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Colos Saal

Hits aus Pop, Rock und Soul in neuem Gewand

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40 Jahre Colos-Saal - Wie Musikclubs ums Überleben kämpfen

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In der Aschaffenburger Altstadt verbirgt sich ein Musikclub, der überregional bekannt ist. Heuer feiert der Colos-Saal 40-jähriges Jubiläum. Die Branche kriselt. Doch der Colos-Saal ist optimistisch.

Aschaffenburg ist weltweit nicht gerade als Musikmetropole bekannt. Doch etwas unscheinbar in der Altstadt verbirgt sich ein Musikclub, der seit Jahrzehnten Musikliebhaber ebenso anzieht wie renommierte Bands und Künstlerinnen. Rock, Soul, Blues, Metal, Hippiefeeling und Weltmusik oder 90er-Jahre-Party - im Colos-Saal darf vieles ein Zuhause haben. Jährlich etwa 250 Konzerte plus 50 Partys stehen auf dem Programm.

«Clubs müssen nicht schmuddelig sein»

Die Wände sind dunkelrot gestrichen und mit großen Porträtfotos von Künstlerinnen und Künstlern geschmückt. Etwa 500 Menschen passen in den Raum. «Eine gute Clubatmosphäre muss nicht schmuddelig sein, aber sie sollte Kultur ausstrahlen», meint der langjährige Geschäftsführer Claus Berninger. Er hatte als Jugendlicher selbst eine Band. «Damals musste mein Bruder uns für unsere Auftritte in andere Orte fahren, da es in Aschaffenburg nichts gab», erinnert er sich. So entstand die Idee, selbst etwas aufzumachen.

Vor 40 Jahren - im November 1984 - wurde der Club gegründet. Damals war er noch in einem anderen Gebäude und trug auch noch einen anderen Namen: «Klimperkasten». Doch die für November 1984 angesetzten Konzerte mussten dann erstmal wegen eines baurechtlichen Mangels an der Lüftung auf Februar 1985 verschoben werden.

Geplatzte Checks und chaotische Agenten

Dass sich der Musikclub so lange halten wird, hat Berninger damals nicht vermutet. Und dass es mal etwas wie eine Corona-Pandemie geben würde, welche die Branche völlig durcheinander warf, erst recht nicht.

«Es hat sich vieles verändert», meint Berninger. In den Anfangsjahren habe es noch keine große Liveszene und Tourneen gegeben, das habe damals gerade erst angefangen. «Entsprechend chaotisch war noch alles», meint Berninger. Etwa die Anreisen der Bands und die Agenten, die auftauchten. «Heute ist alles perfekt bis auf die Minute durchgeplant.»

Auch der Zugang der Bevölkerung zur Rockmusik habe sich verändert. Früher sei Rock nur etwas für die Jugend gewesen. Wer heute auf Rock-Konzerte in kleine oder mittlere Musikclubs gehe, sehe hingegen oft ein Publikum, bei dem der Großteil kurz vor der Rente sei.

Jüngeres Publikum schwer zu erreichen

«Wir stellen seit Jahren fest, dass die Altersgruppe zwischen 25 und 35 kaum zu erreichen ist», meint Berninger. Vielleicht liege es daran, dass die Zeit oft mit Beruf und Familiengründung gefüllt sei.

Auch die gestiegenen Eintrittspreise könnten ein Grund sein. Denn die Clubs selbst haben mehr Ausgaben: Höhere Künstlergagen, höhere Betriebs- und Personalkosten. «In der Branche redet man oft von drei Prozent Marge. Die haben wir nicht», sagt Berninger. Für viele Clubs in Städten seien zudem gestiegene Mieten ein Problem. Berninger wünscht daher wie andere Kulturschaffende, Musikclubs ähnlich wie Museen unter besonderen Schutz zu stellen.

Auch jüngere Künstlerinnen und Künstler zu bekommen, ist laut Berninger schwierig. «Newcomer-Bands sind entweder noch zu unbekannt, so dass kein Publikum kommt, oder sie haben eine so gute Social Media-Präsenz, dass sie schnell wieder zu groß für uns sind.»

Schwierige Lage für Newcomer-Künstlerinnen

Dass die Lage für Newcomer schwierig ist, bestätigt der Pressesprecher des Livekomm-Verbandes mit Sitz in Hamburg, Michael Smosarski. Für viele Clubs sei es inzwischen zu heikel, unbekannte Bands oder Solokünstlerinnen zu buchen. Eine klassische Mischkalkulation funktioniere nicht mehr so gut wie früher.

Mangelnde Nachwuchsförderung könnte sich in der Zukunft rächen. Dabei ist die Lage jetzt schon heikel - besonders auf dem Land und besonders bei den kleinen Clubs, in die höchstens 200 Personen passen. Laut einer aktuellen Livekomm-Umfrage sagen 63 Prozent der Clubs, dass die Umsätze schlechter seien als im Vorjahr. «Es war schon immer viel auf Kante kalkuliert, daher fühlen sich viele jetzt existenziell betroffen», sagt Smosarski.

Wenn noch mehr Spielstätten schließen, schöpft Bayern nicht gerade aus dem Vollen. In einer Livekomm-Studie aus dem Jahr 2019 stellte sich heraus, dass München zwar die höchste Spielstättendichte der vier größten deutschen Städte hat - aber Bayern insgesamt die bundesweit niedrigste.

Musikkrise als Chance

Claus Berninger sieht hingegen auch positive Marktentwicklungen. «Die komplette Rock- und Popszene verkauft aufgrund von Streaming eigentlich keine Alben mehr und muss daher mehr auftreten», meint er. «Für uns ist das eine gute Situation, weil wir eine wesentlich größere Auswahl haben.»

Das eindrucksvollste Konzert, an das sich Berninger erinnern kann, ist übrigens das Konzert der Prince-Saxofonistin Candy Dulfer im Jahr 2016. Genau an dem Tag, an dem der Tod des Künstlers Prince bekannt wurde, spielte sie im Colos-Saal. «Ihm zu Ehren hat sie eine 20-minütige Fassung von Purple Rain gespielt», erzählt Berninger. Das Publikum sei andächtig gewesen wie bei einer Beerdigung.

 

 

 

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