Festival «Nordischer Klang»: von Estland bis Caspar David Friedrich +++ Ensemble gibt Vorgeschmack auf Brüder Grimm Festspiele +++ Wegen Russland-Beziehungen: Konzert mit Netrebko in Luzern abgesagt +++ Viel Vergnügen: Ruhrfestspiele mit Volksfest eröffnet
Festival «Nordischer Klang»: von Estland bis Caspar David Friedrich
Greifswald - Nordisch, musikalisch und kulturell geht es in den kommenden Tagen wieder in Greifswald zu. Am Freitag startet das Festival «Nordischer Klang» mit einer Eröffnungsfeier in die Vollen. Ein Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf estnischen Künstlerinnen und Künstlern. Zur Eröffnung in der Greifswalder Stadthalle ist unter anderem die estnische Soulsängerin Sängerin Rita Ray angekündigt.
Die meisten Besucherinnen und Besucher erwarten die Festivalmacher beim Konzert der Estonian Sinfonietta im Greifswalder Dom St. Nikolai vor der Kulisse der erst kürzlich eingeweihten Kirchenfenster des Künstlers Ólafur Elíasson. Der bekannte Gegenwartskünstler hatte sich bei der Gestaltung vom berühmten romantischen Maler Caspar David Friedrich inspirieren lassen, der in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden wäre und in dem Dom getauft wurde.
Auch das Festival «Nordischer Klang» befasst sich in Friedrichs Jubiläumsjahr mit dem Künstler. Der Leiter der dänischen Nationalgalerie, Peter Nørgaard Larsen, soll einen Vortrag zur Bedeutung Friedrichs für die dänische Kunstgeschichte halten und im Rahmen des internationalen Projekts «Ach, Caspar!» sollen Texte - inspiriert von Gemälden des Malers - mit elektronischer Musik kombiniert werden.
Bereits am Mittwoch soll Geigerin und Wahlnorwegerin Johanna Seim mit ihrer Hardangerfiedel auf dem Greifswalder Markt auftreten. Seit Ende April seien zudem in der Stadtbibliothek gut 40 Plakatentwürfe von 35 Studierenden estnischer Kunst- und Design-Hochschulen eines Wettbewerbs zu sehen.
45 Einzelveranstaltungen an 17 verschiedenen Orten bietet das Festival bis 12. Mai nach eigenen Angaben, darunter Konzerte, Lesungen, Filme, Ausstellungen und wissenschaftliche Beiträge mit gut 160 Mitwirkenden. Die erhoffte Gäste-Zahl liege bei 8000, hieß es.
Ensemble gibt Vorgeschmack auf Brüder Grimm Festspiele
Hanau - Wenige Tage vor Beginn der Brüder Grimm Festspiele in Hanau haben Mitglieder des Ensembles und die künstlerische Leitung am Montagabend einen Vorgeschmack auf das diesjährige Programm geboten. Gleich drei Uraufführungen werden in der 40. Jubiläumssaison gezeigt: das Musical «Die Gänsemagd» und die Stücke «Sterntaler» und «Der gestiefelte Kater». Darstellerinnen aus «Gänsemagd» und «Sterntaler» sangen auf einer Pressekonferenz Lieder aus beiden Werken, die eigens für die Festspiele komponiert und getextet wurden. Die zunächst geplante Präsentation vor einem größeren Publikum wurde kurzfristig abgesagt, da einige Mitglieder des Ensembles an Corona erkrankt sind.
Die Festspiele beginnen am 10. Mai mit der «Gänsemagd»-Premiere. Bereits jetzt sind nach Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) über 42 000 Karten verkauft worden, rund 6000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. «Die Festspiele haben sich in den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt», sagte Kaminsky. Der Zuspruch sei ständig gewachsen von anfangs etwa 5000 auf nunmehr gut 70 000 Besucherinnen und Besucher.
In der Reihe «Grimm Zeitgenossen» zeigen die Festspiele außerdem den Shakespeare-Klassiker «Romeo und Julia» in der Übersetzung von August Schlegel (1767-1845). In der Reihe «Junge Talente» wird das Bühnenstück «Tschick» aufgeführt.
Wegen Russland-Beziehungen: Konzert mit Netrebko in Luzern abgesagt
Luzern - In Luzern ist ein Konzert mit der in Russland geborenen Sopranistin Anna Netrebko auf Druck der Kantonsregierung abgesagt worden. Der Auftritt war am 1. Juni im Kultur- und Kongresszentrum (KKL) geplant. Die öffentliche Wahrnehmung der Solistin sei weiterhin kontrovers, hieß es in einer Stellungnahme des KKL. Die 53-jährige Netrebko war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Kritik. Unter anderem hatte sie im Kremlpalast in Moskau 2021 ihren 50. Geburtstag gefeiert. Zuvor hatte die «Luzerner Zeitung» über die Absage berichtet.
Der Regierungsrat habe «die unmissverständliche Erwartung» geäußert, dass das geplante Konzert abgesagt werde, sagte der Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Luzern, Armin Hartmann, am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es bestehe Sorge vor Ausschreitungen und Protesten.
Genannt wurde auch die geplante Ukraine-Konferenz mit mehr als 100 Staaten in der Nähe von Luzern, in der es um ukrainische Pläne für einen Frieden geht. Sie ist allerdings erst zwei Wochen später geplant, am 15. und 16. Juni.
In der jüngeren Vergangenheit sind in zahlreichen westlichen Staaten Konzerte mit Netrebko abgesagt worden. Ihr Management verweist stets darauf, dass Netrebko sich gegen den Krieg ausgesprochen habe. Inzwischen wird sie auch wieder eingeladen. Unter anderem sang sie im September 2023 in der Staatsoper in Berlin. Im Februar war sie Gast beim Opernball in Wien. Netrebko hat neben der russischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft.
Viel Vergnügen: Ruhrfestspiele mit Volksfest eröffnet
Recklinghausen - Mit dem traditionellen Kultur-Volksfest am Tag der Arbeit sind am Mittwoch bei Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen die Recklinghäuser Festspiele eröffnet worden. Das Motto des vom DGB mitfinanzierten Theater- und Musikfestivals lautet in diesem Jahr «Vergnügen und Verlust». Man wolle auf die vielen Krisen auf der Welt aufmerksam machen, aber zugleich betonen, dass Freude und Vergnügen wesentlich für den Menschen seien, schrieb Intendant Olaf Kröck in einem Grußwort.
Zur Eröffnung gab es zahlreiche Auftritte mit insgesamt 200 Künstlern - unter anderem Patenschaftskonzerte der Neuen Philharmonie Westfalen und des Jugendsinfonierorchesters der Stadt Recklinghausen mit bekannten Klassik-Werken. Mehrere Zehntausend Menschen wurden erwartet. Im vergangenen Jahr waren es über den Tag verteilt 65 000.
Das mit einem 6,5-Millionen-Euro-Etat ausgestattete Festival zeigt vom 1. Mai bis zum 8. Juni 90 Produktionen in 220 Veranstaltungen. Zu sehen und hören ist ein breites Spektrum von «König Lear» bis zu Mahlers 7. Sinfonie sowie zahlreiche Kinder- und Jugendstücke.
Die erste große Inszenierung ist am 3. Mai die Deutschlandpremiere der Zirkusarbeit «The Pulse» mit Massenszenen von 24 Akrobaten plus Chor. Zuvor hält die Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky die Eröffnungsrede. Der Vorverkauf laufe hervorragend, sagte Kröck am Mittwoch am Rande der Eröffnung.