Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch wieder im Normalmodus +++ Märchen, volksnah, klug: «Die Zauberflöte» hat Premiere in Cottbus +++ Merseburger Orgeltage würdigen Werke von Max Reger +++ Pariser Ausstellung widmet sich Musik in Konzentrationslagern
Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch wieder im Normalmodus
Dresden/Gohrisch (dpa/sn) - Die Internationalen Schostakowitsch Tage in Gohrisch (Sächsische Schweiz) lassen die Pandemie hinter sich und präsentieren sich wieder im Normalmodus. Wie das Festival am Mittwoch in Dresden mitteilte, bestimmen bei der 14. Ausgabe vom 22. bis 25. Juni Werke von Namensgeber Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) sowie von Alfred Schnittke (1934-1998) und Krzysztof Meyer das Programm. Meyer erhält den diesjährigen Preis des Festivals.
«Eigentlich könnte ich konstatieren: Wir freuen uns auf ein normales Festival, ohne jegliche Einschränkungen. Allein das wäre schon viel wert. 'Normal' sind diese Zeiten aber mitnichten», erklärte Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch.
Er bezog das auch auf den Umstand, dass jedes Jahr aufs Neue renommierte Künstler aus aller Welt ins idyllisch gelegene Gohrisch kommen und hier Programme aufführen, die eigens für das Festival einstudiert werden. Die Musiker verzichten dabei auf ein Honorar. «Das grenzt immer wieder von Neuem an ein Wunder. Und ist letztendlich nur dem Künstler und Menschen Dmitri Schostakowitsch zu verdanken, dem alle Musikerinnen und Musiker, die zu uns kommen, allerhöchste Wertschätzung entgegenbringen.»
Am Vorabend des Festivals gibt die Sächsische Staatskapelle Dresden ein Sonderkonzert im Dresdner Kulturpalast. Unter Leitung von Andrés Orozco-Estrada erklingen Schostakowitschs 5. Sinfonie und das Konzert von Trompete und Orchester von Mieczyslaw Weinberg. Solist ist Håkan Hardenberger. Das Abschlusskonzert wird vom Mryia-Quartett aus der Ukraine bestritten. Das ukrainische Wort «Mriya» bedeute Traum und stehe in diesem Kontext für ein Musizieren jenseits des Krieges und des damit verbundenen Elends, hieß es.
Dmitri Schostakowitsch war zweimal in Gohrisch in einem Gästehaus der DDR-Regierung zu Gast und hatte dort auch komponiert. Daran erinnert das Festival, das international Aufmerksamkeit genießt. Regelmäßig kommen auch Stars aus dem In- und Ausland zu diesem Anlass in die Sächsische Schweiz.
Märchen, volksnah, klug: «Die Zauberflöte» hat Premiere in Cottbus
Anspruchsvoll und trotzdem zugänglich: Kaum eine Oper ist so populär wie Mozarts «Zauberflöte». In der Inszenierung des japanischen Regisseurs Tomo Sugao am Staatstehater Cottbus werden die Figuren noch einmal anders beleuchtet. Die Besetzung ist vielversprechend.
Cottbus (dpa/bb) - Mozarts Oper «Die Zauberflöte» gehört mit ihrem märchenhaften, volkstheaterhaften aber auch philosophischen Inhalt zu den weltweit beliebtesten Opern. Das Ensemble kann sich außerdem facettenreich präsentieren. All das mag den Stellvertretenden Operndirektor und Hausregisseur des Staatstheaters Cottbus, Tomo Sugao, dazu bewogen haben, sich gerade diese Oper als erste Arbeit auf seinem neuen Posten auszusuchen.
Das Stück hat an diesem Samstag (19.30 Uhr) im Großen Haus des Theaters Premiere. Sugao betont in seiner Inszenierung das Märchenhafte, Phantasiereiche, wirft aber noch einmal einen anderen Blick auf die Figuren.
Für viele ist «Die Zauberflöte» der Einstieg in die Welt der Oper überhaupt. 1791 wurde sie im Freihaustheater in Wien uraufgeführt. Es ist die Geschichte von Prinz Tamino, der sich in die schöne Pamina verliebt, die aber entführt ist. Gemeinsam mit dem lustigen Vogelfänger Papageno, mit Glockenspiel und Zauberflöte, rettet er seine Angebetete aus dem Palast des bösen Entführers Sarastro. Der erkennt die wahre Liebe des jungen Paares, lässt sie aber ein paar Prüfungen ablegen, damit sie sich ihrer Zuneigung sicher sind.
Der 1979 in Sapporo geborene Sugao inszeniert die Geschichte als Rückblick auf das Leben - Pamina und Tamino lassen ihre gemeinsame Biografie am Ende ihrer Tage Revue passieren. Ihre Beziehung ist seit langem zerrüttet, geprägt von Machtmissbrauch und Übergriffigkeit des Mannes. Aber war dieser nicht einst ein Jüngling voller Ideale und mit den besten Absichten? Wo ist er auf seinem Lebensweg falsch abgebogen? Und was wurde aus der fröhlichen jungen Pamina von einst, die den Herausforderungen des Lebens stets mit Mut, Aufrichtigkeit und Liebe begegnet ist?
Der renommierte japanische Regisseur bringt die Oper «werktreu» auf die Bühne, interpretiert die Figuren aber vielschichtiger. Fasziniert sei er von der Kombination aus Musik und Theater, erzählt er der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn soll Märchen weiter auch Märchen bleiben. «Trotzdem ist wichtig, die Figuren durchaus kritisch zu sehen, beispielsweise Sarastro mit seinen frauenfeindlichen Aussagen», sagt Sugao. Auch unterschiedliche Beziehungsebenen des Paares Pamina und Tamino würden in der Inszenierung beleuchtet. Die märchenhafte Geschichte biete da genügend Interpretationsspielraum.
Sugao ist mit Mozarts Musik und der Oper groß geworden. Bereits als Kind habe er Papagenos Glockenspiel in einer Spieluhr gehört, erzählt der 43-Jährige. Später sah er das Stück viele Male und betreute es als Spielleiter. Mit 19 Jahren inszenierte er die Oper an der Universität das erste Mal, später an Opernhäusern Europas, zuletzt 2018 als Produktion für Kinder im Rahmen der Salzburger Festspiele.
Das Faszinierende an «dieser Volksoper» seien die Musik und die Charaktere der Figuren aus unterschiedlichen Schichten. Es könnten die verschiedenen Seiten eines Menschen dargestellt werden, beschreibt er. «Wir bleiben in der Phantasiewelt, trotzdem ist die kritische Betrachtung einer Figur aus heutiger Sicht modern.»
Die deutsche Opernlandschaft sei für ihn eine Freude, schwärmt er. Der Japaner war unter anderem vier Jahre an der Komischen Oper tätig. Er habe dort die Offenheit für neue Ideen geschätzt, trotz der Gefahr des Scheiterns an neuen Versuchen. Das sei zu Beginn seines Schaffens in Japan noch anders gewesen, berichtet er.
Im Sommer will er dort «Die Zauberflöte» für Kinder aufführen. Ihm sei wichtig, neues Publikum zu gewinnen und seine Leidenschaft für Musik und Theater weitergeben. «Ich hoffe, ich habe das Kind in mir noch bewahrt. Bei der Zauberflöte kann ich dahin zurück.»
Merseburger Orgeltage würdigen Werke von Max Reger
Merseburg (dpa/sa) - Die Domstadt Merseburg im Saalekreis würdigt im September das musikalische Schaffen des Komponisten Max Regers mit den Orgeltagen. Die 53. Auflage finde vom 9. bis 17. September statt, teilten die Vereinigten Domstifter am Mittwoch mit.
Reger wurde am 19. März 1873 in Brand in der Oberpfalz geboren und wuchs im nahe gelegenen Weiden auf. 1911 erreichte er die Berufung zum Hofkapellmeister bei Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen. Max Reger führte ein bewegtes und musikalisch produktives Leben, ehe er am 11. Mai 1916 im Alter von 43 Jahren während eines Besuches in Leipzig in seinem Hotelzimmer an Herzversagen starb. Bekannt wurde er insbesondere durch seine Kompositionen für die Orgel.
Orgelmusik und Orgelbau sind seit 2017 durch die Unesco als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. 2021 kürten die Landesmusikräte die Orgel zum Instrument des Jahres.
Pariser Ausstellung widmet sich Musik in Konzentrationslagern
Paris (dpa) - In deutschen Konzentrationslagern spielte im Zweiten Weltkrieg von früh bis spät Musik - der Rolle dieser Aufführungen ist in der Pariser Holocaust-Gedenkstätte eine umfangreiche Ausstellung gewidmet. Mit Exponaten aus Gedenkstätten und Archiven weltweit wird der Einsatz von Musik durch die Nazis zur Disziplinierung der Häftlinge, aber auch deren heimliches Musizieren in den Lagern erläutert. Außerdem erklingt in der Ausstellung auch Musik, die in den Lagern aufgeführt wurde. Zu sehen sind Instrumente und Noten, mit denen in den Konzentrationslagern musiziert wurde. Die Ausstellung ist von diesem Donnerstag an bis zum 25. Februar 2024 zu sehen.
Militärmärsche ließen die Nazis beim Weg der Häftlinge zu ihrer Zwangsarbeit spielen, um diese zur Eile anzutreiben. Insassen wurden außerdem zur Strafe zu stundenlangem Singen gezwungen, und aus den Lautsprechern in den Lagern schallte neben Nazi-Propaganda auch Unterhaltungsmusik, die den SS-Leuten gefiel. Selbst Folter und Hinrichtungen von Häftlingen wurden musikalisch begleitet. Die Häftlinge ihrerseits machten abseits der strikten Überwachung heimlich Musik. Instrumente hatten einige von ihnen mitgebracht. Zum Aufbau von Lagerkapellen, den die Kommandanten mit Ehrgeiz betrieben, ließen die Nazis auch viele Instrumente herbeischaffen.