11 000 Menschen besuchen emotionale Achava-Festspiele in Weimar und Erfurt +++ Steinmeier ruft bei Benefizkonzert in Leipzig zu Einigkeit auf +++ Staatstheater Cottbus plant Solidaritätskonzert für Israel
11 000 Menschen besuchen emotionale Achava-Festspiele in Weimar und Erfurt
Weimar/Erfurt - Die vom Terrorangriff der Hamas auf Israel überschatteten Achava-Festspiele in Thüringen haben 11 000 Menschen besucht. Das teilten die Organisatoren am Sonntag mit. Die diesjährige Ausgabe der jüdisch geprägten Veranstaltungsreihe sei besonders und «extrem emotional» gewesen, sagte der Intendant und künstlerische Leiter der Festspiele, Martin Kranz. «Der Gesprächsbedarf war einfach riesengroß», sagte er.
Teils habe man Künstler oder Referenten nach dem Angriff digital zuschalten müssen, weil sie nicht ausreisen konnten. Die Zugeschalteten hätten genau berichten können, wie es ihnen derzeit ergehe, wie sich das Leben in Israel anfühle und wie es ihren Familien ergehe. Das sei alles sehr emotional gewesen. «Es wurde sehr viel geweint», sagte Kranz.
Einer der Höhepunkte sei das Konzert von Yael Deckelbaum in der Erfurter Peterskirche gewesen, das am 7. Oktober stattfand. Am Morgen des gleichen Tages hatten Hunderte Hamas-Terroristen Israel überfallen und im Grenzgebiet ein Massaker angerichtet. Israel hat dabei und in den Tagen danach mehr als 1400 Tote zu beklagen, der Großteil davon Zivilisten.
Kranz sagte, dass Deckelbaum eine Friedensaktivistin sei. Während des Konzerts wurden mehr als 300 vor allem Frauen aus Israel live zugeschaltet.
Zugleich sei bei den Festspielen klar geworden, dass man sich miteinander trotzdem freuen könne. «Dass man sagt: Nein, das, was die Hamas getan hat, wird uns nicht daran hindern, hier miteinander auch feiern zu können», sagte Kranz.
Die neunte Ausgabe der Achava-Festspiele sollte am Sonntagabend mit einem Konzert auf der Wartburg in Eisenach zu Ende gehen.
Steinmeier ruft bei Benefizkonzert in Leipzig zu Einigkeit auf
Leipzig - Mit Blick auf den Gaza-Krieg hat Bundespräsident Frank Walter-Steinmeier die Wichtigkeit eines friedlichen Zusammenlebens in Deutschland betont. «Wir müssen uns in der Verurteilung terroristischer Gewalt einig sein», sagte er am Sonntag bei einem Benefizkonzert in Leipzig. Mit Blick auf die in Deutschland stattfindenden Proteste müsse man sich «auch auf den Straßen an Regeln halten», sagte er. Er hoffe, dass die Menschen in Deutschland unabhängig ihrer religiösen Zugehörigkeit friedlich miteinander leben können und wollen.
Das Benefizkonzert des Bundespräsidenten wurde 1988 vom damaligen Präsidenten Richard von Weizsäcker ins Leben gerufen und findet jährlich in einem anderen Bundesland statt. Der Erlös der Veranstaltung geht an soziale und kulturelle Organisationen. In diesem Jahr wählte Steinmeier gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) die Stiftung «Kinder forschen», die sich für eine frühkindliche Bildung im naturwissenschaftlichen Bereich einsetzt.
Das Konzert wurde erstmals live aus der Leipziger Media City im Ersten übertragen. Das MDR-Sinfonieorchester spielte Stücke, die an das 100-jährige Bestehen des Rundfunks in Deutschland erinnern sollten. Dirigent Enrico Delamboye leitete das Orchester, die ukrainische Saxofonistin Asya Fateyeva und Sänger und Schauspieler Max Müller traten als Gäste auf.
Staatstheater Cottbus plant Solidaritätskonzert für Israel
Cottbus - Das Staatstheater in Cottbus plant für den 31. Oktober ein Solidaritätskonzert für die Opfer des Hamas-Angriffes auf Israel. «Wir wollen die ohrenbetäubende Stille durchbrechen, in die wir angesichts des Terrors und seiner Folgen zu verfallen drohen», hieß es auf der Internetseite des Theaters. «Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden in Deutschland gegen jede Form von Antisemitismus.»
Bei dem kostenlosen Konzert sollen unter anderem Werke von Mozart, Bloch und Ravel gespielt werden. Zunächst hatte der RBB berichtet.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte vor wenigen Tagen in einem Online-Beitrag der «Jüdischen Allgemeinen» das laute Schweigen aus dem Kultursektor beklagt. «Doch wo bleibt die Solidarität mit Israel? Wo bleiben Empathie und Mitleid mit israelischen Opfern und ihren Familien? Die Besucher eines Musikfestivals wurden massakriert. Wo ist der Aufschrei der Festivals in Deutschland?», fragte Schuster in dem Beitrag. «Wo ist ihr moralischer Impetus, den gerade die Mitglieder dieses Milieus sonst so oft und so überzeugt zeigen?»