Vor Tour mit Hans Zimmer: Musiker aus Odessa in Berlin eingetroffen +++ Beethoven für ukrainische Kinder - Benefizkonzerte in Bayern +++ Franzose inszeniert «Carmen» nach Ursprungsfassung in Neustrelitz +++ Ballett-Uraufführung in Schwerin - Wieder mehr Zuschauer erlaubt +++ Anna Netrebko nicht mehr bei Berliner Opern-Aufführung dabei
Vor Tour mit Hans Zimmer: Musiker aus Odessa in Berlin eingetroffen
Berlin/Hamburg (dpa) - Mehrere Orchestermusiker aus der Ukraine bereiten sich derzeit in Berlin auf die in Hamburg beginnende Europatour des Hollywood-Komponisten Hans Zimmer (64) vor. Nach Angaben der Konzertagentur Semmel Concerts ist die Hälfte des Odessa Orchestra sicher in Deutschland angekommen. «Es ist für uns alle eine sehr emotionale und bedrückende Situation. Wir sind glücklich, dass einige unserer Musiker-Freunde aus Odessa nach Deutschland ausreisen konnten - zum Teil mit ihren Familien», sagte Geschäftsführer Dieter Semmelmann der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.
Gastmusiker aus ganz Europa sollen das Orchester komplettieren, erklärte Semmelmann. «Wir werden unseren ukrainischen Freunden jede auch nur mögliche Unterstützung gewähren, um diese sehr schwierige Situation zu lösen.»
Die Tour des in Frankfurt geborenen Zimmer, der für die Musik zum Blockbuster «Dune» zum zwölften Mal für einen Oscar nominiert ist, startet am 11. März in Hamburg. Es folgen unter anderem Termine in Stuttgart (13.3.) und Köln (15.3.). Seit zwei Wochen finden in Berlin die Proben statt.
Beethoven für ukrainische Kinder - Benefizkonzerte in Bayern
München (dpa/lby) - In München, Augsburg und Nürnberg sind Benefizkonzerte für die Menschen in der Ukraine geplant. «Jeder kann und muss jetzt helfen. Worte alleine genügen nicht», sagte die Geigerin Anne-Sophie Mutter, die beim Münchner Benefizkonzert Solistin ist.
Die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das Bayerische Staatsorchester spielen am kommenden Dienstag in der Isarphilharmonie unter anderem die fünfte Symphonie von Ludwig van Beethoven. «Aus Solidarität mit den ukrainischen Opfern und Leidtragenden aus dem völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine», teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Die Musiker verzichten auf Honorare, die Erlöse gehen über die Hilfsorganisation Save the Children an ukrainische Kinder und deren Familien.
Ebenfalls ohne Honorar treten am kommenden Mittwoch die Musiker des Ensembles «Kontraste» in Nürnberg auf. Einnahmen und Spenden gehen an den Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg. Die Augsburger Philharmoniker spielen am Sonntag, 13. März, ein Konzert. Das Geld aus dem Ticketverkauf geht an die Uno-Flüchtlingshilfe für die Ukraine.
Franzose inszeniert «Carmen» nach Ursprungsfassung in Neustrelitz
Neustrelitz (dpa/mv) - Ungeachtet der Beschränkungen durch die Corona-Krise planen die Theatermacher in Neustrelitz im Juli wieder Schlossgarten-Festspiele. Dabei soll vom 1. bis 23. Juli diesmal die Oper «Carmen» gezeigt werden, wie Intendant Sven Müller von der Theater und Orchester GmbH am Donnerstag in Neustrelitz sagte.
In der Regie des Franzosen Marc Adam soll sich das Stück aber stark an der Novelle «Carmen» des französischen Schriftstellers Prosper Mérimée orientieren, die der Oper von Georges Bizet zugrunde liegt. Diese Novelle sei heute noch Schulstoff in Frankreich. Für die Hauptrollen sind Jana Markovic und Bernd Könnes vorgesehen.
«Carmen» biete die besten Voraussetzungen für unterhaltsames Freilufttheater, sagte Müller. Das Bühnenbild solle an eine Stierkampf-Arena erinnern. Für dieses Jahr sind 13 Vorstellungen geplant. Unter den jetzigen Corona-Bedingungen dürften nur die Hälfte der rund 1300 Plätze pro Vorstellung belegt werden.
«Davon sind rund 3000 Karten, also 50 Prozent des Erlaubten - schon gebucht», sagte Müller. Man hoffe aber, dass bis zum Sommer noch mehr Lockerungen erlaubt würden. Die Operetten-Festspiele am Schlossgarten haben mit mehr als 20 Jahren schon Tradition an der Mecklenburgischen Seenplatte. Vor der Corona-Pandemie kamen bis zu 14 000 Zuschauer pro Freiluftsaison. Die Theater und Orchester GmbH ist mit mehr als 200 Beschäftigten eines von vier großen Theaterhäusern im Nordosten.
Ballett-Uraufführung in Schwerin - Wieder mehr Zuschauer erlaubt
Schwerin/Stralsund (dpa/mv) - Wenige Tage nach dem Neustart des Spielbetriebs an den Theatern in Mecklenburg-Vorpommern bringt das Tanzensemble in Schwerin eine Uraufführung auf die Bühne. Am Mecklenburgischen Staatstheater steht am Freitag das Ballett «Through my Eyes» nach Musik von Johannes Brahms auf dem Programm.
Es ist der dritte Tanzabend, den Ballettdirektorin und Choreographin Xenia Wiest gestaltet und in dem sie das Aufeinandertreffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft thematisiert, die am Ende zu einer Einheit zusammenfinden. Musikalisch begleitet werden die Tänzer von der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin und dem Klaviersolisten Florian Uhlig.
Einen besonderen Ballettabend bietet auch das Theater Vorpommern. Am Samstag wird in Stralsund erneut «Und die Seele unbewacht ...» gezeigt. Die Inszenierung hatte nach Angaben des Theaters 2019 ihre Uraufführung und wurde nach dem Ende der Corona-Zwangspause wieder ins Programm genommen.
Schon am Freitag erlebt die Bühnenfassung des Romans «Die Blechtrommel» von Günter Grass im Landestheater Neustrelitz ihre Premiere. Regie führt Schauspieldirektorin Tatjana Rese, die den Roman für die Bühne bearbeitete. Die Geschichte um den kleinen Oskar Matzerath und den aufkommenden Faschismus war erst 2010 erstmals mit Zustimmung des Romanautoren für das Theater adaptiert worden. Die Verfilmung durch Volker Schlöndorff von 1979 wurde als bester fremdsprachiger Film mit einem Oscar ausgezeichnet.
Die Theater in Mecklenburg-Vorpommern hatten Ende vorigen Jahres wegen der einsetzenden Corona-Infektionswelle landesweit schließen müssen. Nach der Lockerung der Corona-Schutzvorschriften für Kunst und Kultur nahmen sie vom 22. Februar an den Spielbetrieb mit begrenzter Zuschauerzahl und unter strengen Hygieneauflagen wieder auf. Von Freitag an werden weitere Lockerungen wirksam. Unter anderem sind dann auch wieder mehr Besucher möglich, so dass an den Abendkassen zum Teil noch kurzfristig Tickets erhältlich sind.
Anna Netrebko nicht mehr bei Berliner Opern-Aufführung dabei
Berlin (dpa) - Star-Sopranistin Anna Netrebko hat ihre Teilnahme an der «Turandot»-Produktion der Berliner Staatsoper Unter den Linden zurückgezogen. Wie das Opernhaus am Donnerstagabend weiter mitteilte, hatte es Netrebko zuvor aufgefordert, sich vom völkerrechtswidrigen Vorgehen der russischen Regierung in der Ukraine zu distanzieren.
«Wir schätzen Anna Netrebko als herausragende Sängerin und es verbindet uns eine langjährige, künstlerische Partnerschaft. Gleichzeitig sehen wir angesichts des brutalen Krieges keine Möglichkeit für eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit», teilte das Opernhaus mit.
Netrebko hätte im Juni und Juli bei acht Aufführungen die Rolle der «Turandot» in Berlin verkörpern sollen.
Weil sich die russische Opernsängerin nach Ansicht ihrer Kritiker nicht eindeutig vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanziert, musste sie weltweit schon einige Konzerte absagen, so zum Beispiel ein Open-Air-Konzert in Stuttgart sowie mehrere Auftritte an der renommierten New Yorker Metropolitan Opera. Das für den 2. März in der Hamburger Elbphilharmonie geplante Konzert mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov wurde zudem auf den 7. September verschoben.
Netrebko selbst sagte diese Woche ihre nächsten Auftritte ab. «Nach reiflicher Überlegung habe ich die äußerst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen», ließ die Starsopranistin über den Veranstalter River Concerts am Dienstag mitteilen.
Am Wochenende hatte sich Netrebko zur russischen Invasion in die Ukraine geäußert. Sie sei gegen diesen Krieg, schrieb die Sängerin in einer Erklärung auf Instagram. «Ich bin eine Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz. Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können. Das erhoffe ich mir und dafür bete ich.» Netrebko unterstrich zugleich, sie sei «keine politische Person». Im vergangenen Jahr hatte die Sopranistin, die auch in Wien lebt, mit einer großen Gala im Kremlpalast in Moskau ihren 50. Geburtstag gefeiert.