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Bayerische Staatsgalerie wird im Neuen Bayreuther Schloss eröffnet

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Bayreuth (ddp-bay). Mit einem Festakt wird am Donnerstag (26. Juli) im Neuen Schloss in Bayreuth die Staatsgalerie «Malerei des Spätbarock» der Bayerischen Staatsgemäldesammlung eröffnet. In den restaurierten Räumen der ehemaligen fürstlichen Gartenwohnung sind dann auf 168 Quadratmetern 84 Bilder aus der Zeit um 1700 zu sehen.

Zur Eröffnungsfeier der deutschlandweit einzigartigen Gemäldesammlung werden rund 300 geladene Gäste erwartet, darunter der bayerische und Ministerpräsident Edmund Stoiber, der die Festansprache halten wird, und Wissenschaftsminister Thomas Goppel (beide CSU).

Es sind nur noch Kleinigkeiten, die geändert werden. «Die Drähte müssen noch grün gestrichen werden», sagt der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Prof. Reinhold Baumstark, und blickt zu den Bildern. Noch heben sich die Drahtaufhängungen der Gemälde in hellem Weiß vor der grünen Wandbespannung ab. Bis zur Ausstellungseröffnung wird sich dies ändern. Und auch der Gesamteindruck bedarf noch einiger kleiner Nachbesserungen. «Die Komposition einer Wand muss stimmen. Da muss man manchmal feilen und etwas verbessern», sagt Baumstark, der gemeinsam mit der Hauptkonservatorin der Alten Pinakothek in München, Helge Siefert, und Konservator Marcus Dekiert die Räume begutachtet.

Zwei Jahre lang hat der Generaldirektor gemeinsam mit einem Team von vier Wissenschaftlern, zwölf Restauratoren und sechs Rahmenbauern an Konzept, Planung und Restaurierung der Bilder und Rahmen sowie der Erstellung von 22 neuen Rokoko-Rahmen gearbeitet. «Wir haben bislang noch keine Galerie mit einem so großen Aufwand vorbereitet.» Entstanden sei dabei etwas gänzlich Neues und Einzigartiges. «In Deutschland ist es die einzige Galerie, die sich mit der Malerei des Spätbarocks beschäftigt», so Baumstark. Was den Rang der Bilder betreffe, könne höchstens Dresden Ähnliches aufweisen, jedoch nicht in einer solchen Fülle mit Bildern aus der Zeit um das Jahr 1700.

«Das ist ein unermesslicher, historischer Wert, weil man Bilder dieser Art heute im Handel nicht mehr bekommt.» So sind die teilweise auf Holz gemalten Kunstwerke, die ursprünglich aus Sammlungen in Düsseldorf, Mannheim, Saarbrücken und München stammen, derart hochempfindlich, dass die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit in den Ausstellungsräumen konstant geregelt werden muss.

5,1 Millionen Euro hat allein die siebenjährige Restaurierungsphase der ehemals fürstlichen Gartenwohnung nach historischem Vorbild im Neuen Schloss in Bayreuth gekostet - samt der Ausstattung mit modernster Sicherheitstechnik, Raumklimatisierung und dem Abdichten der Gebäudehülle. Bereits im 18. Jahrhundert waren die drei Räume als markgräfliche Gemäldegalerie genutzt worden. Von daher sei eine barocke Gemäldegalerie «die Bestimmung des Raumes» gewesen, so Baumstark. Welche Bilder sich im Jahre 1758 in der damaligen Sammlung befanden, sei jedoch nicht mehr feststellbar. So war Markgräfin Wilhelmine sechs Monate nach Fertigstellung der Galerie verstorben. Die Sammlung wurde später aufgelöst.

Dass die Staatsgalerie in Bayreuth als eine der 13 Zweiggalerien der großen Gemäldesammlung des Freistaats Bayern nun «zu den Herzkammern unseres Hauses gehört», freut den Generaldirektor umso mehr. «Die Räume haben sich angeboten. Die Stadt, die Geschichte, das Schloss die wunderbare Geschichte von Bayreuth im Spätbarock mit einer unglaublichen Blüte, das passt alles. Hier Picasso einziehen zu lassen, würde überhaupt keinen Sinn machen.» Deshalb sei die Malerei des Spätbarocks hier wunderbar untergebracht.

In den drei Räumen werden vor allem Gemälde aus der holländischen Schule um 1700, deutsche Landschaftsmalereien und Genre-Szenen sowie ein kompletter Raum mit Gemälden des in München tätigen, flämischen Meisters und Hofmalers Peter Jacob Horemans (1700-1776) gezeigt. Prof. Baumstark gerät ins Schwärmen: «Jeder Raum hat seinen eigenen Charakter und sein eigenes Gewicht, so dass es für den Besucher eine Augenweide und Augenfreude ist.»

Frank Gundermann