Bach und Niedecken, Bruckner und Masaa: Das Nürnberger Musikfest ION will sich unter dem Motto „Da ist Leben“ vom 27. Juni bis 7. Juli 2024 wieder als genreoffenes Festival präsentieren.
Bewährtes und Neues
Im Gespräch mit der nmz unterstreichen Intendant Moritz Puschke und Dramaturg Oliver Geisler ihre Vision, verschiedene Publika zusammenzubringen. „Für eine bestimmte Generation stehen Schubert-Lieder und Dylan-Songs gleichberechtigt nebeneinander“, so Oliver Geisler, und Moritz Puschke betont, dass Wolfgang Niedecken am 3. Juli nicht nur eigene Dylan-Versionen präsentieren, sondern auch von seinem Ringen mit Religion und Religiosität erzählen werde. Die beiden Festivalmacher sind davon überzeugt, dass die Kirchenräume, in denen die Konzerte stattfinden, auch die Musik verändern, die darin erklingt. Dabei bauen sie auf Künstler, die sich auf die Räume einlassen und gegebenenfalls auch bereit sind, mit ihren Programmen darauf zu reagieren.
So ist in den vergangenen Jahren, in denen sich die Besucherzahlen außerordentlich gut entwickelt haben, zu einigen Musikern und Ensembles ein Vertrauensverhältnis entstanden, erzählen Puschke und Geisler. Im Programm für kommendes Jahr ist dies daran abzulesen, dass einige von ihnen wiederkehren: Der isländische Tenor Benedikt Kristjánsson, der mit der solistischen Version von Bachs Johannespassion auch in Nürnberg Furore gemacht hat, wird am 1. Juli in Arien Bachs und Texten von Amos Oz die Figur des Judas erkunden. Gute Erfahrungen hat das Musikfest auch mit dem Ensemble Resonanz gemacht. Am 5. Juli bringt es Bachs Johannespassion in einer Fassung für solistisch besetzten Chor, reduziertes Orchester und „Electric Continuo“ (u.a. mit Fender Rhodes Piano und E-Gitarre) zur Aufführung. Und auch Masaa, deren Konzert beim vergangenen Festival als erstes ausverkauft war, kehren mit ihrer besonderen Mischung aus Weltmusik-Jazz und arabischer Lyrik für zwei Konzerte nach Nürnberg zurück (5. und 6. Juli). Eine Fortsetzung findet außerdem die Zusammenarbeit mit dem Forum Dirigieren des Deutschen Musikrats. In diesem Rahmen findet die 2. Masterclass Chordirigieren, diesmal mit Frieder Bernius als Leiter und dem Kammerchor Stuttgart als Kurs-Chor statt. Hier kann man ab dem 2. Kurstag (25. Juni) passiv dabei sein, am 27. Juni findet das Abschlusskonzert statt.
Es gibt aber auch Premieren: Mit dem Tenebrae Choir aus London feiert am 4. Juli einer der derzeit renommiertesten Chöre sein Nürnberg-Debüt. Beim erstmals stattfindenden Mitsing-Konzert am 30. Juni steht Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie „Lobgesang“ auf dem Programm. Ingrid Kasper, Landeskirchenmusikdirektorin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, leitet das Konzert, zu dem erfahrene Sängerinnen und Sänger in allen Stimmgruppen eingeladen sind, Nürnbergs größten Chor zu bilden. Es begleiten Mitglieder der Nürnberger Sinfoniker.
Hochkarätige Gäste sind überdies der Chor des Bayerischen Rundfunks und die Bläser des Münchner Rundfunkorchesters, die mit Peter Dijkstra am Pult Werke von Anton Bruckner interpretieren (29. Juni), das Stegreif-Orchester (28. Juni) und der Organist Cameron Carpenter (30. Juni). Weitere Orgel-Konzerte bestreiten jeweils mittags um 12.15 Uhr Angela Metzger (1. Juli), Anna-Victoria Baltrusch (2. Juli), Aurel Dawidiuk (3. Juli), Sebastian Heindl (4. Juli) und Marcel Andreas Ober.
Mit der Uraufführung der „Apokalypse“ – die Singphoniker plus Harfe, Celesta und Violine – steht nach dessen „Schöpfung“ 2021 ein weiteres Werk von Wilfried Hiller auf dem Programm (2. Juli). Seine Förderung des musikalischen Nachwuchses setzt das Musikfest ION mit dem Projekt „SingBeethoven“ fort, bei dem 250 Kinder unter der Leitung der Chorpädagogin Friedhilde Trüün den 200. Geburtstag der 9. Sinfonie feiern werden. Juan Martin Koch
- Share by mail
Share on