Bayreuth: «Ring» war nicht ausverkauft, Schager singt 2024 «Tristan» +++ „Verklärte Nächte“ beim Kammermusikfestival Con spirito in Leipzig +++ Wernigeröder Schlossfestspiele: Bauarbeiten sorgten für Ungewohntes +++ Merseburger Orgeltage würdigen Organisten Max Reger +++ 36. Saison des Rheingau Musik Festivals endet mit Verkaufsrekord
Bayreuth: «Ring» war nicht ausverkauft, Schager singt 2024 «Tristan»
Freie Plätze beim «Ring», alle anderen Aufführungen ausverkauft - die Bayreuther Festspiele ziehen einen Tag nach dem Finale Bilanz und geben einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Bayreuth (dpa) - Das weltweit beachtete Opernspektakel in Bayreuth nicht ausverkauft? In diesem Sommer sorgte es für Aufregung, dass kurz vor den Richard-Wagner-Festspielen noch Tickets zu kaufen waren. Nun hat das Festival einen Tag nach der letzten Aufführung des Jahres eine Bilanz vorgelegt.
Demnach lag die Auslastung für den vierteiligen Opern-Zyklus «Der Ring des Nibelungen» bei durchschnittlich 92 Prozent. Alle anderen Inszenierungen, also «Parsifal», «Tristan und Isolde», «Tannhäuser» und «Der fliegende Holländer», seien ausverkauft gewesen, teilten die Festspiele am Dienstag mit.
Insgesamt gab es vom 25. Juli bis zum 28. August 31 Aufführungen im Festspielhaus, mehr als 58 000 Besucherinnen und Besucher waren dabei.
Dass es kurz vor Beginn und sogar während des Festivals noch Karten gab, war bemerkenswert, galt das Opernspektakel doch jahrzehntelang als ausverkauft. Sogar die Tradition, dass Karten für den «Ring» nur als Paket für alle Teile vertrieben werden, wurde aufgegeben. Für 2024 erwarten die Festspiele wieder eine Vollauslastung, hieß es weiter.
Im kommenden Jahr starten die Festspiele mit einer Neuinszenierung von «Tristan und Isolde». Am 25. Juli 2024 sollen Andreas Schager und Camilla Nylund dabei die Titelpartien singen. Regie führt Thorleifur Örn Arnarsson, es dirigiert Semyon Bychkov.
Schager hat bereits in diesem Jahr in der Eröffnungspremiere gesungen - und zwar die Parsifal-Partie. Eigentlich sollte Joseph Calleja auftreten, doch er sagte aus gesundheitlichen Gründen ab. Zudem war Schager als Siegfried für den ebenfalls erkrankten Stephen Gould eingesprungen.
Außerdem gehören 2024 wieder die vier «Ring»-Teile zum Spielplan sowie «Tannhäuser», «Parsifal» und «Der fliegende Holländer».
Nach dem Ende der Festspiele rückt nun auch wieder die Frage in den Mittelpunkt, wie sich die Strukturen des Festivals verändern werden: Weil die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth künftig weniger zahlen kann, hat der Freistaat Bayern angekündigt, deren Anteil zu übernehmen - und den Bund aufgefordert, das Gleiche zu tun. Damit würde der staatliche Einfluss in Bayreuth deutlich ausgebaut.
Und noch eine weitere wichtige Frage stellt sich: Wer wird die Festspiele künftig leiten? Bleibt eine Wagner Herrscherin über den Hügel? Katharina Wagners Vertrag läuft bis 2025. Momentan spricht zwar alles für eine Verlängerung - die endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen.
„Verklärte Nächte“ beim Kammermusikfestival Con spirito in Leipzig
Unter dem Motto „Verklärte Nächte“ findet vom 3. bis 10. September Peter Bruns’ Leipziger Kammermusik-Festival „Con Spirito“ statt. In der dritten Saison, veranstaltet von dem Schumann-Verein Leipzig e.V. (Gregor Nowak, Organisatorischer Leiter), musizieren wieder internationale Stars der Klassikszene in Leipzigs Komponistensalons und -wirkungsstätten: Bereits im Eröffnungskonzert am 3. September im Gewandhaus (18 Uhr) sind Lauma Skride (Klavier), Sergey Ostrovsky und Tobias Feldmann (Violine), Sibylle Mahni (Horn), die Cellisten Norbert Anger und Peter Bruns (Künstlerischer Leiter) u.a. zu erleben. Für das Konzert am 7. September in der Thomaskirche formieren sich erstmals alle Con spirito-Künstler zu einem Festival-Kammerorchester.
Con spirito widmet sich auch in diesem Jahr intensiv dem Nachwuchs. Vier Instrumentalistinnen und ein Streichquartett der hiesigen Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy haben die Möglichkeit, im Rahmen des Con spirito-Stipendiatenprogramms mit den renommierten Kammermusikern zu proben und zu konzertieren. Erstmals kooperiert Con spirito mit der Oper Leipzig. Das Stück „Clara und Fanny“ wird an zwei Tagen exklusiv für Schüler der Clara Schumann Grundschule der Rahn Education aufgeführt. Festivalmusiker gestalten außerdem ein Schulkonzert und ein Familienkonzert (9.09., 14 Uhr, Campussaal der Rahn Education, Tag der offenen Tür).
Wernigeröder Schlossfestspiele: Bauarbeiten sorgten für Ungewohntes
Wernigerode (dpa/sa) - Bauarbeiten am Schloss Wernigerode haben die diesjährigen Wernigeröder Schlossfestspiele zu einem besonderen Fest werden lassen. Fehlende Lagermöglichkeiten, etwa für Bühnenbild, Bühnenpodeste sowie Besucherstühle oder auch die eingeschränkten Zufahrtsmöglichkeiten für Mitwirkende hätten sich merklich auf den Festspielbetrieb ausgewirkt, teilten die Veranstalter nach Abschluss am Dienstag mit. Insgesamt seien rund 2000 Besucherinnen und Besucher zu Gast gewesen. Die Schlossfestspiele fanden zwischen dem 29. Juli und dem 27. August statt.
Erstmals habe die Festspieloper - das Herz der Veranstaltung - wegen der «zukunftsweisenden Maßnahmen» vom Schloss in das Konzerthaus Liebfrauen verlegt werden müssen, so die Veranstalter. Aufgeführt wurde der Einakter «Gianni Schicchi» von Giacomo Puccini (1858-1924).
Neben den Wandelkonzerten sei in diesem Jahr auch der Paul Lincke Abend, das Abschlusskonzert, gut besucht worden. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher kamen, obwohl das Konzert wetterbedingt ebenfalls nicht auf dem Schloss, sondern im Konzerthaus Liebfrauen - einer ehemaligen Kirche - stattfinden musste. Mit dem Abend sollte der 1866 geborene und 1946 gestorbene Komponist geehrt werden.
An einem weiteren Veranstaltungsabend stand die Jazz- und Soulsängerin Shereen Adam mit dem Rundfunk-Jugendchor Wernigerode auf der Bühne. In einem Familienkonzert wurden den Jüngsten verschiedene Instrumente eines Symphonieorchesters vorgestellt.
Ebenso wie die großen Festspiele, beispielsweise in Bayreuth oder Salzburg, hätten auch die Veranstalter in Wernigerode nach der Corona-Pandemie Not «Zuhörerinnen und Zuhörer in der Fülle zu erreichen, wie es einmal vor dem Ausbruch der Pandemie möglich war». Insgesamt fanden in diesem Jahr den Angaben zufolge 18 Veranstaltungen statt. Gut die Hälfte davon seien ausverkauft gewesen. Festspielsommer und Festspiele standen unter dem Motto «Wandel».
Merseburger Orgeltage würdigen Organisten Max Reger
Merseburg (dpa/sa) - Dem Komponisten, Organisten und Dirigenten Max Reger (1873-1916) widmet die Stadt Merseburg ihre diesjährigen Orgeltage. Die 53. Ausgabe der besonderen Festtage startet am Mittwoch mit einem Konzert an der Ladegast-Orgel, die offizielle Eröffnung soll am 9. September mit einem Konzert im Merseburger Dom gefeiert werden. Das Motto der Orgeltage lautet «AppetitAnReger», bis 17. September dreht sich anlässlich seines 150. Geburtstages alles um den Musikschaffenden. Auf dem Programm stehen nach Angaben der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg verschiedene Konzerte, auch mit Werken von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Gottlob Töpfer und anderen.
Die Orgeltage in Merseburg wurden 1994 eigenen Angaben zufolge vom Verein Freundeskreis Musik und Denkmalpflege in Kirchen des Merseburger Landes übernommen. Ihm gelang es auch, die Ladegast-Orgel zwischen 2002 und 2004 restaurieren zu lassen. Sie wurde vom Orgelbauer Friedrich Ladegast (1818-1905) erbaut und gehört laut Verein mit ihren 5687 Pfeifen zu den «größten und klangschönsten romantischen Orgeln in ganz Deutschland».
Orgelmusik und Orgelbau sind seit 2017 durch die Unesco als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. 2021 kürten die Landesmusikräte die Orgel zum Instrument des Jahres.
36. Saison des Rheingau Musik Festivals endet mit Verkaufsrekord
Eltville (dpa) - Die 36. Saison des Rheingau Musik Festivals klingt mit einem Besucherrekord aus. Wenige Tage vor dem Abschlusskonzert am Samstag (2. September) im Kloster Eberbach bei Eltville sprachen die Veranstalter von einer Auslastung von 93 Prozent. 164 Konzerte an 28 Spielstätten etwa in Schlössern, Hallen, Weingütern und Kirchen beidseits des Rheins in Hessen und Rheinland-Pfalz standen auf dem Programm.
Der Konzertreigen hatte unter dem Motto «Ein Sommer voller Musik» am 24. Juni begonnen. Insgesamt rund 3200 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland standen auf den Bühnen. Darunter waren in jeweils mehreren Konzerten auch der Geiger Daniel Hope, die Cellistin Sol Gabetta, die Hornistin Sarah Willis, der Schlagzeuger Martin Grubinger und der Jazz-Allrounder Götz Alsmann.
Mit einem Etat von rund acht Millionen Euro und nur 25 000 Euro Förderung mit Steuergeld nennt sich das 1988 erstmals organisierte RMF «das größte privat finanzierte Festival Europas» - dank Sponsoren und Kartenerlösen.