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Peter Neustifter im Musical Das leben des Brian. Foto: Gärtnerplatztheater, Christian POGO Zach
Peter Neustifter im Musical Das leben des Brian. Foto: Gärtnerplatztheater, Christian POGO Zach
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Britisch und bayerisch: «Das Leben des Brian» auf Münchner Bühne

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München - Vor mehr als vier Jahrzehnten kam ein Film heraus, der Geschichte geschrieben hat: Monty Pythons «Das Leben des Brian» ist längst in das kulturelle Gedächtnis von Generationen eingegangen - auch weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus. Das Münchner Gärtnerplatztheater hat den britischen Klassiker nun zu einem Musikevent gemacht.

Am Donnerstagabend feierte das Stück, vom Theater nicht zu Unrecht als «komisches Oratorium» angekündigt, Premiere - und einen großen Erfolg. Das Publikum war begeistert.

Das Theater bringt das Stück, das im englischen Original von 2007 vom musikalischen Monty-Python-Mastermind Eric Idle und dem Komponisten John Du Prez stammt, zum allerersten Mal in einer deutschen Version auf die Bühne.

Mit großem Gestus, einem pointierten Gespür für Sprachwitz und Situationskomik und mit Stimmgewalt präsentieren die fünf Solisten - allen voran Tenor Maximilian Mayer als Brian und Sopranistin Julia Sturzlbaum als Brians Geliebte und revolutionäre Genossin «Judith aus Judäa» - gemeinsam mit Chor und Orchester die wohl komischste Version der Lebensgeschichte Jesu.

Viele Kulissen sind dabei nicht nötig, um zu erzählen wie Brian, der zufällig im Bethlehemer Stall neben Gottes Sohn geboren wurde, versehentlich zum Messias erklärt und schließlich folgerichtig - zum Kultsong «Always Look on the Bright Side of Life» - ans Kreuz genagelt wird. «Jeder nur ein Kreuz», ist nur einer der berühmten Filmsätze, die auf der Bühne fallen.

Im Gegensatz zu dem Musical «Spamalot», das auf dem berühmten Monty-Python-Film «Ritter der Kokosnuss» beruht, fehlt ein Bühnenbild beim «Leben des Brian» weitgehend. Szenenwechsel werden höchstens angedeutet durch Blicke, Gesten, kleine Nuancen, die sich an den Kostümen der Sänger verändern, durch Hüte, Tücher oder römische Helme. Der Stall, in dem Brian geboren wird, wird symbolisiert durch ein steppendes Schaf.

Diejenigen, die den Film von 1979 nicht kennen, den das Londoner Magazin «Time Out» auf Platz 20 der besten britischen Filme aller Zeiten führt und das British Film Institute (BFI) auf Platz 28, könnten es darum womöglich ein wenig schwer haben, die Geschichte nachzuvollziehen. Das liegt auch daran, das nicht alle gesungenen Texte ganz leicht zu verstehen sind. Für alle anderen dürfte das Musikevent ein ganz großer Spaß sein.

Für den Kabarettisten und Autor Thomas Pigor (65) war es nach eigenen Angaben gar nicht so leicht, das «Life of Brian»-Oratorium, dieses «sehr britische Stück», ins Deutsche zu übersetzen, diesen britischen Klassiker mit deutschem, sogar bayerischem Einschlag zu versehen.

«Einfache Gags übersetzen sich leicht: Slapstick-Einlagen oder Situationskomik. Schwieriger wird es, wenn es um Wortwitz oder um Kontext geht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur kurz vor der Premiere. Da gebe es Anspielungen auf Fernsehserien, auf Monty-Python-Sketche, die für Engländer Klassiker sind, die ein deutsches Publikum aber kaum kennt. In solchen Fällen habe er dann «deutschen Kontext einbauen» müssen.

So wird aus dem englischen Bergmannschor eine Gruppe heimwehkranker Mittelfranken, die «Mir wolln hamm» schmettern. Die Dudelsackpfeifer sind in der Pigor-Version eine bayerische Blaskapelle - und auch ein Schuhplattler ist dabei.

Die besondere Komik ergibt sich nach seiner Ansicht aus der Diskrepanz zwischen Orchester und klassischen Sängern, die mit großem Gestus vortragen, auf der einen - und der Banalität dessen, was sie singen, auf der anderen Seite.

Angelehnt ist das Stück an Händels Messias-Oratorium. «Aber es ist auch Broadway mit drin und Popmusik, Country, Spiritual, sogar Mariachi-Trompeten», sagt Pigor. «Eine Satzbezeichnung lautet «Baroque and Roll».» Der Münchner Premierenabend hat gezeigt, wie treffend diese Bezeichnung ist.

 

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