Die Münchner Opernfestspiele 2010 sind am Donnerstagabend mit einer umjubelten Premiere von Christoph Schlingensiefs afrikanischem Opernprojekt „Via Intolleranza II“ eröffnet worden. Mit der 90-minütigen Opernrevue zu Musik von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ bis zu Afro-Rap ging auch der „Pavillon 21 Mini Opera Space“ in Betrieb, die neue futuristische Spielstätte der bayerischen Staatsoper auf dem Marstallplatz hinter dem Nationaltheater.
Der von dem Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au konzipierte, mit auffälligen Stacheln besetzte, silberglänzende Bau soll einen Monat lang als «szenisch-musikalisches Labor» dienen und wird danach wieder abgebaut.
Schlingensief hat «Via Intolleranza II», das erste Projekt seines Operndorfes in Burkina Faso, als wüsten «Clash of cultures» konzipiert, bei dem europäische und afrikanische Lebens- und Kunstvorstellungen hart aufeinandertreffen. Dabei reflektiert der Regisseur selbstironisch auch sein eigenes «Helfersyndrom» als neokolonialen Reflex. Seine radikale Botschaft: Jede humanitäre Geste ist letztlich unmenschlich, weil sie die Menschen auf vorherbestimmte Bahnen zwingt. Und wer kann schon sagen, was gut für die Menschen
ist.
Am 28. Juni hebt sich im Nationaltheater der Vorhang für die mit Spannung erwartete Festspielpremiere von Giacomo Puccinis Erfolgsoper «Tosca» mit Karita Mattila in der Titelrolle und Jonas Kaufmann als Caravadossi. Die Münchner Opernfestspiele 2010 dauern bis 31. Juli und präsentieren neben den drei Premieren elf weitere Opern des Repertoires, zwei Ballettabende sowie Konzerte und Liederabende.