Bayreuth - Die Bayreuther Festspiele, die in diesem Sommer wegen der Corona-Pandemie ausgefallen waren, sollen 2021 wieder stattfinden. Doch die Corona-Krise zwingt sie auch im kommenden Jahr zu einschneidenden Veränderungen - und die Gesellschafter dazu, mehr Geld auszugeben.
«Durch die coronabedingte Absage der Festspiele 2020 haben sich auch die kompletten Spielpläne der Folgejahre verschoben und bedürfen neuer Dispositionen», sagte Festspielchefin Katharina Wagner der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag nach einer Sitzung des Verwaltungsrates.
Die Festspiele rechnen «auf jeden Fall mit Mindereinnahmen», wie Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann hinzufügte. Denn davon, dass die rund 2000 Plätze im Festspielhaus im kommenden Jahr voll belegt werden dürfen, geht derzeit niemand aus. «Es gibt verschiedene Modelle mit Zahlen zwischen 200 und 1000 Besuchern.»
2021 sind außerdem weniger Vorstellungen geplant als sonst im Bayreuther Festspielsommer üblich. «Allerdings bemühen wir uns, eine Vorstellungsanzahl zu realisieren, die sich möglichst weitestgehend an den vorangegangenen Festspieljahren orientiert», sagte Wagner.
Normalerweise bestreiten die Festspiele nach Angaben von Geschäftsführer Holger von Berg den laufenden Betrieb zu 65 Prozent aus Einnahmen. Rund 15 Millionen Euro fehlten in diesem Jahr, weil die Richard-Wagner-Festspiele wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten. Auch im kommenden Jahr werden voraussichtlich viele Einnahmen fehlen. Das werden die Gesellschafter - die Bundesrepublik, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth - ausgleichen müssen. Wie hoch die zusätzlich bereitgestellte Summe ist, wurde zunächst nicht bekannt.
Auf dem Spielplan 2021 stehen nun neben der Neuproduktion «Der Fliegende Holländer» mit der ersten Dirigentin der Festspielgeschichte, Oxana Lyniw, die Wiederaufnahmen der Produktionen «Die Meistersinger von Nürnberg» und «Tannhäuser». Außerdem sollen drei Vorstellungen der «Walküre» realisiert werden «durch einen namhaften Performance-Künstler», sagte Wagner.
Der eigentlich auch noch für das kommende Jahr als Wiederaufnahme geplante «Lohengrin» mit Kulissen von Neo Rauch und Dirigent Christian Thielemann am Pult soll vorerst nicht mehr und erst 2022 wieder auf dem Spielplan stehen.
Ein Grund dafür ist der Chor. «Da anzunehmen ist, dass die Pandemie immer noch vorhanden ist, planen wir jetzt, den Chor aus dem Chorsaal live zu übertragen», sagte Wagner. «Szenisch werden Kleindarsteller auf der Bühne anstelle des Chores zu sehen sein.» Dafür seien mehr Proben nötig. «Da wir kein festes Ensemble haben und gerade die Mitglieder unseres Orchesters, aber auch teilweise des Chores nicht früher verfügbar sind, muss ein Stück pausieren, um eine künstlerisch ausreichende Probenzeit generieren zu können.»
Für 2022 ist dann auch die in diesem Jahr ausgefallene Premiere des Vierteilers «Der Ring des Nibelungen» in einer Neuinszenierung von Regisseur Valentin Schwarz geplant. «Durch die Aussetzung der Bayreuther Festspiele im Jahr 2020 waren auch keine Proben für die Neuproduktion des «Ring des Nibelungen» möglich», erläuterte Wagner. «Um genügend Probenzeit zur Verfügung stellen zu können, mussten wir deshalb umdisponieren.» Ein großer Teil der Proben soll nun in der Festspielsaison 2021 abgehalten werden, ein weiterer Probenzeitraum findet dann im Jahr 2022 statt.
Weitere Veranstaltungen sind 2021 im Rahmen der Reihe «Diskurs Bayreuth» geplant - darunter eine einstündige von Gordon Kampe komponierte Fassung des «Rheingold» in der Konzeption des jungen Regisseurs Nikolaus Habjan. Und eine Installation der Künstlerin Chiharu Shiota zum Thema «Götterdämmerung». Außerdem soll im kommenden Jahr «jeder die Möglichkeit haben, sich selbst als der junge Siegfried zu fühlen und eine Begegnung mit einem Drachen zu erleben», sagte Wagner. Was genau es mit diesem Projekt auf sich hat, wollte sie aber noch nicht verraten.
Offen blieb nach der Verwaltungsratssitzung zunächst auch, wie es mit Christian Thielemann weitergeht, dessen Vertrag als Musikdirektor in wenigen Wochen zum Jahresende ausläuft. Ein Nachfolger für Geschäftsführer von Berg, der im April kommenden Jahres gehen muss, wurde ebenfalls noch nicht bekannt gegeben.
Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) begrüßte die Neuigkeiten aus Bayreuth. «Ich freue mich sehr, dass die Bayreuther Festspiele 2021 stattfinden sollen. Dies ist ein Signal der Hoffnung und des Aufbruchs in diesen schwierigen Zeiten», sagte er. «2021 soll wieder der Kunst und den Menschen gehören.»