Thementage im Haus der Berliner Festspiele, kuratiert von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel. Eröffnungspanel mit Jeffrey Goldberg und Alice Hasters. Mit einem Tanzstück von Emanuel Gat, einer Videoinstallation von Hito Steyerl, Giorgi Gago Gagoshidze und Miloš Trakilović und einem Late-Night-Programm mit Enissa Amani und Max Uthoff.
Mit „Reflexe & Reflexionen“ widmen sich die Berliner Festspiele an drei Thementagen vom 6. bis 8. März der Zukunft der Streitkultur. Auch die zweite Ausgabe der Programmreihe wird von der Politologin Saba-Nur Cheema und dem Historiker Meron Mendelkuratiert. Das Programm ist auf der Website veröffentlicht und der Ticketvorverkauf startet heute, 15. Januar um 14:00 Uhr.
Nach einem erfolgreichen ersten Aufschlag im Juni 2024 mit dem Titel „Der 7. Oktober, der Gaza-Krieg und die Debatte in Deutschland“, untersuchen die Kurator*innen in der zweiten Ausgabe von „Reflexe & Reflexionen“ im März 2025 weiterhin die Möglichkeit konstruktiver Debatten angesichts von Polarisierung und Populismus. Basierend auf der Feststellung, dass öffentliche Diskussionen zunehmend erregt und feindselig geführt werden, während gleichzeitig das Vertrauen in staatliche Institutionen als Vermittlungsinstanzen schwindet, nimmt ihr Programm eine Standortbestimmung vor: Woran scheitert Streitkultur heute? Welche Rollen spielen soziale Medien, Ungleichheit und ideologische Konflikte? Und wie kann eine lebendige Praxis öffentlicher Debatten gefördert werden?
Das Programm verbindet dafür analytische und künstlerische Positionen: Zum Auftakt des Diskursprogramms am Donnerstag, 6. März, erläutert der amerikanische Journalist Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von The Atlantic, wie die zunehmende Polarisierung der Öffentlichkeit zur Wiederwahl Donald Trumps geführt hat. Die Autorin und Journalistin Alice Hasters antwortet auf seinen Beitrag mit eigenen Thesen zur Zukunft freiheitlicher Streitkultur. Verschiedene Gründe für einen möglichen Niedergang liberaler Demokratie untersucht die ZEIT-Journalistin Yasmine M’Barek im Gespräch mit Steuer-, Rassismus- und Politikexpert*innen. Am Freitagvormittag analysieren Expert*innen im Gespräch mit dem Publikum zudem spezifische Probleme einzelner Debattenfelder. Am Samstag sprechen Hasnain Kazim, Gilda Sahebi und Mithu Sanyal mit Stefan Niggemeier (Übermedien) über die Macht der Sprecher*innen-Position in öffentlichen Debatten und Elke Buhr (Monopol Magazin) diskutiert mit Deniz Yücel, Nora Sternfeld und Emanuel Gat über die Gefahren für Kunstfreiheit durch Boykott und staatliche Regulierung.
Der Choreograf Emanuel Gat zeigt im Rahmen der Thementage an zwei Abenden im Haus der Berliner Festspiele seine jüngste Arbeit „Freedom Sonata“. Darin befragt er, gemeinsam mit einer Gruppe Tänzer*innen unterschiedlicher Herkunft und Stilistik, die Form der Sonate. Zur Musik von Beethoven und Kanye West entwickelt er komplexe Partituren, welche sich die Tänzer*innen live und auf der Bühne aneignen. Freiheit ist dabei weder Anarchie noch Konsum, sondern entsteht aus der Anwendung gemeinsam ausgehandelter Spielregeln.
Einer zunehmenden Erosion öffentlicher Debatten geht die Arbeit „MISSION ACCOMPLISHED: BELANCIEGE“ von Hito Steyerl, Giorgi Gago Gagoshidze und Miloš Trakilović nach: Mit Bezug auf die Modemarken Balenciaga und Vetements untersuchen die Künstler*innen, wie Datenanalyse-Verfahren aus der Modebranche für gezielte Wahlwerbung auf sozialen Medien genutzt werden. Damit fragt diese künstlerische Arbeit nach der Zukunft von Demokratie, wenn die öffentliche Sphäre zum Verkauf steht und von identitätspolitischen Versprechen überflutet wird. In seiner Eröffnungsrede zur Vernissage erläutert Kurator, Autor und Journalist Kolja Reichert die Aktualität dieser künstlerischen Arbeit vor dem Hintergrund der Wiederwahl Donald Trumps. Die Videoinstallation ist während des gesamten Zeitraums der Thementage im Oberen Foyer des Haus der Berliner Festspiele frei zugänglich.
Neben den ernsten Fragen, die im Rahmen der Thementage diskutiert werden, darf der Humor nicht fehlen. Kurz nach der Bundestagswahl 2025 laden die Thementage deshalb zwei herausragende Persönlichkeiten der deutschen Stand-Up- und Kabarettszene ein, um die Ergebnisse zu resümieren: Max Uthoff, politischer Kabarettist und Moderator der ZDF-Sendung „Die Anstalt“, trifft auf Enissa Amani, Comedienne und Aktivistin, die 2021 für ihre Produktion „Die beste Instanz“ mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Beide kommentieren die Wahlergebnisse und fragen sich: Was gibt’s noch zu lachen?
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Berliner Festspiele: Reflexe & Reflexionen. Zur Zukunft der Streitkultur
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