Wie vor Corona? Saarländisches Staatstheater bietet vielfältigen Spielplan +++ Festival in Bitterfeld thematisiert den Osten +++ Kunst- und Musikfestival «Nordischer Klang» beginnt in Greifswald +++ Berliner Philharmoniker: Müssen Publikum neu begeistern +++ Neue Spielzeit in Nürnberg mit viel Programm und Abschied von Joana Mallwitz
Wie vor Corona? Saarländisches Staatstheater bietet vielfältigen Spielplan
Saarbrücken (dpa/lrs) - In der Hoffnung auf ein Theaterleben wie vor Corona geht das Saarländische Staatstheater mit einem vielfältigen Spielplan in die neue Spielzeit 2022/2023. Unter dem Motto «Anders! In welcher Welt?» sollen von September 2022 bis Juli 2023 insgesamt 28 Neuproduktionen sowie 6 Wiederaufnahmen auf die Bühnen von Großem Haus, Alter Feuerwache und sparte4 kommen, wie das Theater am Freitag mitteilte. Geplant seien neun Uraufführungen, eine deutsche Erstaufführung und ein Festival. Hinzu kämen 50 Konzerttermine des Saarländischen Staatsorchesters im Saarland und in Frankreich.
«Wir bieten eine große Programmvielfalt zwischen Vertrautem und ganz Neuem, bisher unbekannten Klang und Sprachwelten, gleich mehreren Hamlet-Bearbeitungen, klassischen und modernen französischen Stoffen», teilte Generalintendant Bodo Busse dazu mit. Das Spielzeitmotto ziele auch darauf an, dass es derzeit mehrere globale Krisen gleichzeitig gebe und «uns wird bewusst, wie viel wir selber davon existenziell betroffen und ursächlich darin verwickelt sind. Es ist eine Zeit des großen Erwachens.»
Festival in Bitterfeld thematisiert den Osten
Bitterfeld (dpa) - Die Stadt steht exemplarisch für den Umbruch in Ostdeutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten. Im Sommer wird Bitterfeld nun zum Schauplatz des Festivals «Osten», das diese Veränderungen thematisiert. Vom 1. bis 17. Juli sind mehr als 70 Veranstaltungen - Theater, Musik, Film, Gesprächsrunden, Exkursionen - geplant, wie die Organisatoren am Donnerstag mitteilten. Schwerpunkt seien die Geschichte der Arbeit und deren Spuren in der Landschaft. An der Erstauflage des Festivals an sieben Spielorten beteiligen sich nach Angaben einer Sprecherin rund 60 Künstler und 150 Studierende.
Bitterfeld gehört zu den wichtigsten Standorten der chemischen Industrie - einen Status, den die Stadt schon in der DDR innehatte. Mit der Stadt verbunden ist aber auch der «Bitterfelder Weg» der DDR-Kulturpolitik, der die in Industrie und Landwirtschaft Beschäftigten in den Mittelpunkt etwa von Literatur und Malerei stellte. Auch Arbeiter selbst sollten zum Schreiben oder Malen ermutigt werden. Debattiert wurde das seinerzeit im Bitterfelder Kulturpalast, der einer der Schauplätze des Festivals wird.
Zu den Programmpunkten gehört unter anderem die Premiere des Dokumentarfilms «Sehnsucht nach Bitterfeld» von 1992, in dem die Filmemacher Ralf Höpfner und Thomas Freundner die letzten Monate der DDR und das erste Jahr der deutschen Einheit in Bitterfeld darstellen. Thematisiert wird auch das ehemalige Haftarbeitslager in Bitterfeld, wo Hunderte Häftlinge aus DDR-Gefängnissen für Chemie- und Braunkohlebetriebe der Region arbeiten mussten.
Kunst- und Musikfestival «Nordischer Klang» beginnt in Greifswald
Greifswald (dpa/mv) - Am Freitag (18.00 Uhr) geht das Greifswalder Festival «Nordischer Klang» in die 31. Runde. An zehn Tagen sollen Kunst, Musik und Literatur aus dem Norden unter der Schirmherrschaft Norwegens gefeiert werden, teilten die Veranstalter mit. «Wir möchten unser Festivalpublikum einladen, in rund 40 sowohl kulturellen als auch wissenschaftlichen Veranstaltungen ganz eigene inspirierende Entdeckungen zu machen», sagte Festivalleiter Marko Pantermöller.
Rund 60 Künstler aus Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland, Island und Estland sollen vom 6. bis zum 15. Mai vor allem unter freiem Himmel auftreten. Am Freitagabend soll die norwegische Soulband Three Souls das Festival musikalisch eröffnen. «Die acht Norweger versprechen einen perfekt-groovigen Start und machen Lust auf mehr», sagte der künstlerische Leiter Frithjof Strauß. Die Nachfrage nach den Tickets ist laut den Veranstaltern groß.
Zur Eröffnungsfeier werden unter anderem Ministerpräsidentin und Co-Schirmherrin Manuela Schwesig (SPD) sowie die norwegische Botschaftsrätin und der estnische Botschafter erwartet, die sich am Freitag in das Goldene Buch der Stadt eintragen dürfen. Auch Prominenz aus den nordeuropäischen Partnerstädten Greifswalds habe sich angekündigt. Zu den Partnerstädten zählen das norwegische Hamar, das schwedische Lund und das finnische Kotka.
Berliner Philharmoniker: Müssen Publikum neu begeistern
Berlin (dpa) - Die Berliner Philharmoniker beobachten durch die Pandemie eine schwächere Bindung zum konzertaffinen Publikum. «Bei unseren Gastveranstaltungen ist uns bewusst, dass wir das Publikum jetzt nach Corona wirklich neu begeistern müssen», sagte Intendantin Andrea Zietzschmann am Mittwoch in Berlin.
Bei den Abo-Zahlen verzeichnete das Haus einen Rückgang von drei Prozent. «Das ist wirklich sehr, sehr wenig, wenn man auf andere Veranstalter blickt», sagte Zietzschmann, «und es freut uns natürlich, dass das Publikum uns so treu zur Seite steht.» Auch wegen der laut Zietzschmann seit Jahren rückläufigen Zahlen planen die Philharmoniker eine Kampagne für mehr Abonnentinnen und Abonnenten.
Zudem soll es keine Preiserhöhung geben und bei besonderen Anlässen wie Saisonauftakt oder Silvesterkonzert leichte Senkungen geben, «weil es einfach so hochpreisig war und es uns wichtig war, auch diese Konzerte für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen».
Die Auslastung bei den Konzerten ist schwächer geworden. Zietzschmann berichtete von einem Rückgang um sechs Punkte auf 88 Prozent im großen Saal und elf Punkte auf 62 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona. Mit Blick auf halbleere Säle an anderen Orten könnten sich die Philharmoniker dennoch «glücklich schätzen».
In der Saison 2022/23 spielen die Philharmoniker 90 Konzerte in Berlin und 20 auf Tournee. Chefdirigent Kirill Petrenko wird davon allein 47 Konzerte leiten. Als zentrales Saisonthema drehen sich die Konzerte um «Identitäten».
Neue Spielzeit in Nürnberg mit viel Programm und Abschied von Joana Mallwitz
Nürnberg (dpa/lby) - Nach zweieinhalb Jahren Corona-Einschränkungen will das Nürnberger Staatstheater in der neuen Spielzeit wieder voll durchstarten: 30 Premieren und mehr als 40 Konzerte stehen ab September auf dem Programm, wie Bayerns größtes Mehrspartenhaus am Mittwoch mitteilte.
Den Auftakt macht die Staatsphilharmonie mit zwei Jubiläumskonzerten zum 100. Geburtstag des Orchesters. Für Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz wird es die letzte Spielzeit in Nürnberg sein, bevor sie ans Konzerthaus Berlin wechselt. Zum Abschluss wird sie ein letztes Mal das «Klassik Open Air» der Staatsphilharmonie dirigieren.
In der Spielzeit 2022/2023 will das Staatstheater die Zusammenarbeit der einzelnen Sparten verstärken. So sollen in der Inszenierung «Vendetta Vendetta» von Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger erstmals Ensemblemitglieder aus Oper, Schauspiel, Ballett und Orchester auf der Bühne stehen.