Saisonauftakt für Petrenko und Berliner Philharmoniker +++ Brandenburgs Theater starten in neue Saison +++ AdW eröffnet neuen Kammermusiksaal +++ Rattle, Nelsons, Mallwitz - Klassikstars beim Musikfest Berlin +++ Bilanz des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Ovationen zum Saisonauftakt für Petrenko und Berliner Philharmoniker
Berlin (dpa) - Mit einem umjubelten Auftaktkonzert sind die Berliner Philharmoniker unter Leitung ihres Chefdirigenten Kirill Petrenko in die neue Saison gestartet. Im Publikum der ausverkauften Philharmonie saßen am Freitagabend unter anderen Ex-Kanzlerin Angela Merkel mit Ehemann Joachim Sauer, Dirigent Daniel Barenboim, Berlinale-Chef Carlo Chatrian, Schauspieler Ulrich Matthes, Regisseurin Maria Schrader und Berlins Kultursenator Joe Chialo.
Das Programm konnte nicht nur in der Philharmonie selbst erlebt werden. Das rund 90-minütige Konzert des weltberühmten Orchesters wurde live in bundesweit rund 100 Kinos übertragen. Zudem hatten sich Kinos in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden dazugeschaltet.
Die mit «Heroes» überschriebene Spielzeit will Heldinnen und Helden nicht nur in der Musik entdecken. Zugleich soll hinterfragt werden, was sie zu ihren Taten bewegt hat und wie sie heute wirken. Auf dem Programm standen dafür am Freitagabend «Ein Heldenleben» von Richard Strauss (1864-1949) mit der für den Part mit Solovioline gefeierten Vineta Sareika-Völkner und die «Mozart-Variationen» von Max Reger (1873-1916).
Strauss legte mit seinem Werk ein Selbstporträt vor, was ihm den Vorwurf des Größenwahns eingetragen habe. In den einzelnen Teilen der Tondichtung geht es um den Helden selbst, seinen Widersacher, die Gefährtin, seine «Friedenswerke» oder «Weltflucht und Vollendung».
Mit Beginn der neuen Saison geht das Orchester gleich auf Festivalreise. Das Eröffnungsprogramm wird gespielt in Salzburg (27.8.), Luzern (30.8.) und Paris (2.9.). Hinzu kommen Abende mit van Beethoven, Schönberg und Brahms in Salzburg (28.8.), Luzern (31.8.) und Luxemburg (3.9.).
So starten Brandenburgs Theater in die neue Spielsaison
Christian Bark, dpa
Potsdam - Neue Ensemblemitglieder, neue Stücke und zum Teil auch neue Eintrittspreise erwarten zu Beginn der neuen Spielsaison das Theaterpublikum in Brandenburg. So ist an den Uckermärkischen Bühnen in Schwedt fast die Hälfte des Ensembles neu besetzt. Neun neue Mitarbeiter in den Bereichen Regie, Dramaturgie und Schauspiel sind dort ab dem 28. August tätig, wie Verwaltungsdirektor Ulf Parpart-Hergesell mitteilt.
Mit der erfolgreichen Inszenierung aus der vergangenen Saison «Hunde, die pellen, beißen nicht» starten die Bühnen ab dem 8. September in die Saison. Neu im Programm ist die Theater-Late-Night-Show «Schwedt Night» ab dem 29. September in Kooperation mit einer lokalen Gastronomie. «Wir wollen auch unser Escape-Theater vom Juni dieses Jahres gerne wiederholen», so Ulf Parpart-Hergesell. In Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmuseum Gramzow wurde dabei Theater auf einer Schmalspurbahn gespielt.
Bereits in dieser Saison müssen sich die Theaterbesucher auf neue Preise an den Uckermärkischen Bühnen einstellen. «Die Entgelte orientieren sich an der Inflationsrate und so sind die Ticketpreise nun um 15 Prozent erhöht worden», sagt der Verwaltungsdirektor. Eine Erhöhung hatte es dort zuletzt 2019 gegeben.
Am Potsdamer Hans Otto Theater sind erst ab September 2024 höhere Eintrittspreise geplant, wie Sprecherin Leni Roller informiert. Mit 18 Premieren, darunter sechs für Kinder, geht das Theater in die neue Spielsaison. Dazu zählt etwa die Inszenierung von Klaus Manns «Mephisto» ab dem 22. September. Bereits am 9. September präsentieren sich alle 23 Ensemblemitglieder beim theatralen Stadtspaziergang «Schauspielfenster» durch Potsdam.
Durch Schaffung von vier neuen Stellen wird das Ballettensemble des Staatstheaters Cottbus ab dieser Spielzeit aufgestockt, wie Sprecherin Gabriela Schulz berichtet. Zwei weitere Positionen würden im Rahmen des wiederbelebten Eleven-Programms vergeben. Damit ist allein die Sparte Ballett mit 13 künstlerischen Mitarbeitern besetzt. 151 Ensemblemitglieder zählt das Staatstheater insgesamt.
In der neuen Spielzeit sind in Cottbus und anderen Spielorten 19 Premieren in den Sparten Schauspiel, Musiktheater und Ballett, 8 Philharmonische Konzerte sowie zahlreiche Veranstaltungen in den Reihen «Besonderes Format» und «Spezial» zu erleben. Darunter Friedrich Schillers «Die Räuber» und Georg Büchners «Woyzeck».
Die letzte Erhöhung der Eintrittspreise gab es am Staatstheater in der Spielzeit 2016/17. «Seither sind die Eintrittspreise stabil», sagt Gabriela Schulz. Auch über diese Spielzeit hinaus sei nach aktuellem Stand keine Preiserhöhung geplant.
Stabil bei im Durchschnitt unter 20 Euro bleiben auch die Preise für Stücke der freien Theater in Brandenburg. Bei diesen herrscht gerade Hochsaison, eine Spielpause setzt erst im Januar ein, wie Frank Reich mitteilt. Er ist Geschäftsführer des Landesverbands der Freien Darstellenden Künste, in dem derzeit 35 Ensembles vertreten sind. Darunter das Theater 89 aus Naugarten (Uckermark), das dieses Jahr unter anderem mit dem irischen Lustspiel «Der Held der westlichen Welt» durch die Mark tourt.
Von den Einnahmen und vom Publikum her bewegen sich die freien Theater dieses Jahr wieder auf Vor-Corona-Niveau. «2019 hatten wir rund 200 000 Besucher, ich bin optimistisch, dass wir das dieses Jahr wieder schaffen werden», so Frank Reich.
Akademie der Wissenschaften eröffnet neuen Kammermusiksaal
Mainz (dpa/lrs) - Ein neuer Kammermusiksaal wird am Samstag in der kommenden Woche (2. September) in Mainz eröffnet. Der in Holzbauweise errichtete 1,7 Millionen Euro teure Saal der Akademie der Wissenschaften und Literatur ist bei freiem Eintritt allgemein zugänglich, wie die Akademie am Freitag in Mainz mitteilte. In den Saal passen rund 80 Zuhörer, geplant sind in regelmäßigen Abständen Kammermusik- und Gesprächskonzerte sowie Lesungen.
Der Erweiterungsbau ist nach seiner Stifterin Sibylle Kalkhof-Rose (1925-2022) benannt, dem Ehrenmitglied der Akadamie. Sie habe damit «auch ein Geschenk an die Öffentlichkeit» machen wollen, teilte die Akademie weiter mit. Der neue Holzbau wurde auf einem Gebäudeteil errichtet und ist als Kammermusiksaal in diesen Dimensionen nach Angaben der Akademie einmalig in Deutschland. «Speziell entwickelte Akustikpaneele sollen für einen einzigartigen Klang sorgen.»
Rattle, Nelsons, Mallwitz - Klassikstars beim Musikfest Berlin
Berlin (dpa) - Mit einem breit gefächerten Programm auf hohem Niveau lockt das seit 1951 organisierte Musikfest Berlin ab diesem Samstag zu seiner neuesten Ausgabe. Bis 18. September gibt es bei dem internationalen Orchesterfestival der Berliner Festspiele rund 30 Veranstaltungen. Mehr als 60 Werke von fast vier Dutzend Komponistinnen und Komponisten werden zu hören sein. Unter den 25 Instrumental- und Vokal-Ensembles sind Spitzenorchester, auch viele der mehr als 50 Solistinnen und Solisten haben bekannte Namen.
Im Programm zu finden sind etwa Dinis Sousa mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique und dem Monteverdi Choir, die in der Philharmonie «Les Troyens» von Hector Berlioz in der originalen Klanggestalt aufführen.
Unter den internationalen Gästen sind auch das Royal Concertgebouw Orchestra mit Iván Fischer, das London Symphony Orchestra mit Sir Simon Rattle und das Boston Symphony Orchestra mit Andris Nelsons.
Erstmals dabei sind Mirga Gra?inyte-Tyla, die mit den Münchner Philharmonikern kommt, Joana Mallwitz als neue Chefdirigentin des Konzerthausorchester Berlin sowie Jörg Widmann, der als Dirigent, Klarinettist und Komponist mit den Berliner Philharmonikern auftritt.
Nur aus Musikerinnen besteht das vom Tar- und Setar-Meister Majid Derakhshani gegründete iranische Mahbanoo Ensemble, das im Iran nicht öffentlich auftreten darf. Das Ensemble gastiert in Berlin zu seinem ersten öffentlichen Auftritt in Deutschland mit klassischer persischer Musik. Aus der Ukraine ist das Kyiv Symphony Orchestra unter der Leitung von Luigi Gaggero dabei. Das Orchester agiert seit diesem Jahr unter der Schirmherrschaft der Berliner Philharmoniker.
Bilanz des Schleswig-Holstein Musik Festivals - Konzerte zu 94 Prozent ausverkauft
Das Schleswig-Holstein Musik Festival geht zu Ende. 172 von insgesamt 192 Konzerte waren ausverkauft. Die zu Ende gehende Saison sei unglaublich erfolgreich gewesen, sagt SHMF-Intendant Christian Kuhnt.
Lübeck (dpa/lno) - Zwei Tage vor dem offiziellen Abschluss hat der Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), Christian Kuhnt, eine positive Bilanz der 38. Festivalsaison gezogen. Mit 185 000 verkauften Karten lag die Auslastung ihm zufolge bei 94 Prozent. Im Jahr 2022 hatte sie 84 Prozent betragen. Der Erfolg zeige, wie sehr Konzerte das Leben bereicherten, sagte Kuhnt am Freitag. «Das Publikum folgt mit großer Neugier frischen Ideen im Programm, feiert die besondere Atmosphäre der Konzerte und begrüßt alle Künstlerinnen und Künstler mit uneingeschränkter Herzlichkeit», sagte er.
Das SHMF war in insgesamt 113 Spielstätten an 68 Orten in Schleswig-Holstein, Hamburg, Süddänemark und dem nördlichen Niedersachsen zu Gast. 172 von insgesamt 197 Veranstaltungen waren den Angaben zufolge ausverkauft.
«Die zu Ende gehende Saison war unglaublich erfolgreich», sagte Kuhnt. Das Festival stand in diesem Jahr unter dem Motto «Moin London». Mehr als 90 der 197 Festivalkonzerte und Veranstaltungen widmeten sich Musik, die in der britischen Hauptstadt komponiert oder uraufgeführt wurde. Der diesjährige Porträtkünstler war der Geiger und Musikvermittler Daniel Hope.
Das Festival geht am Sonntag mit einer Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium «Messiah» (dt.: «Der Messias»)in der Lübecker Musik-und Kongresshalle zu Ende.