Usedomer Musikfestival mit Abschlusskonzert im Museum in Peenemünde +++ Bildung, Bücher, Musik im neuen Münchner Kulturzentrum - Die Isarphilharmonie wird eröffnet +++ Pathos und Prominente bei Premiere schwuler Operette in Berlin +++ Heinrich Schütz Musikfest läutet Jubiläum für barocken Meister ein
Usedomer Musikfestival mit Abschlusskonzert im Museum in Peenemünde
Heringsdorf (dpa/mv) - Mit einem Konzert im Historisch-Technischen Museum Peenemünde endet am Samstag das diesjährige Usedomer Musikfestival. Das Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters zusammen mit dem Star-Cellisten David Geringas und unter Leitung von Stanislav Kochanovsky sei auch Andenken an tausende Zwangsarbeiter aus Osteuropa und die Spaltung des Ostseeraums durch Kriege und Politik, teilten die Veranstalter mit.
In Peenemünde im Norden der Insel Usedom wurden während des Nationalsozialismus Militärraketen entwickelt. KZ-Häftlinge wurden als Zwangsarbeiter eingesetzt.
Vor rund drei Wochen war das Usedomer Musikfestival gestartet. Es widmet sich jedes Jahr besonders der Musik eines baltischen Landes, in diesem Jahr Litauen. An dem Festival mit mehr als 30 Konzerten wirkten laut Veranstalter rund 200 Musiker aus Litauen, Deutschland, Norwegen und anderen Ländern des Ostseeraums und der Welt mit. Mit sieben Konzerten «Artist in Residence» war David Geringas, selbst Litauer und seit Jahren Mitwirkender.
Durch die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen habe sich die Gesamtbesucherzahl auf rund die Hälfte der sonst rund 14 000 Festivalgäste reduziert.
Bildung, Bücher, Musik im neuen Münchner Kulturzentrum - Die Isarphilharmonie wird eröffnet
Endlich gibt es wieder einen Grund, zu feiern: Am Freitagabend eröffnen die Münchner Philharmoniker die Isarphilharmonie. Der neue Konzertsaal ist Teil eines neuen und sehr vielversprechenden Kulturareals.
München (dpa/lby) - Ein Konzert hören, einen Volkshochschulkurs besuchen, im Café sitzen, in Büchern schmökern - das alles soll bald im neuen Münchner Kulturareal Gasteig HP8 möglich sein. Nach rund drei Jahren Planung und Bauzeit ist nun das Herzstück der Anlage fertig: Die Isarphilharmonie. Am Freitag eröffnen die Münchner Philharmoniker unter Valery Gergiev ihre neue Spielstätte vor rund 1800 Besuchern mit einem Konzert, bei dem auch der russische Pianist Daniil Trifonov und der Philharmonische Chor München auftreten werden.
Für die Münchner ist das neue Kulturareal auf einem ehemaligen Fabrikgelände ein Gewinn. Als Foyer zur Isarphilharmonie dient eine denkmalgeschützte Trafohalle mit Galerie. In dem lichten, großzügigen Backsteinbau bietet die Stadtbibliothek Bücher zum Ausleihen an, eine Bar und ein Café wird es geben. Daneben entstehen weitere Bauten, die alle bis zum Frühjahr fertig werden sollen. Sie bieten Konzert- und Veranstaltungsräume, Büros und Probenräume, etwa für die Hochschule für Musik und Theater oder die Münchner Volkshochschule. Auch weitere Gastronomieangebote samt Terrasse sind geplant.
Bislang waren diese Institutionen im Osten Münchens, im Gasteig, nach eigenen Angaben das größte Kulturzentrums Europas. Doch der wuchtige, rote Backsteinbau muss dringend saniert werden. Wann die Bauarbeiten beginnen, ist indes noch unklar. Die Stadt sucht noch einen Investor. Leer stehen soll das Gebäude aber nicht, finden die Münchner Regierungsfraktionen Grüne - Rosa Liste und SPD/Volt. Sie schlagen eine kulturelle Zwischennutzung vor, etwa für die freie Szene.
Doch nun erst mal das Eröffnungskonzert im neuen Quartier - eine der ersten großen Veranstaltungen in Bayern, bei der die 3G-plus-Regel gilt. Besucher müssen geimpft oder genesen sein oder einen negativen PCR-Test vorweisen. Dafür fallen Maskenpflicht und Abstandsregeln. Erwartet wird auch Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant der Elbphilharmonie. Er dürfte doppelt genau hinhören, stammt die Akustikplanung in der Isarphilharmonie doch von Yasuhisa Toyota, der schon am Klang im Hamburger Konzerthaus mitgewirkt hat.
Pathos und Prominente bei Premiere schwuler Operette in Berlin
Berlin (dpa) - Mit Ohrwürmern im Stil alter Operetten, einigen Promis und viel Pathos hat am Mittwochabend in Berlin das Stück «Operette für zwei schwule Tenöre» seine Uraufführung erlebt. Es handelt vom Trennungsdrama des Männerpaars Jan (Felix Heller) und Tobi (Ricardo Frenzel Baudisch), das zwischen Landleben und Großstadtsehnsucht, Traum vom harmonischen Pärchenleben und Selbstverwirklichung hin- und hergerissen ist. Im Publikum des Kreuzberger BKA-Theaters saßen bei der Premiere Promis wie Entertainer Riccardo Simonetti, die Politiker Volker Beck und Kevin Kühnert, die Schauspieler Georg Uecker und Pierre Sanoussi-Bliss sowie der Filmemacher Rosa von Praunheim.
«Es ist die Uraufführung der ersten queeren Operette der Welt», sagen die Macher Florian Ludewig (Musik) und Johannes Kram (Text). Die Schlager und Schmacht-Walzer tragen Titel wie «Schützenfest ohne Alkohol», «Liebe Grüße aus Berlin!», «Ich steh total auf Jens Riewa», «Früher war alles besser» oder «Ein Liebeslied von Mann zu Mann».
Die schwule Operette will nicht als Parodie des Genres verstanden werden, sondern als ein Stück, das die stilistische Welt der Operette mit heutigen Themen füllt. Sie erfüllt natürlich dennoch Retro-, Nostalgie- und Kitsch-Sehnsüchte, überrascht dabei jedoch mit gewagten Thesen und Texten («Keiner bläst so gut wie du»).
Autor Johannes Kram (54) sagte nach der Premiere, Diversität und Vielfalt gehörten viel öfter auf die Bühnen als es bislang üblich sei, auch große Staatstheater sollten eher mal neue Stoffe und Sichtweisen zeigen statt zum hundertsten Mal «Die Fledermaus».
Sänger Felix Heller rief das Publikum am Ende der Show dazu auf, für die Operette mit schwuler Geschichte im Bekanntenkreis zu werben: «Erzählt es allen Onkeln, Tanten, Tunten.»
Bis 17. Oktober stehen noch neun Aufführungen im Programm des kleinen Privattheaters in Berlin, eine Wiederaufnahme ist im neuen Jahr geplant (19. bis 23. Januar, 26. bis 30. Januar und 02. bis 06. Februar).
Heinrich Schütz Musikfest läutet Jubiläum für barocken Meister ein
Dresden (dpa) - Mit einem Konzert in der Dresdner Frauenkirche wird am Freitagabend das Festjahr für den Barockkomponisten Heinrich Schütz (1585-1672) eingeläutet. Im kommenden Jahr wird der 350. Todestag des Musikers begangen. Schütz gilt als erster deutscher Komponist von europäischem Rang. Das Festjahr «Schütz22» steht unter dem Motto «weil ich lebe». Es stammt aus einer Widmung der «Psalmen Davids» von Schütz an Kurfürst Johann Georg I. Schütz wurde in der Frauenkirche Dresden beigesetzt. Das Eröffnungskonzert wird vom renommierten Ensemble Gabrieli Consort & Players gestaltet.
Erste Etappe im Jubiläumsjahr ist das Schütz Musikfest in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - den Wirkungsstätten des Meisters. Bis 17. Oktober sind nach Angaben der Veranstalter 49 Veranstaltungen in Dresden, Bad Köstritz, Gera, Weißenfels und Zeitz geplant. Konzerte, Kinderprojekte, Gottesdienste und eine Sonderausstellung sollen einen Almanach zu Leben und Werk eines Meisters entstehen lassen, dessen «humanistische Botschaft seines künstlerischen Erbes nicht an Aktualität verloren hat und tief berührt», hieß es. Neben bekannten Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland seien auch Nachwuchsinterpreten vertreten.
Schütz hatte in seinen Werken wie kaum kein zweiter eine Verbindung zwischen Wort und Musik geschaffen. Berühmt sind etwa Werke wie sein «Schwanengesang» und die «Psalmen Davids». Das Musikfest will aber auch an den Komponisten und Schütz-Zeitgenossen Michael Praetorius (1571-1621) erinnern, dessen Wege sich mit denen von Schütz in Dresden kreuzten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Werk des Italieners Claudio Monteverdi (1567-1643), der für Schütz ein wichtiger Bezugspunkt war.
Schütz kam 1585 in Bad Köstritz zur Welt. 1590 übersiedelte die Familie nach Weißenfels. Die beiden Orte in Thüringen und Sachsen- Anhalt sind heute Pilgerstätten für Schütz-Fans aus aller Welt. In Dresden hatte Schütz viele Jahre als Hofkapellmeister gewirkt.