza 1960» von Luigi Nono in der Inszenierung von Marco ?torman den gesamten Bühnen- und Zuschauerraum in eine Eiswüste verwandeln.
Ein Höhepunkt ist auch zu erwarten, wenn sich Herbert Fritsch den «Fliegenden Holländer» vornimmt und damit erstmals seit 60 Jahren wieder eine Oper von Richard Wagner am Haus realisiert. Fritsch hatte zuletzt mit einem turbulenten «Don Giovanni» für Gesprächsstoff an der Komischen Oper gesorgt.
Die kommende Spielzeit steht auch für eine bauliche Erneuerung. Moser und Bröking präsentierten ein Modell für den anstehenden Um- und Neubau. Die Erweiterung der Komischen Oper wird einen Riegel bis zur Straße Unter den Linden bilden. Das Team um den Aachener Architekten Kilian Kada hatte sich in einem Wettbewerb um den Bau von Probebühnen, Büros und Technikräumen unter 63 Entwürfen durchgesetzt.
Das auf 227 Millionen Euro veranschlagte Projekt soll im kommenden Jahr mit Bestandsuntersuchungen beginnen. Einen Termin für die Neueröffnung gibt es noch nicht. Wegen Bauarbeiten wird das Ensemble vorübergehend in das Berliner Schiller Theater umziehen.
Veranstaltungen rund um das Instrument des Jahres Schlagzeug in Hamburg geplant
Hamburg (dpa/lno) - Rund um das Schlagzeug, Instrument des Jahres 2022, sind in Hamburg in den kommenden Monaten viele Konzerte, Seminare und Vorträge geplant. «Das Drumset ist ein unglaublich vielseitiges und faszinierendes Instrument», sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Mittwoch in Hamburg. Die moderne Form des Schlagzeugs, auch Drumset genannt, entwickelte sich den Angaben zufolge im späten 19. Jahrhundert in Amerika. Der international renommierte Schlagzeuger und Echo-Preisträger Benny Greb ist Schirmherr der Aktion und gab dem Senator im Rathaus ein paar Praxis-Tipps.
Die Landesmusikräte mehrerer Bundesländer hatten das Schlagzeug zum Instrument des Jahres 2022 erklärt. Ziel sei es, ein breites Publikum für das Instrument zu begeistern. Die Landesmusikräte küren seit 2008 jedes Jahr gemeinsam ein Instrument des Jahres. Jedes Bundesland beruft eigene Schirmherrinnen und Schirmherren. Nach der Violine im Jahr 2020 und der Orgel 2021 stehe mit dem Drumset nun erstmals ein Schlaginstrument im Mittelpunkt der Aktivitäten, hieß es.
Spielzeit 2022/23: «Riskante Träume» am Deutschen Nationaltheater Weimar
Weimar (dpa) - Mit dem Motto «Riskante Träume» geht das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) in die nächste Spielzeit. Nach einer «Akrobatik der Problembewältigung», in der es nicht immer gelungen sei, allen coronabedingten Ausfällen und dem Publikum gerecht zu werden, werde sich jetzt zeigen, «in welche Richtung das Leben wieder anspringt», sagte Intendant Hasko Weber am Dienstag in Weimar. «Dass das nicht spontan ein Sturmlauf auf alle Einrichtungen ist, ist auch klar. Insofern stehen wir so auf einer Schwelle und haben uns aber gedacht: Alles, was wir inhaltlich zu vertreten haben, vertreten wollen, wo wir künstlerisch hinwollen, soll in den Plan für die nächste Spielzeit rein.»
Insgesamt sind 16 Neuinszenierungen im Musiktheater und Schauspiel geplant. Neu auf dem Spielplan stehen unter anderem die Komödie «Der Diener zweier Herren» als Sommertheater und «Die Nibelungen». Mit «Der Besuch der alten Dame» werde eine Geschichte im e-Werk inszeniert, die in Weimar eine lange Geschichte hat und sich mit der Verschiebung von Grundsätzen und Moral befasse, sagte Chefdramaturgin Beate Seidel. Dürrenmatt sei zudem immer wieder vom Publikum gewünscht worden - «und jetzt endlich haben wir ihn».
Mit «Samson» steht die Uraufführung eines Musikdramas des Schweizer Komponisten Joachim Raff in der Regie des spanischen Regisseurs Calixto Bieito auf dem Programm. «Eine Geschichte über Vertrauen und Misstrauen», sagte Operndirektorin Andrea Moses. «Kinder des Zorns» nach der wahren Geschichte des Samuel Meffire von Lothar Kittstein wird in der Regie von Adewala Teodros Adebisi uraufgeführt.
Die erste große Schauspiel-Premiere im Großen Haus wird «Der Meister und Margarita» nach Michail Bulgakow sein. Zwar sei es heute «nicht mehr so ganz ohne», sich mit russischen und sowjetischen Autoren auseinanderzusetzen, so Seidel. Das Haus sei sich jedoch einig, «dass absolut wichtig ist, dass wir diese Art von Brückenschlägen nach wie vor in der Gesellschaft versuchen.» In der laufenden Spielzeit «Geteilte Zukunft» sei eine Relevanz entstanden, die man so gar nicht vor Augen hatte, gab Weber zudem mit Blick auf den andauernden Krieg in der Ukraine an.
Probenbeginn zu Musical «Robin Hood» mit Chris de Burgh in Fulda
Fulda (dpa) - In Fulda haben am Dienstag die Proben zu dem neuen Musical «Robin Hood» begonnen, zu dem der irische Sänger und Komponist Chris de Burgh die Musik geschrieben hat. Für ihn sei das Musical-Genre ganz neu, sagte de Burgh in der osthessischen Stadt. «Ich habe dabei eine Menge gelernt. Beim Musical muss man immer daran denken, dass die Darsteller zwischen den Liedern auch sprechen und eine Geschichte erzählen.» Diese Herausforderung habe ihm Spaß gemacht.
Das Musical «Robin Hood» wird eine Welturaufführung - bereits die achte der Produktionsfirma «Spotlight Musicals» mit Sitz in Fulda. Wegen der Corona-Pandemie musste «Robin Hood» bereits zweimal verschoben werden. Die Premiere ist für den 3. Juni geplant. Bis zum 16. Oktober soll es 177 Vorstellungen geben.
Co-Komponist Dennis Martin aus Fulda hat de Burghs Song «Don't Pay The Ferryman» aufgegriffen und daraus das Lied «Freiheit für Nottingham» gemacht. Das würden die Zuschauer auf jeden Fall wiedererkennen, ist sich Chris de Burgh sicher. «Wenn das gesamte Ensemble schmettert «Freiheit für Nottingham», dann ist das sehr mitreißend.» Mitte der 80er Jahre war der Star aus Irland zum ersten Mal in Fulda, das er nach eigenen Worten sehr gemütlich findet.
Drei Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Lüneburg
Lüneburg (dpa) - Das 37. Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) ist in diesem Sommer mit drei Konzerten in Lüneburg vertreten. Musical-Star Ute Lemper tritt mit ihrem «Rendezvous mit Marlene» als Erinnerung an ein dreistündiges Telefonat mit Marlene Dietrich am 23. Juli im Libeskind Auditorium der Universität der Hansestadt auf. «Ich erzähle, was mir wichtig ist an ihr und hauche ihrer Figur mein Leben ein. Es ist eine Verschmelzung von ihr und mir», beschreibt Lemper die Hommage.
Ebenfalls im Auditorium sind die Cuban Voices zu Gast - eine A-Cappella-Band aus Kuba. Der sechsköpfige Gesangsformation, die am 29. Juli zu Gast ist, ahmt auch Gitarren, Trommeln und Posaunen nach. Sie wurden mehrfach mit dem Latin Grammy ausgezeichnet. Etwa tausend Tickets gibt es für das Auditorium. Nach zwei mageren Corona-Jahren will das Festival 2022 wieder mit voller Auslastung durchstarten.
In der St. Michaelis-Kirche dirigiert Nicolas Fink am 18. August den Schleswig-Holstein Festivalchor. Ein Deutsches Requiem op. 45 von Johannes Brahms gehört zur Komponisten-Retrospektive des Festivals über den gebürtigen Hamburger Musiker (1833-1897). Der Festivalchor widmet sich dem 1868 uraufgeführten Werk in einer Fassung für zwei Klaviere und Pauke. Alle Konzerte beginnen um 19.30 Uhr.
«Wir legen Wert darauf, dass viele Konzerte den Roten Faden Brahms haben», sagte Hannah Bregler von der Konzertplanung in Lübeck am Dienstag. Die 2014 eingeführte Komponisten-Retrospektive wird im nächsten Jahr nicht fortgeführt.
Insgesamt umfasst das Programm 204 Konzerte, neben Hamburg und Dänemark ist Lüneburg als einziger Veranstaltungsort in Niedersachsen dabei. Der Etat des SHMF beläuft sich auf rund 11,3 Millionen Euro. Im Jahr 2020 hatte der Etat wegen des zusammengestrichenen Programms bei 5,9 Millionen Euro gelegen. 2021 waren es 9,4 Millionen Euro.
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin will «keine fertigen Antworten»
Berlin (dpa) - In der Saison 2022/2023 will das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin «das Verhältnis von Klang und Spiritualität, die Frage nach der Wirkmacht von Musik und dem, was Menschen durch sie empfangen und erfahren» analysieren. Als einen Höhepunkt sieht das Orchester dabei nach Angaben vom Dienstag das Festival «Music and Healing» vom 18. bis zum 26. März 2023. Musikalisch reicht das Spektrum dann von Hildegard von Bingen über Richard Wagner bis zu Igor Strawinsky.
Für das Orchester und Chefdirigent Robin Ticciati beginnt im September die sechste gemeinsame Spielzeit. Für die Saison sind insgesamt 67 Konzerte vorgesehen. Neben den Auftritten in Berlin sind darunter auch fünf Gastspiele des Orchesters in Salzburg, Essen, Genf, Zürich und Bern eingeplant.
«Harmony»: Manilow bringt Comedian Harmonists-Musical nach New York
Christina Horsten, dpa
Barry Manilow ist eigentlich vor allem für Schnulzenschlager wie «Mandy» oder «Can't Smile Without You» bekannt. Aber der Sänger hat auch ein Musical über die Comedian Harmonists geschrieben - und es nun nach zahlreichen Verzögerungen nach New York gebracht.
New York (dpa) - Der Broadway ist es nicht. Das «National Yiddish Theatre Folksbiene» liegt rund sieben Kilometer südlich des New Yorker Theaterviertels an der Südspitze Manhattans in einem Holocaust-Museum und hat eine eher kleine Bühne. Für «Harmony» aber, ein Musical von Musiker Barry Manilow über die Geschichte der Comedian Harmonists, passen Rahmen und Kontext.
Seit Jahrzehnten arbeitet Manilow, der sonst eher für Schnulzenschlager wie «Mandy» oder «Can't Smile Without You» bekannt ist, an dem Musical. 1997 hatte es in Kalifornien Premiere gefeiert, war später noch in Atlanta und Los Angeles aufgeführt worden und sollte nun schon längst auch in New York zu sehen sein, aber die Corona-Pandemie verschob das Projekt immer weiter nach hinten. Die Pandemie hält an, alle Besucher müssen einen Impf-Nachweis vorzeigen und Maske tragen, und eine Corona-Infektion verhinderte sogar den Besuch von Manilow selbst bei der Premiere - aber das Stück läuft nun in New York und soll noch bis zum 8. Mai zu sehen sein. «Zieht eine Schutzmaske über und schaut euch die Show an!», forderte Manilow seine Fans auf.
«Harmony: A New Musical», geschrieben von Manilow gemeinsam mit Bruce Sussman, erzählt die Geschichte der legendären deutschen Vokalgruppe Comedian Harmonists. Es beginnt mit einem Auftritt der sechs Mitglieder des deutsch-jüdischen A-Capella-Ensembles in der New Yorker Carnegie Hall 1933, geht dann zurück und erzählt die Geschichte der Gruppe von der Entstehung in den 1920er Jahren an.
Dabei stellt das Stück auch die Frage: Was wäre, wenn die Band nach dem Auftritt in der Carnegie Hall nicht zurück nach Deutschland gegangen, sondern in den USA geblieben wäre? Wäre dann eine lange Weltkarriere unter anderem an der Seite von Star-Diva Josephine Baker möglich gewesen? Eine entsprechende Musik-Einlage bleibt ein Traum. Die Mitglieder entschieden sich für die Rückkehr nach Deutschland, wo ihnen gemeinsame Auftritte von den Nationalsozialisten schon bald untersagt wurden. Einige Bandmitglieder flohen ins Ausland, alle überlebten die Zeit des Nationalsozialismus. Als letztes Gründungsmitglied starb Roman Cycowski - der in dem Stück, gespielt von Chip Zien, als Erzähler fungiert - 1998 in Kalifornien.
Die Geschichte der Comedian Harmonists fasziniert Millionen Menschen weltweit bis heute - und wurde schon vielfach in Büchern, Filmen und Bühnenstücken verarbeitet. In Deutschland hatte vor allem der Film «Comedian Harmonists» von Joseph Vilsmaier aus dem Jahr 1997 Erfolge gefeiert. Auf auch daraus bekannte Klassiker wie «Mein kleiner grüner Kaktus» oder «Veronika, der Lenz ist da» müssen Zuschauer des Manilow-Musicals verzichten - der deutsche Sprachwitz übersetzt sich nicht so einfach ins Englische. Stattdessen arbeitet Manilow mehr mit Akrobatik-Slapstick-Komik und lässt die Comedians beim Singen Teller werfen oder wild herumspringen.
Bei vielen Zuschauern kommt das gut an, das Stück ist meist ausverkauft und wird mit Standing Ovations gefeiert. Auch die «New York Times» sprach von einer «nicht perfekten», aber «sehr berührenden Show».