Osterfestspiele Baden-Baden im Schatten von Krieg und Corona +++ Bregenzer Festspiele feiern Richtfest für «Madame Butterfly» +++ Abramovic: Callas-Projekt war das längste in meinem Leben +++ Philip Glass' Kammeroper „In der Strafkolonie“ im Theater Altenburg +++ Igor Levit bei Benefizkonzert für Ukraine im Berliner Ensemble
Osterfestspiele Baden-Baden im Schatten von Krieg und Corona
Nach der Corona-Zwangspause soll mit dem Osterfestspielen wieder richtiges Festspielleben in Baden-Baden einkehren. Doch die Pandemie ist immer noch allgegenwärtig. Und jetzt führt Putin auch noch Krieg - wo ausgerechnet russische Musik im Vordergrund steht.
Baden-Baden (dpa) - Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine und unter dem Einfluss der Corona-Pandemie starten am Samstag (9. April) die Osterfestspiele Baden-Baden. Nach fast drei Jahren mit Corona-Zwangspause spielen die Berliner Philharmoniker - nun erstmals unter ihrem neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko - die Opernpremiere. Gezeigt wird zum Auftakt eine Neuinszenierung von Peter Tschaikowskys «Pique Dame». Überhaupt dreht sich alles um russische Musik.
Mit Opernabenden, Sinfoniekonzerten, Kammerkonzerten und weiteren Programmpunkten bis zum 18. April soll das Festspielleben in Deutschlands größtem Festspielhaus und der Kurstadt wieder Fahrt aufnehmen. Erwartet werden einem Sprecher zufolge rund 17 000 Besucherinnen und Besucher. Unter anderem ist für den 13. April ein Galakonzert im Zeichen von Humanität und Solidarität geplant.
«Die Osterfestspiele sind unser Herzstück», sagte Intendant Benedikt Stampa dem «Badischen Tagblatt». Die digitale Ausgabe im vergangenen Jahr sei kein Ersatz gewesen für das, was live auf der Bühne stattfindet und was in der Stadt los ist. «Wir wollen zeigen, dass wir mit großer Festspieloper die Welt begeistern können.»
Doch sowohl die Corona-Pandemie als auch der Krieg wirken sich auf die Festspiele aus. So erholt sich Sopranistin Elena Bezgodkova von einer Corona-Erkrankung und sagte daher ihre Auftritte in Baden-Baden ab. Für sie springt Elena Stikhina in der Rolle der Lisa ein.
Wiederum hatte das Festspielhaus angekündigt, dass die russische Star-Sopranistin Anna Netrebko im Einvernehmen wegen der Kritik an ihrer Haltung zum Krieg in der Ukraine nicht bei den Osterfestspielen singen werde. Ihr war vorgeworfen worden, sich nicht deutlich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanziert zu haben.
Auch Dirigent Petrenko, der nur noch in Baden-Baden Neuproduktionen leitet, ist Russe. Er hatte die Invasion Russlands in die Ukraine verurteilt - unter anderem mit den Worten: «Der heimtückische und völkerrechtswidrige Angriff Putins auf die Ukraine ist ein Messer in den Rücken der ganzen friedlichen Welt.»
Dennoch birgt das Thema Konfliktpotenzial: Als jüngst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Berliner Philharmoniker zu einem Solidaritätskonzert luden, kritisierte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, dass daran nur russische Solisten, keine Ukrainerinnen teilnähmen. Solange russische Bomben auf Städte fallen und Tausende Zivilisten Tag und Nacht ermordet werden, hätten Ukrainer «keinen Bock auf «große russische Kultur»», twitterte er.
Für Petrenko habe beim Start der Planungen vor drei Jahren von vornherein russisches Repertoire im Vordergrund gestanden, sagte Intendant Stampa in dem Zeitungsinterview. «Jetzt haben wir damit in Baden-Baden einen wichtigen Beitrag für das Hochhalten der Freiheit.» Russische Musik etwa von Tschaikowsky und Igor Strawinsky zählten zum Weltkulturerbe, so Stampa. «Das sollte man nicht als nationalistische Imperial-Musik begreifen. Das mag vielleicht für russische Machthaber so sein, aber für uns ist diese Musik Allgemeingut.»
Bregenzer Festspiele feiern Richtfest für «Madame Butterfly»
Bregenz (dpa) - 300 Tonnen sollen so leicht auf dem Wasser schweben wie ein Blatt Papier: Die Bregenzer Festspiele haben am Mittwoch Richtfest für ihre Seebühne und die Oper «Madame Butterfly» gefeiert. Im Mittelpunkt des Geschehens steht in diesem Jahr ein überdimensionales Papierbild. Die besondere Herausforderung sei, das Blatt Papier leicht, nahezu schwerelos wirken und scheinbar auf dem Wasser schweben zu lassen, sagte Technikdirektor Wolfgang Urstadt in Bregenz. Tatsächlich wiegt die Bühne aber rund 300 Tonnen und besteht aus Stahl, Styropor und Holz.
Die 23 Meter hohe und 33 Meter breite Bühne soll das zentrale Element der diesjährigen Inszenierung der berühmten Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858-1924) sein. Daneben sei noch eine Collage aus Elementen wie Papierbötchen, einer amerikanische Flagge und japanischer Malerei geplant. Bis Juni soll das Bühnenbild fertig gestellt werden. «Madame Butterfly» wird erstmals in Bregenz gezeigt. Eine Puccini-Oper, nämlich «Turandot», war zuletzt in der Saison 2015/16 in Bregenz zu sehen.
Die Eröffnung der 76. Bregenzer Festspiele ist für den 20. Juli geplant. Von den rund 190 000 Karten für die 26 Festspielabende sind den Angaben zufolge bereits zwei Drittel gebucht.
Abramovic: Callas-Projekt war das längste in meinem Leben
Berlin (dpa) - Die Performance-Künstlerin Marina Abramovic verbindet seit ihrer Kindheit ein inniges Verhältnis zur Sängerin Maria Callas (1923-1977). «Es ist vermutlich das längste Projekt meines Lebens», sagte die 75-Jährige am Mittwoch in Berlin vor der Premiere ihres Opernprojekts «7 Deaths of Maria Callas» an der Deutschen Oper an diesem Freitag (8.4.). «Es hat 30 Jahre gedauert, das Konzept zu verstehen und zu erarbeiten», sagte Abramovic. In dieser Zeit sei sie besessen gewesen von Callas.
Die Stimme der Sängerin begegnete ihr das erste Mal im Alter von 14 Jahren in ihrer Heimatstadt Belgrad. Ihre Großmutter habe im Küchenradio alles gehört von Nachrichten über Folk bis Klassik. «Dann kam diese Stimme aus dem Radio», berichtete Abramovic. «Ich weiß nicht warum, aber ich stand mitten in der Küche und fing an zu weinen. Es war so ein emotionaler Moment, das hat mein Herz ganz tief berührt.»
Ihr Opernprojekt, vor zwei Jahren in den ersten Corona-Monaten von der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt, ist eine Collage aus Musik, Film und Performance. Abramovic lässt - in den Filmpartien begleitet von US-Schauspieler Willem Dafoe - die Callas auf sieben verschiedene Weisen sterben. Sopranistinnen singen dazu berühmte Callas-Arien. Auf der Bühne wird Abramovic schließlich einen achten Tod sterben.
Abramovic trug in Berlin einen Anstecker mit den ukrainischen Farben. Die Künstlerin beschreibt sich als sehr engagiert in der Unterstützung der Ukraine. Es gebe verschiedene Möglichkeiten dafür. «Ich glaube, jeder von uns muss sich selbst fragen: was kann ich genau jetzt in dieser Situation tun.»
Pressemeldung:
Philip Glass' Kammeroper „In der Strafkolonie“ im Theater Altenburg
Philip Glass ist einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Musik. Seine Werke gehören im Konzert und Ballett, in der Filmmusik und nicht zuletzt auch im Musiktheater seit langem international zum Repertoire. Für seine 2000 in Seattle uraufgeführte Kammeroper „In der Strafkolonie“ griff Glass auf Franz Kafkas 1919 veröffentlichte gleichnamige Erzählung zurück. Das Werk, in einer eindringlichen Inszenierung von Angelika Zacek, präsentiert das Theater Altenburg Gera nun am Freitag, den 20. Mai um 19:30 Uhr im Theaterzelt Altenburg.
Es handelt davon, dass ein Verurteilter getötet werden soll. Ausführendes Organ ist ein Offizier, der die traditionelle Hinrichtungspraxis nicht infrage stellt. Der neue Kommandeur der Strafkolonie hat angeordnet, dass ein Besucher der Exekution als Zeuge beiwohnt. Der Offizier beschreibt dem Besucher die Funktionsweise des Hinrichtungsapparats minutiös – Idee, Konstruktion und schließlich die Methode. Diese Methode ist die grausamste und inhumanste, die man sich vorstellen kann. Gleichermaßen leidenschaftlich wie sachlich erläutert der Offizier sämtliche Details. Er ist überzeugt davon, dass die Maschine den Verurteilten verwandelt; wenn er die Verwerflichkeit seines Vergehens einsieht, bereut er dieses. Während er seine Hinrichtung erwartet, kennt der Delinquent jedoch weder sein Urteil noch die Art der Bestrafung. Der Besucher ist zunehmend entsetzt über das, was er sieht, jedoch nicht imstande, einzugreifen.
Die Musikalische Leitung hat Kapellmeister Yury Ilinov. Bühne und Kostüme gestaltet Peter Lehmann. Die Rolle des Offiziers singt Kai Wefer und als Reisender tritt Gustavo Mordente Eda auf. Als Verurteilter tanzen Carlos Eduardo Boeira und Felipe Vasques.
Weitere Termine:
Fr 27. Mai 2022 · 19:30 · Theaterzelt Altenburg / Sa 4. Jun 2022 · 19:30 · Bühne am Park Gera
Igor Levit bei Benefizkonzert für Ukraine im Berliner Ensemble
Berlin (dpa) - Das Berliner Ensemble und der Pianist Igor Levit stehen im Zentrum eines Benefizkonzerts für die Ukraine am 25. April. Zugesagt haben nach Angaben vom Donnerstag unter anderem die Musiker Danger Dan («Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt») und Thees Uhlmann («Club 27»), Schauspielerin Constanze Becker und Schauspieler Matthias Brandt, Regisseur Barrie Kosky oder die Sängerinnen Katharine Mehrling und Anna Prohaska. Geplant ist das Konzert als musikalisches Miteinander für Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine in Not geraten sind und Hilfe benötigen.
«Als Mensch, Bürger und auch als Musiker stehen wir in der Pflicht, denjenigen zu helfen, die unsere Hilfe benötigen», wird Levit zitiert. «Wir müssen Verantwortung übernehmen und allen zeigen, dass jeder etwas tun und beitragen kann.» Der 35-Jährige hatte zu Beginn der Corona-Zeit auch mit einer Serie von Hauskonzerten auf seinen Social-Media-Kanälen für Aufmerksamkeit gesorgt.