München - Olivier Messiaens einzige Oper «St Francois d'Assise» gehört zu den Monumenten der Musik des 20. Jahrhunderts. Eine spektakuläre Neuinszenierung des selten gespielten Werks, dessen Umfang mit einer Spieldauer von mehr als vier Stunden an Wagner-Opern heranreicht, markiert an diesem Freitag (1. Juli) den festlichen Höhepunkt der Münchner Opernfestspiele 2011.
Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht mit Kent Nagano, dem Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, ein ausgewiesener Spezialist für das anspruchsvolle Stück. In den Hauptrollen singen die Sopranistin Christine Schäfer als Engel und der aus Frankreich stammenden Bassbariton Paul Gay als heiliger Franziskus. Mit Spannung erwartet wird die Inszenierung des Wiener Aktionskünstlers Hermann Nitsch, der auch für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet.
Meditative Musik aus Vogelgesängen
In seiner Oper erzählt Messiaen (1908-1992), ein Schüler von Paul Dukas und Marcel Dupré, in acht Stationen die Geschichte des Heiligen Franziskus und seiner Suche nach Erleuchtung und geistiger Freiheit. Die suggestive, fast meditative Musik bezieht ihre eigenartige Schönheit unter anderem aus dem Tonmaterial von Vogelgesängen, die Messiaen, ein großer Kenner und Liebhaber der Vögel, zu Tausenden aufschrieb und als Inspirationsquelle nutzte. Messiaen war zeitlebens gläubiger Katholik; ein großer Teil seines Schaffens speist sich aus christlichen Glaubenwahrheiten.
Nagano hatte als Assistent von Seiji Ozawa bereits an der Pariser Uraufführung der Oper im Jahre 1983 mitgewirkt. Seit Ende der 70er- Jahre verband ihn mit dem Komponisten eine enge künstlerische und menschliche Freundschaft. 1998 leitete er das Werk bei den Salzburger Festspielen in einer Aufsehen erregenden Inszenierung von US-Kultregisseur Peter Sellars.
Spezialist für provokative Happenings
Auch die erste Münchner Aufführung des «St. Francois d'Assise» wird von einem außergewöhnlichen Menschen inszeniert, dem Wiener Maler und Aktionskünstler Hermann Nitsch. Der heute 72-jährige, mit Hut und Bart als Markenzeichen, erregte seit den 50er-Jahren immer wieder Aufsehen durch provokative Happenings. unter anderem mit seinem «Orgien-Mysterien-Theater», bei dem er Ekelerregendes wie echtes Blut und Tierkadaver mit religiösen Inhalten verknüpfte.
Die zweite Premiere der Münchner Opernfestspiele 2011 findet am 21. Juli im Münchner Prinzregententheater statt und bietet eine Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Mitridate - rè di Ponto». Regie führt der junge Theaterregisseur David Bösch; die musikalische Leitung liegt in den Händen des Barockmusik-Spezialisten Ivor Bolton.
Bis zum 31. Juli stehen im Rahmen der Festspiele weitere 13 Opern und vier Ballette aus dem Repertoire der Staatsoper in hochkarätigen Besetzungen sowie Konzerte und Liederabende auf dem Spielplan. Der futuristische Pavillon 21 auf dem Marstallplatz bietet Raum für zeitgenössisches Musiktheater und experimentelle Projekte.