Das zehntägige Festival für zeitgenössische Musik geht in seine nächste Runde. Eröffnet wird es mit einem experimentellen Musiktheater.
Das Berliner Festival MaerzMusik steht vor einer neuen Ausgabe. Mit der deutschen Erstaufführung des experimentellen Musiktheaters «Melencolia» von Brigitta Muntendorf und Moritz Lobeck soll am Freitagabend das zehntägige Festival für zeitgenössische Musik eröffnet werden, wie die Berliner Festspiele mitteilten.
Bis zum 30. März stehen genreübergreifende Arbeiten zwischen Musik, Tanz und Performance auf dem Plan sowie Auseinandersetzungen mit Möglichkeiten der Klangerzeugung: Stimme, Perkussion und Blechblasinstrumente.
Mehr als 230 Künstlerinnen und Künstler werden aus Ländern wie Australien, Frankreich, Großbritannien, Israel, Thailand und den USA erwartet. Einige Veranstaltungen sind laut Angaben der Berliner Festspiele bereits ausverkauft.
MaerzMusik wird seit 2002 in Berlin organisiert. Das von Kamila Metwaly künstlerisch geleitete Festival folgte damals auf die 1969 in Ost-Berlin gegründete Musik-Biennale für zeitgenössische Musik.
Pressemeldung der Berliner Festspiele:
MaerzMusik 2025: Festivaleröffnung am Freitag
Mit dem Musiktheater „MELENCOLIA“ von Brigitta Muntendorf und Moritz Lobeck, aufgeführt vom Ensemble Modern und in Kooperation mit der Staatsoper Unter den Linden, startet am Freitag, 21. März das von Kamila Metwaly geleitete, 10-tägige Festival im Haus der Berliner Festspiele. Insgesamt werden bei den 27 Veranstaltungen über 230 Künstler*innen aus Australien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Israel, Kanada, Libanon, Litauen, den Niederlande, Polen, Singapur, Taiwan, Thailand, den USA und vielen weiteren Ländern 76 künstlerische Arbeiten präsentieren. Davon sind neun zum ersten Mal in Deutschland oder Europa zu erleben, neun weitere sind Weltpremieren.
Einige Veranstaltungen sind bereits ausverkauft.Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärt zur Eröffnung des Festivals: „In einer sich rapide verändernden Welt reicht es nicht mehr aus, nur bestehende Formen zu bewahren und an alten Ideen zu hängen. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir Kunst, die das Ungehörte hörbar macht und neue Hör-Räume öffnet. Genau das macht MaerzMusik. Dieses Festival ist eine Einladung zum Hinhören, Aushalten und Neu-Denken. MaerzMusik steht für all das, was Kunst so einzigartig macht: für Mut, Aufbruch und das Brennen für neue Ideen. Denn Musik ist eben nicht nur Harmonie; sie ist auch Reibung, sie ist Widerstand, sie ist politisch.“
Die deutsche Erstaufführung der experimentellen Musiktheater-Show „MELENCOLIA“ von Brigitta Muntendorf und Moritz Lobeck eröffnet die diesjährige Ausgabe von MaerzMusik im Haus der Berliner Festspiele, aufgeführt von 14 Musiker*innen des Ensemble Modern und mit Mitgliedern des Apollo-Chores der Staatsoper Unter den Linden. Das bis zum 30. März von den Berliner Festspielen veranstaltete Festival für zeitgenössische Musik präsentiert in diesem Jahr genreübergreifende Arbeiten zwischen Musik, Tanz und Performance sowie Auseinandersetzungen mit spezifischen Möglichkeiten der Klangerzeugung: Stimme, Perkussion und Blechblasinstrumente. Das Festival greift gesellschaftspolitische, kulturelle und ökologische Dringlichkeiten auf und erkundet neue Wegen des Zusammenlebens. Wenn der Fortbestand alter Formen in Frage steht, wie können wir anders, zukunftsfähig komponieren?
Am zweiten Abend des Eröffnungswochenendes führt im Radialsystem die Komponistin und Performerin Jennifer Walshe mit „Minor Characters“, einem „Liederzyklus für das 21. Jahrhundert“, in das Thema Stimme ein, das sich dann in mehreren Soloauftritten von Stimmkünstler*innen fortsetzt: Performerin und Medienkünstlerin Pamela Z präsentiert zwölf eigene Arbeiten und eine Komposition von Meredith Monk mit Live-Elektronik. Unter dem Titel „Voice is the Original Instrument“ gewährt die Ikone der Stimmkunst Joan La BarbaraEinblicke in ihr jahrzehntelanges, intensives künstlerisches Experimentieren. Die Stimmperformerin Ute Wassermann bringt in den Sophiensælen ihre Arbeit „The Art of Camouflage“ zusammen mit Ariane Jeßulat, Christian Kesten, Milo Tamez und Fernando Vigueras zur Uraufführung und Komponistin und Klangkünstlerin Susie Ibarra präsentiert ihre eigene Interpretation von traditionellen, philippinischen Liebesliedern in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Ty Bouque aus Chicago wird in der Kuppelhalle des silent green drei Werke für Stimme solo aufführen, darunter Timothy McCormacks „Seated at the Throat“ als Deutsche Erstaufführung. Am gleichen Ort wird dann Stimmkünstlerin und Komponistin Laura Bowler mit zwei Uraufführungen zu erleben sein – speziell für sie komponiert von Sivan Cohen-Elias und Nwando Ebizie.
Diese Auftritte im silent green gehören zu zwei dort angesiedelten Festivaltagen (28. und 29. März) mit vier Konzerten und insgesamt 27 Werken, die sich vor allem besonderen Konstellationen für Blechblasinstrumente widmen, ausgehend von dem Forschungsprojekt „Gobal Breath“, in dem der Trompeter Marco Blaauw seit fast zehn Jahren die Universalität von Trompetenklängen untersucht. Das Trompeten-Ensemble The Monochrome Project wird unter anderem die Kompositionen „Songs of the Abeng“ von Ayanna Witter-Johnson und „The Celebration of Unity with the Indigenous People's Nations Across the USA“ von Wadada Leo Smith zur Uraufführung bringen. Außerdem wird der Musiker Mazen Kerbaj zwei neue Arbeiten im Auftrag von MaerzMusik präsentieren.
Mit zwei Kompositionen für Schlagwerk in großer Besetzung sowie dem Berlin-Debüt des Piano-Perkussion-Quartett Yarn/Wire aus New York stehen die reichhaltigen Potenziale der Perkussion ebenso im Fokus der diesjährigen Festivalausgabe: Chaya Czernowin positioniert in „POETICA“ den Schlagzeuger und Sänger Steven Schick im Spannungsfeld von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sein Part ist eingebettet in einen fein nuancierten Makrokosmos aus Klängen, darunter vorab aufgenommene Streicher, elektronische Sounds, Field Recordings von Protesten in Paris, Tel Aviv und den USA sowie weitere Schlagzeugklänge von vier Mitgliedern des Ensembles Les Percussions de Strasbourg. In „Streik“ beschäftigt sich Enno Poppe mit der Vervielfachung eines Soloinstruments und erzeugt dabei mit zehn Drumsets ungewöhnliche Klangskulpturen.
Bei MaerzMusik 2025 sind zudem einige Tanzperformances zu erleben: Musik, Klang und Bewegung verbinden sich beim Abend „limina / Sensation 1“ des Komponisten Mark Barden und der Choreografin und Tänzerin Ligia Lewis. Bei der deutschen Erstaufführung von „Drifting to the Rhythms at the Southeast of Nowhere“ bringt das Duo Nguyễn + Transitory verschiedene folkloristische Tanzformen aus dem südostasiatischen Raum mit experimenteller elektronischer Musik zusammen. Bei einem der Konzerte von „The Monochrome Project“ im silent green steht neben Kompositionen von Milica Djordjević, Liza Lim, Dai Fujikura und Georg Friedrich Haas eine tänzerische Intervention von Edivaldo Ernesto auf dem Programm. Und auch das Projekt QuerKlang, das in diesem Jahr wieder Kollektiv-Kompositionen von Berliner Schüler*innen zur Uraufführung bringt, wurde um den Bereich Tanz erweitert. Beim diesjährigen Festivalfinale am 30. März ist einer der 22 Performer*innen der Tänzer Karol Tymiński.
Für das Finale im Haus der Berliner Festspiele hat Kamila Metwaly zusammen mit Kurator und Komponist Wojtek Blecharz unter dem Titel „I AM ALL EARS“ ein Format entwickelt, bei dem alle thematischen Stränge des Festivals in einer zwei Stunden umfassenden Konzertinstallation zusammenlaufen. Das Publikum ist in das offene Bühnenhaus, aber auch die Unterbühne eingeladen, um sich frei bewegend ganz unterschiedliche Werke zu erschließen, darunter Arbeiten von Corie Rose Soumah, Pauline Oilveros, Tom Johnson, Sam Dunscombe und Jennifer Torrence.
Im Rahmen von MaerzMusik wird am 20. März in der daadgalerie die Klangausstellung „Here On the Edge of the Sea We Sit“ von Ting-Jung Chen, Fellow im Berliner Künstlerprogramm des DAAD, eröffnet. In ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland geht die taiwanesische Künstlerin fundamentalen Fragen zu Macht und kollektiver Identität nach und entwirft dabei ein ebenso konzeptuelles wie eindringliches Szenario. Die Ausstellung ist bis zum 4. Mai 2025 geöffnet.