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Brandenburg: Prometheus, Trolle, Wandertheater – Open-Air ist begehrt

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Konzerte und Theater unter freiem Himmel hatten zuletzt auch wegen Corona an Bedeutung gewonnen. Doch selbst beim Open-Air gab es zuletzt Beschränkungen – die fallen nun weg. Veranstalter und Publikum blicken optimistisch in die Saison.

Potsdam. Kultur trotz Corona – das geht, und sogar sehr gut. Musik und Theater erleben vor historischer Kulisse inmitten der Überreste eines alten Renaissance-Schlosses: Kurz nach dem ersten Lockdown 2020 hatte die Kulturabteilung des Fördervereins Freyenstein (Ostprignitz-Ruppin), die sich seit diesem Jahr Freykult nennt, dieses Open-Air-Spektakel gemeinsam mit den Brandenburger Festspielen initiiert. „Wir haben angefangen, als andere nichts gemacht haben“, blickt Fördervereinsmitglied Bodo Hergaß zurück.

Im Folgejahr 2021 kamen die Musiker der Festspiele erneut nach Freyenstein. „Solch ein Objekt darf man auch nicht einfach so stehen lassen, da muss Kultur rein“, sagt Hergaß. In diesem Jahr plane Freykult gleich einen ganzen Kultursommer. Möglich sei das auch, weil man enger mit der evangelischen Kirchgemeinde zusammenarbeite, die ihrerseits Konzerte in der Kirche plane. So hat Sänger Burkhard von Puttkamer nach eigenen Angaben den Ort dieses Jahr bewusst für ein Open-Air-Konzert (19.6.) mit Chansons der 1920er Jahre ausgewählt.

Im September sollen im Alten Schloss dann wieder Musiker der Brandenburger Festspiele auftreten. „Diesmal hoffentlich ohne größere Corona-Abstände und so auch mit mehr Publikum“, so Hergaß. „Die Leute sind durstig nach Kultur unter freiem Himmel“, berichtet Frank Reich, Geschäftsführer des Landesverbandes Freier Theater Brandenburg. Der Trend gehe eindeutig nach draußen, um sich zu treffen und gemeinsam Kultur zu erleben. Das sei ein großes Bedürfnis, hat er beobachtet. „Es gibt eine euphorische Erwartung auf Theater“. Froh zeigte sich Reich darüber, dass keines der 35 Theater im Verband seinen Betrieb einstellen musste. „Wir sind richtig gut durch Corona gekommen.“ Die Einnahmeausfälle seien durch Programme von Land und Bund und auch durch die Kommunen aufgefangen worden und hätten die Theater am Leben gehalten. Unter anderem habe es für Soloselbstständige Mikrostipendien gegeben, darunter für Schauspieler und Musikschaffende. Auch Lüftungsanlagen wurden gefördert.

In diesem Sommer werden drei große Wandertheater durch Brandenburg ziehen und auf Open-Air-Bühnen auftreten, darunter die Wandertheatergruppe „Ton und Kirschen“. Meist installiert das Theater aus Werder (Potsdam-Mittelmark) die Bühne und die Tribüne auf historischen Plätzen, aber auch mitten im Dorf oder sogar auf Äckern.

Das erste Stück „Der gefesselte Prometheus“ von Aischylos sei bereits im vergangenen Jahr geprobt worden und könnte nun aktueller kaum sein, sagte Theaterleiter David Johnston. „Das macht mir Angst“, scherzt er. Es gehe darin um den Widerstand gegen eine allmächtige Autorität – um einen politischen Gefangenen, der sich weigert, nachzugeben. Die erste Aufführung ist am 5. Juni in Havelsee (Potsdam-Mittelmark).

In Netzeband (Ostprignitz-Ruppin) ist auch in diesem Jahr wieder die gesamte umliegende Bevölkerung in die Open-Air-Kultur miteingebunden. Seit 26 Jahren initiiert der Förderverein Temnitzkirche schon den Kultursommer, der aus je drei Theaterstücken besteht. Eines davon, „Unter dem Milchwald“, gehört zum Standardrepertoire, wie Vereinssprecherin Ute Schindler erklärt. Dabei schlüpfen Anwohner in 53 überlebensgroße, expressive Figuren, die den Alltag eines walisischen Fischerdorfs widerspiegeln.

Seit Herbst 2021 ist das Spektakel laut Schindler zum ganzjährigen Erlebnis unter dem Namen Netzeband Kultur erweitert worden. „Das umfasst auch Konzerte in der Kirche“, sagt sie. Während beim Open-Air viel Platz für Anstände gewesen war, könne das in der Kirche nur schwer realisiert werden, ohne den Eintritt zu limitieren. „Wir sind optimistisch, dass wir ab diesen Herbst das Platzangebot voll ausschöpfen können“, sagte die Sprecherin.

Nach zwei Jahren Corona-Pause zeigen sich in der Lausitz wieder Trolle und Elfen – am Pfingstwochenende findet die Spreewälder Sagennacht statt (4.6. bis 6.6.). Sagen- und Fabelwesen beherrschen den Schlossberg in Burg. Es ist in drei aufeinander folgenden Nächten ein Open-Air-Spektakel über Geschichte, Bräuche und mystische Wesen der Sorben im Spreewald. Die Veranstaltung hat treue Fans, die jedes Jahr wiederkämen, berichtet Vize-Amtsdirektor Christoph Neumann.

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